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Oktober 2019

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24 graz www.grazer.at 2. OKTOBER 2019 Nach dem Abschluss SPANNEND. Schon im Abschlussjahr werden Schüler mit der Jobsuche und ihren Tücken konfrontiert. Der Experte weiß Rat. Von Svjetlana Wisiak svjetlana.wisiak@grazer.at Wer vor einem Schulabschluss steht, wird unweigerlich mit dem Bewerbungsprozess konfrontiert werden. Zwar bieten die Schulen oft Hilfestellungen an: Im Deutschunterricht lernt man, eine aussagekräftige Bewerbung zu schreiben, in den IT-Stunden, sie zu gestalten. Wenn man aber eines Tages in den undurchdringlichen Dschungel des Stellenmarkts entlassen wird, so ist man schnell einmal überfordert. Doch vor der tatsächlichen Jobsuche gilt es einige grundsätzliche Fragen zu klären. Und darauf kann den Schüler tatsächlich kein Schulfach vorbereiten. Karl-Heinz Snobe, Geschäftsführer des AMS Steiermark, hat richtungsweisende Tipps parat. Berufsorientierung Es kommt durchaus vor, dass ein Schulabgänger zunächst auf eigene Faust versucht, an eine Stelle zu kommen, bevor er beim AMS „landet“. Hier lenkt Snobe gleich ein: „Beim AMS ‚landet‘ man nicht. Es ist ein Dienstleister, der den Arbeitsuchenden eine breite Palette an Möglichkeiten bietet“, klärt er auf. Die Mehrheit der Jobsuchenden ist das aber nicht, stellt Snobe richtig. „Die meisten Jugendlichen sind schmerzbefreit“, erzählt er. Frustriert sind jene, die orientierungslos suchen. Berufsorientierung, Berufsinformation – mittlerweile stehen dem jungen Erwachsenen zahlreiche Optionen bereit, anhand derer er sich die Richtung weisen lassen kann. Selbst wenn man also „schmerzbefreit“ ist, können Arbeitsmarktservice, Karl-Heinz Snobe Wirtschaftskammer, Arbeiterkammer und Ähnliche dabei helfen, zumindest einmal eine Richtung einzuschlagen. Trügerisch Was empfiehlt also der Experte? Steht man am Ende der Hauptschule und erkennt, dass einem das Lernen liegt, steht eine AHS als offensichtliche Option bereit. Aber Achtung! Wer „nur“ ein Gymnasium abschließt, hat schlechte Chancen im Arbeitsmarkt. Selbst wenn sich Stärken herauskristallisiert haben – als Gym-Absolvent braucht man zumindest ein Bachelor-Studium, um als wertvolle Arbeitskraft angesehen zu werden. Anders sieht es im Bereich der BHS aus. Für einen HAK-Absolventen gestaltet sich der Posten im Büro als aussichtsreicher als für einen BWL-Studienabsolventen. Trügerisch kann die Mittelschule sein. HAS und Co können leicht einmal zur Sackgasse werden, warnt Snobe. Horizont Oft hat ein Schulabschließer aber auch ganz genaue Vorstellungen davon, welchen Beruf er ausüben will. Der AMS-Chef sieht darin auch eine Einschränkung und liefert einen überzeugenden Beweis dafür: „Ist eine junge Person davon überzeugt, Tierpfleger werden zu wollen, steht sie vor einer Herausforderung. Tatsächlich sind die (Lehr-)Stellen in der Tierpflege sehr beschränkt. Hier geht es darum, darüber hinauszudenken“, erklärt Snobe. Als Stütze werden Plattformen wie die Perspektivenwerk- Wer sich unvorbereitet in den Bewerbungsdschungel stürzt, kann schnell von Nervosität überwältigt werden. GETTY statt geboten. Wer sich dennoch auf einen Posten verbissen hat, kann Bewerbungstrainings absolvieren – unter realistischen Bedingungen und mit einem ganzheitlichen Angebot, das neben Bewerbungsschreiben auch Bereiche wie „Styling-Tipps fürs Bewerbungsgespräch“ abdeckt. In diesem Rahmen lernt man Stresssituationen nicht nur kennen, man erfährt auch, wie man mit seiner eigenen Nervosität am besten umgehen kann. Comeback der Lehre Einen durchaus interessanten Faktor stellt die Lehre dar. Snobe empfiehlt sie vor allem jenen, die sich über ihren Bildungsweg nicht sicher sind. Der Vorteil liegt auf der Hand: Im Vergleich zu ei- Orientierungshilfe für Arbeitsuchende Alle Tipps des Experten für Absolventen auf einen Blick ■■Hauptschule/Mittelschule: Wer eine Leidenschaft fürs Lernen entdeckt hat und vielleicht sogar studieren möchte, kann ein Gymnasium wählen. Wer gerne lernt, aber nicht so lange auf den Berufseinstieg warten will, für den bieten sich BHS an. Achtung: BMS wäre in diesem Falle eine suboptimale Lösung, da sie oft in Konkurrenz zur BHS steht. Die bessere Option: Wer nicht mehr lange die Schulbank drücken möchte, kann sich für eine Lehre entscheiden. ■■Gymnasium: Wer gleich nach der Matura einen Job sucht, könnte sich schwertun. Wenn aber auch ein Studium keine Option ist, dann sollte man eine Lehre in Erwägung ziehen. Der Vorteil: Sollte man nach der Berufsausbildung doch noch studieren wollen, so bieten viele FHs die Möglichkeit dazu. ■■Berufsbildende Höhere Schule: Wer schon immer zum Beispiel Büroangestellter sein wollte, kann die Jobsuche gleich angehen. Der Vorteil: Oft werden BWL-Studenten als überqualifiziert eingestuft. Ihnen gegenüber haben HAK-Absolventen bessere Chancen.

2. OKTOBER 2019 www.grazer.at graz 25 ist vor der Jobsuche nem Studienabsolventen etwa kann ein Lehrling(-smeister) Berufserfahrung vorweisen. Schon längst schließt die Lehre nicht aus, am Ende mit einer Matura abzuschließen. Und noch mehr: Manche FH-Studien setzen eine Matura gar nicht mehr voraus, wenn die Praxis durch die Lehre gegeben ist. Wenn man also von einer „Renaissance der Lehre“ spricht, tut man ihr vielleicht sogar Unrecht. Vielmehr hat sich die Lehre weiterentwickelt – zu einer Ausbildung, die sich dem Charakter des Auszubildenden anpasst. In welche Richtung diese jedoch gehen soll – diese Frage muss sich der junge Erwachsene selber stellen. Einrichtungen wie das AMS bieten mit Orientierungshilfen, Interessens- und Neigungstests eine nützliche Stütze auf dem Weg zur perfekten Stelle an. Das AMS hat seinen Ruf als „Auffanglager“ für Langzeitarbeitslose schon längst hinter sich gelassen. Branchen In einerlei Hinsicht kann dennoch ein Tipp ausgesprochen werden: Mit der Digitalisierung ist der Arbeitsmarkt noch lange nicht fertig. Wer eine Ausbildung in Richtung Büro- oder Einzelhandelskaufmann wählt, sollte zusätzlich einen Fokus auf IT legen. Eine technische Ausbildung bleibt weiterhin das Nonplusultra in der Berufswelt. Auch wenn es ums Suchen geht, weiß der Experte Rat: „Es ist ganz natürlich, dass man zuerst sein eigenes Netzwerk – also Familie, Freunde – nutzt. Das dann aber mit dem Angebot von Einrichtungen wie dem AMS zu kombinieren, wäre ideal. Dieses kann Praktika oder sogar Lehrstellen (Börse) vermitteln.“

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