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November 2019

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graz 6 powered by www.grazer.at 14. NOVEMBER 2019 Die „Täter“: Wie, warum und NICHT WEGSEHEN. Mobber distanzieren sich oft von den Betroffenen, um keine Schuldgefühle haben zu müssen. Von Fabian Kleindienst redaktion@grazer.at Sybille ist zwölf Jahre alt und sehr schüchtern. Sie tut sich schwer, Freunde zu finden, und wird nach und nach zur einfachen Zielscheibe für ihre gesamte Klasse: Mitschüler verbreiten wilde Gerüchte über sie, beleidigen sie wegen ein paar Pickeln in ihrem Gesicht und stehlen ihr eines Tages sogar das Handy. Zwar beteiligen sich nicht alle direkt am Mobbing, doch die meisten lachen mit, andere sehen einfach weg. Sybille beginnt sich immer weiter zurückzuziehen, verliert ihre Lebensfreude, bekommt schlechte Noten und fürchtet sich jeden Abend vor dem nächsten Schultag. Mobbing-Akteure sind sich dieser Folgen oft nicht wirklich bewusst. Wer mobbt, ist also nicht automatisch ein schlechter Mensch. Vielmehr kommt es oft zu einer Gruppendynamik, die es schwer macht, sich in die Lage der Betroffenen zu versetzen. Immer wieder bringt auch die Angst, selbst ausgeschlossen zu werden, Schüler dazu, sich über andere lustig zu machen oder sich am Mobbing zu beteiligen. Eine aktuelle Studie der Arbeiterkammer zeigt, dass immerhin 16,7 Prozent der befragten gemobbten Personen selbst zu Mobbing-Akteuren wurden. Wir sind auf Spurensuche gegangen und haben ein paar Fragen zum Nachdenken über eigenes Verhalten zusammengefasst: Warum mobben Mobber? Nicht jeder mobbt seine Klassenkameraden aus denselben Gründen. Erkennst du dich in einigen dieser Punkte wieder? ➣ Du bist in deinem Freundeskreis einer der Anführer. Indem du andere auslachst und herabsetzt, willst du deine Stärke zeigen. ➣ Du willst dir Respekt verschaffen. Andere schlechtzumachen, stärkt dein Selbstbewusstsein. ➣ Du hast nicht über die Gefühle der Betroffenen nachgedacht. ➣ Du empfindest insgeheim Neid gegenüber den Betroffenen. ➣ Der/die Betroffene erinnert dich an eigene Schwächen. ➣ Du suchst einen Sündenbock für dein eigenes Verhalten. ➣ Du warst selbst von Mobbing betroffen und willst so verhindern, wieder selbst in diese Situation zu kommen. ➣ Du hast Angst vor Neuem und Fremdem. Tu ich anderen weh? Eines muss dir klar sein: Mobben ist eine Form der Gewalt und daher absolut inakzeptabel. Auch wenn du und deine Freunde dieses Verhalten lustig findet, ist es für die Betroffenen kein Spaß. 70,2 Prozent der Mobbing-Opfer fühlen sich verletzt und gedemütigt, 31 Prozent haben Angstgefühle, etwa 36,9 Prozent verlieren ihre Lebensfreude. Auch körperliche Schmerzen, wie Kopf- oder Bauchweh, sind häufige Folgen. Nur weil du gemobbt hast, bist du natürlich kein schlechter Mensch, oft wird in der Gruppendynamik einfach nicht an die Gefühle anderer gedacht. Ein Tipp: Nimm die Perspektive deines Gegenübers ein und denk darüber nach, wie er oder sie sich fühlen muss. Zusehen - Teil des Problems? Mitläufer sind meistens froh, selbst keine Opfer zu sein. Sie finden das Mobbing oft unterhaltsam, lachen über die Betroffenen und bestärken die Akteure damit noch in ihrem Verhalten. Zusehen alleine wird schon als Billigung aufgefasst. Laut der Mobbing-Studie der Arbeiterkammer aus dem Jahr 2017 wird Mobbing zu 86,5 Prozent von Mitschülern bemerkt. Es ist daher wichtig, Zivilcourage zu zeigen. Ein Tipp: Schließt euch gleich zu zweit oder dritt zusammen, helft den Betroffenen und bittet um Hilfe: Das ist kein Petzen! Wann ist es Mobbing? Mit Mobbing sind absichtliche, gezielte und wiederholte Angriffe auf Personen gemeint. Ob du dich selbst daran beteiligst, erkennst du an mehreren Merkmalen: ➣ Es herrscht ein Kräfteungleichgewicht. Du bist stärker als der oder die Betroffene oder verbündest dich mit anderen gegen ihn oder sie. Auch Schüler, die nur zuschauen oder lachen, beteiligen sich. ➣ Du bist nicht nur einmal gemein zu einem Mitschüler, sondern mindestens einmal die Woche oder noch öfter. ➣ Die Übergriffe dauern bereits über Wochen an. ➣ Das Opfer kann oder will sich nicht mehr wehren und ist ohne Hilfe nicht mehr in der Lage, das Mobbing zu beenden. Wie schade ich mir selbst? Nicht nur Betroffene haben an negativen Langzeitfolgen zu leiden. Auch Täter, Mitläufer und Zuseher erlernen so schlechte Verhaltensweisen und haben immer wieder mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Mobbing-Akteure leiden außerdem oft unter einem schulischen Leistungsabfall, Zuseher entwickeln langfristig eine stärkere Angst vor Ausgrenzung. Wenn es zu weit geht, kann es auch rechtliche Konsequenzen geben: Cybermobbing zum Beispiel ist seit 2016 ein Straftatbestand.

14. NOVEMBER 2019 www.grazer.at graz 7 mit welchen Folgen? Oft sind sich Mobbing-Akteure nicht bewusst, wie sehr sie ihr Gegenüber verletzen. GETTY

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