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Jänner 2023

- Ein Blick ins Grazer Jugendgefängnis - Gewalt in der Schule: Hilfe von der Polizei - Starke Songs gegen Mobbing - Angebot der Stadt: Telefonische Begleitung auf dunklem Heimweh

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6 graz www.grazer.at JÄNNER 2023 Evelyn Trattner In spannenden Vorträgen und Workshops kann man lernen, wie man in Problemsituationen richtig reagieren kann – und welche Konsequenzen Taten haben können. GETTY, LPD STMK/MARTINELLI Gewalt in der Schule: Hilfe von der Polizei WICHTIG. Wie kann ich reagieren, wenn ich Opfer von Gewalt werde? Mit welchen Folgen muss ich als Täter rechnen? Die Polizei kommt mit Vorträgen an Schulen, um Gewalt schon im Vorfeld zu verhindern. Von Fabian Kleindienst fabian.kleindienst@grazer.at Brutale Überfälle unter Jugendlichen regten in Graz zuletzt auf – kurz nach einem „Grazer“-Artikel konnte die Polizei Verdächtige festnehmen. Neben Ermittlungen im Ernstfall versucht die Polizei schon im Vorfeld, also präventiv, an Schulen zu helfen. Denn: Wer Gewalt ausübt, sollte sich der möglichen Folgen bewusst sein, wer Opfer wird, soll wissen, wir er oder sie auf mögliche Angriffe reagieren kann. Bei den jüngsten Vorfällen sei unter anderem eines aufgefallen, berichtet Polizeisprecher Markus Lamb: „Diese Überfälle waren am helllichten Tag, an stark frequentierten Örtlichkeiten – aber es hat niemand um Hilfe gerufen.“ Das ist auch ein Aspekt, an dem man an den Schulen ansetzt, berichtet Chefinspektorin Evelyn Trattner, Leiterin der Kriminalprävention in Graz. Ein wichtiger Bereich ist laut Trattner aber gerade auch, wie man sich in Krisensituationen verhält. Etwa, wenn man plötzlich von einer fremden Person festgehalten wird – oder von anderen Jugendlichen geschlagen. „Laut schreien, andere Menschen persönlich ansprechen, um Hilfe bitten – und vielleicht schon vorab die Straßenseite wechseln, wenn man ein ungutes Gefühl hat“, erklärt Trattner. Richtig reagieren Die Präventionsarbeit der Polizei geht nach der Volksschule aber noch weiter, wie Trattner berichtet. Ab der 5. Schulstufe gibt es das Projekt „Under 18“. Konkret gibt es dabei drei Schwerpunkte. ☞ „All Right – Alles was Recht ist“, ein Gewaltpräventionsprogramm. In insgesamt 13 Unterrichtseinheiten geht es auch darum, Konsequenzen des eigenen Verhaltens zu erkennen. „Wir versuchen auch, Handlungsstrategien mit den Kindern zu erarbeiten“, so Trattner. „Wenn ein Fünftklässler beispielsweise an­ gepöbelt wird, soll er andere Handlungsmöglichkeiten kennen, als zuzuschlagen.“ Ganz wichtig sei es, das erklärt auch Edgar Raffler, der die Workshops in Graz-Umgebung durchführt, „Nein“ zu sagen – zum Beispiel wenn es zu Mobbing kommt: „Hinstellen, Hand ausstrecken, Abstand herstellen und ‚Stopp‘ sagen, das Gegenüber auch mit dem Vornamen ansprechen. Es ist ganz wichtig, das zu kommunizieren.“ Für Zu- und Wegseher sei es bei Mobbing wichtig zu verstehen: Man kann eingreifen und helfen. ☞ Click & Check: Das zweite Programm widmet sich vor allem den Gefahren des Internets. Die eigene Privatsphäre, die persönlichen Daten – beides gilt es zu schützen. Gleichzeitig muss man auch mit Folgen rechnen, wenn man den Datenschutz von Bekannten und Mitschülern verletzt. ☞ Look@your.Life: Dabei sieht man sich große Lebensbereiche, Klasse, Party, Time-out sowie Schule und Familie an. Gerade die Freizeit sei ein wichtiger Faktor, wie Trattner betont: „Viele Jugendliche wissen nicht mehr, wie sie ihre Zeit ohne ihr Handy verbringen können.“ Das sei aber wichtig, auch für die Kriminalprävention. „Denn wenn Jugendliche nur noch online leben, kann es schnell passieren, dass man in eine falsche Welt abrutscht“, so Trattner. Das Handy hin und wieder wegzulegen kann auch gesundheitlich helfen: Laut Trattner kann es durchaus zu Überlastungen kommen. „Bis zum Burnout“, so die Expertin. Der richtige Umgang mit Alkohol und das Wissen über dessen gesundheitliche Risiken ist ebenfalls Teil des Projekts. Wichtig ist auch das Aufbauen von Zivilcourage: Mitschülern zu helfen, wenn sie gemobbt oder angegriffen werden, ist auch Thema des Projekts. Interessierte Schulen können sich bei der Polizei für Kurse melden – also einfach bei den Lehrern nachfragen.

JÄNNER 2023 www.grazer.at WIKU nach Gewalt-Vorfällen in Graz: graz 7 „Wir haben sofort reagiert“ ENGAGIERT. Am Wirtschaftskundlichen Bundesrealgymnasium in Graz wurde nach den Vorfällen unter Jugendlichen sofort reagiert und eine Informationskampagne gestartet. Mit Tipps für Schüler. Von Fabian Kleindienst fabian.kleindienst@grazer.at Mitte November kam es in Graz zu einer Serie brutaler Überfälle unter Jugendlichen. Kurz nach einem „Grazer“-Bericht über die Vorfälle konnte die Polizei die sogenannten „Schüler-Schläger“ verhaften – ihnen könnten lange Haftstrafen drohen. In Grazer Schulen wurde man infolge dieser Fälle hellhörig. So startete etwa WIKU-Direktorin Eva Ponsold sofort eine Informations-Kampagne. „Bei uns gab es zwar noch keinen Vorfall, aber der ‚Grazer‘-Bericht war sehr aufrüttelnd“, berichtet sie. Deshalb habe sie umgehend reagiert und ein Mail an alle Lehrer ausgeschickt: „Damit sie die Schüler informieren, dass es in Graz zu diesen Fällen gekommen ist und dass sie aufpassen müssen.“ Im Zuge der Informations-Kampagne gab man auch wichtige Tipps: ☞ Am Schulweg beieinander bleiben und in Gruppen gehen. „So kann man sich besser schützen“, betont Ponsold. ☞ Apps downloaden, die Signaltöne von sich geben ☞ Nicht von fremden Menschen ansprechen lassen ☞ Nicht alleine durch einsame Gassen oder Straßen gehen ☞ Sofort Hilfe holen, auch wenn man selbst nicht betroffen ist ☞ Umstehende Erwachsene nach Möglichkeit direkt um Hilfe ansprechen „Ich glaube, das ist das Allerwichtigste“, ist Ponsold überzeugt: „Dass so viele Kinder wie möglich darüber Bescheid wissen.“ Abgesehen von der aktuellen Informationsoffensive setze man im WIKU massiv auf Präventionsarbeit. „Wir kooperieren da sehr gut mit der Polizei und versuchen in so vielen Schulstufen wie möglich Workshops abzuhalten.“ Themen seien etwa Gewaltprävention, Drogenprävention, aber auch Zivilcourage. Am WIKU wurde nach dem „Grazer“-Artikel rasch reagiert. Eva Ponsold KK, WIKU Darüber reden braucht Mut. Darüber reden macht Mut. Bezahlte Anzeige. | © Land Steiermark/Gettyimages/xijian Mit freundlicher Unterstützung: FÜR JUGENDLICHE BEI KRISEN ALLER ART. Der Männernotruf Steiermark bietet in Krisenund Gewaltsituationen eine erste unmittelbare Anlaufstelle rund um die Uhr. Wir nutzen unser Netzwerk, damit du weitere geeignete Hilfe bekommst. Ein vertrauensvolles Gespräch ist oft der erste Schritt zur Veränderung. Ruf uns an! Wir hören dir zu!

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