2 die seite zwei www.grazer.at 7. NOVEMBER 2021 E D I T O R I A L von Tobit Schweighofer ✏ tobit.schweighofer@grazer.at Wir haben’s nachhaltig kapiert W ährend die Staats- und Regierungschefs dieser Welt derzeit beim Klimagipfel in Glasgow versuchen, die Welt zu retten, backen wir hier in Graz kleinere Brötchen. Aber wenigstens backen wir sie, was man wahrlich nicht von allen Redenschwingern in Glasgow behaupten kann. Leise, still und heimlich haben wir offenbar ein Bewusstsein für unsere Umwelt entwickelt, wie man beispielhaft an dieser „Grazer“-Ausgabe erkennen kann. Der millionenschwere Ausbau der Bahnhöfe (Seiten 4/5), der nachhaltige Ausbau von Dachräumen, um Versiegelung zu vermeiden (Seite 6), die Vorreiterrolle in Sachen Dekarbonisierung (Seiten 24/25), nachhaltige Initiativen in Hart, ausgezeichnete Energie-Effizienzprojekte in Seiersberg-Pirka und Lieboch (Seite 10) bis hin zur wiederbefüllbaren Steiermark-Weinflasche (Seite 12) – das alles sind wichtige kleine und größere Puzzleteile eines Bildes, das zeigt: Wir haben verstanden. Wenn es um die Umwelt geht, müssen wir alle unseren Beitrag leisten und zusammenhalten. Natürlich gibt es auch bei uns noch viel zu verbessern, aber die Richtung stimmt. Bleibt zu hoffen, dass dieser Geist auch auf der großen Bühne in Glasgow umgeht, denn nur dann können wir die Welt tatsächlich retten. Tobit Schweighofer, Chefredakteur SONNTAGSFRÜHSTÜCK MIT ... ... Kilian Fischhuber Dieses Bild trifft „Frühstück mit Kilian Fischhuber“ ziemlich gut. Der erfolgreiche Boulderer ist regelmäßig outdoor unterwegs. HOLZKNECHT/RED BULL CONTENT POOL Vor seinem Graz-Besuch nächste Woche haben wir mit dem fünffachen Boulder-Weltcup-Gesamtsieger und Kletter-Nationaltrainer gefrühstückt. Wie schaut ein richtiges Bergsteiger-Frühstück aus? Was essen Sie am liebsten? Müsli mit Haferflocken, im Winter a „Gatscherl“ und im Urlaub gerne ein Baguette und Croissant. Was ist für Sie das Reizvolle am Klettern? Wie sind Sie zu diesem Sport gekommen? Ich habe 1995 in einer kleinen Kletterhalle in Waidhofen an der Ybbs mit dem Klettern begonnen. Ich war von Anfang an mit Freunden unterwegs und genoss die sozialen Aspekte des Boulderns und Kletterns. Die Freunde, mit denen ich den Sport auch heute noch ausübe, sind ein elementarer Bestandteil meiner langen Faszination an diesem Sport. Wie schafft man es bis ganz an die Spitze? Es ist wohl eine Mischung aus Fleiß, Ehrgeiz, viel Glück und Zufall. Ich glaube aber, dass ich nie so wirklich vorhatte, der Allerbeste zu sein, das hat es leichter gemacht. Andererseits wollte ich immer Weltmeister werden, was mir ja bekannterweise nicht geglückt ist. Wie geht man mit Entbehrungen, aber auch mit Risiko um? Wenn ich auf meine Wettkampfzeit zurückblicke, glaube ich nicht, großen Entbehrungen oder Risiken ausgesetzt gewesen zu sein. Vielmehr war es eine Bereicherung. Die Reise nach Russland war da schon anders: zu Fuß durch die Tundra, bis an einen der entlegendsten Orte der Welt. Nach nur einer Stunde sahen wir den ersten Pfotenabdruck eines Bären – und er war riesig! Was kann jeder Einzelne vom Klettersport lernen? Bouldern ist sehr sozial. Man erarbeitet gemeinsam Lösungen und kann sehr viel voneinander lernen. Nächste Woche halten Sie einen Vortrag beim Mountainfilm Festival in Graz. Was verbinden Sie mit der Stadt? Ich habe vor einigen Jahren beim Mountainfilm Graz einen Kletterfilm gezeigt. Ich kann mich nicht erinnern, dass jemals so lange geklatscht wurde. Das war schön! Mit Graz verbinde ich auch das „Bloc House“, eine der besten Boulderhallen in Österreich. Ich bin immer wieder gerne dort. Welche Aktivitäten gefallen Ihnen abseits der Boulder- bzw. Felswand? Ich arbeite gerne auf Baustellen. Nicht professionell, aber wenn ich wo aushelfen kann, macht mir das sehr Spaß. Welche Bücher lesen Sie, welche Musik hören Sie? Ich lese zurzeit Christian Kracht. Durch mein Englisch-Studium habe ich viel englische Literatur gelesen. Musik ist vielseitig, deshalb nichts Spezielles. Auch immer wieder gerne Klassik. Sind Sie ein Hunde- oder Katzenmensch? Beides! Sommer oder Winter? Sommer UND Winter. Gerade die wechselnden Jahreszeiten finde ich so toll! Lieber in die Zukunft oder in die Vergangenheit reisen? In die Vergangenheit. Zukunft werde ich hoffentlich noch ein Stück mitnehmen. VERENA LEITOLD Kilian Fischhuber wurde am 1. August 1983 in Waidhofen an der Ybbs in Niederösterreich gebo ren. Er ist Europameister (2013), zweifacher Vizeweltmeister (2005 und 2012) sowie 21-facher Weltcup- Sieger und fünffacher Weltcup-Gesamtsieger im Bouldern. Inzwischen ist er selbst nicht mehr aktiv, aber Trainer des österreichischen Nationalteams. Nächsten Freitag (12. November) hält er einen Multimediavortrag beim Mountainfilm Festival in Graz.
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