10 graz www.grazer.at 4. MÄRZ 2020 Viele Schüler haben schon Erfahrungen mit Cannabis gemacht. Gerade im jugendlichen Alter ist das allerdings nicht ungefährlich fürs Gehirn. GETTY Junge Kiffer – harte Fakten ACHTUNG. Immer mehr Schüler greifen zum Joint statt zur Flasche. Die Auswirkungen werden dabei oft unterschätzt. Von Fabian Kleindienst redaktion@grazer.at Hand hoch, wer‘s schon einmal gehört oder gesagt hat: Sätze wie „Alkohol ist ja viel schlimmer“ oder auch „Gras ist weniger schädlich“ hört man immer wieder von jungen Menschen, vor allem auch in den aktuellen Debatten um die Legalisierung von Cannabisprodukten. Diese Stimmungslage belegte im vergangenen Jahr auch die groß angelegte Studie „Health Behaviour of School-aged Children“. Dabei wurden die Daten von etwa 7600 österreichischen Schülerinnen und Schülern ausgewertet. Mit gemischten Resultaten: Während 2010 noch 48 Prozent der Burschen und ca. 40 Prozent der Mädchen der 9. und 11. Schulstufe angaben, einmal die Woche Alkohol zu trinken, so waren es 2018 nur noch 32 Prozent der jungen Männer und sogar nur 26 Prozent der jungen Frauen. Bei Cannabisprodukten ist hingegen ein gegenläufiger Trend zu erkennen: 2010 gaben knapp 9 Prozent der Burschen und 5,5 Prozent der Mädchen an, schon mal einen Joint geraucht zu haben, 2018 waren das schon 11,5 bzw. knapp 6 Prozent. Auch Ulf Zeder, Suchtkoordinator der Stadt Graz, bestätigt den Trend: „In den letzten Jahren ist der Konsum bei Jugendlichen zwischen 15 und 17 Jahren angestiegen, auch wenn der Konsum im Vergleich zu unseren Nachbarländern noch unterdurchschnittlich ist.“ Dennoch ist die Monatsrate von 8 auf knapp 9,5 Prozent gestiegen. Doch gerade für Jugendliche birgt Cannabis einige Gefahren. Gehemmte Entwicklung Negative gesundheitliche Effekte für Jugendliche sind wissenschaftlich nachgewiesen: „Aktuelle Studien machen deutlich, dass das Risiko für Psychosen auch vom Alter bei Beginn des regelmäßigen Cannabiskonsums abhängt, weil die Entwicklung des Gehirns gestört wird. Auch neuropsychologische Defizite durch Cannabis entstehen nur, wenn der Cannabiskonsum im jugendlichen Alter begonnen wird“, so Zeder. Das belegt auch eine aktuelle Studie des Fachmagazins „Journal of Neuroscience“. Dabei wurden die Hirnscans von jugendlichen Probanden, die bereits Gras geraucht hatten, mit anderen verglichen, die noch keine derartigen Erfahrungen hatten. Die Studie zeigte, dass jene Gruppe, die bereits ein paar Mal Cannabis konsumiert hatte, mehr graue Gehirnsubstanz aufwies und gleichzeitig schlechter bei Tests zum logischen Denken abschnitt. Egal wie man also grundsätzlich zu der Droge steht, vom Konsum im jugendlichen Alter ist in jedem Fall abzuraten. Das bestätigt auch Zeder: „Erst mit Anfang bis Mitte 20 gilt die Hirnreifung als abgeschlossen, davor ist zur Zurückhaltung im Konsum zu raten.“ Missbrauch = Gefahr Von missbräuchlichem Konsum spricht man laut Zeder übrigens dann, wenn man aus Langeweile kifft, sich so von Schwierigkeiten ablenken möchte oder wenn man zusätzliche Risiken eingeht, beispielsweise ein Verkehrsmittel lenkt oder bekifft zur Schule geht. Für Schüler gilt: „Wer tagsüber lernt und abends Cannabis raucht, löscht unter Umständen seinen Arbeitsspeicher“, warnt Zeder insbesondere vor dem Konsum an Schultagen.
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