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7. Mai 2023

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- Delikte von Jugendgewalt in Graz stark gestiegen - Freiluft-Partys dürfen nur noch in Gesprächslautstärke stattfinden - Personalmangel in öffentlichen Toiletten in Graz - Schloss Eggenberg: die Mauern müssen saniert werden - Badespaß mit dem „Grazer" Bade-Pass

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34 viva www.grazer.at 7. MAI 2023 Pflegenotstand: akut und alarmierend Pflegekräfte tragen den Großteil der Last im Gesundheitssystem. UNSER ANGEBOT: Sie haben eine abgeschlossene Ausbildung im Bereich Pflege und Betreuung WIR HABEN DEN PASSENDEN JOB FÜR SIE • Sehr gute Einschulung • Pausen in der Arbeitszeit • Supervision und regelmäßige Fortbildung in der Arbeitszeit • Familienfreundliche Arbeitszeiten (z.B. keine Nachtdienste) • Sehr selbständiges und eigenverantwortliches Arbeiten • Karrieremöglichkeiten (Fach-& Pflegemanagementebene) • Wertschätzende und vertrauensbasierte Arbeitshaltung Werden Sie Teamkollegin/Teamkollege in der mobilen Pflege und Betreuung. r helga.schauperl@st.roteskreuz.at u 0676 8754 16510 GETTY TAG DER PFLEGE. Der Engpass in der Pflege fordert dringende Maßnahmen. Am 12. Mai ist der Internationale Tag der Pflege, der an die Bedeutung der Pflege erinnern soll. Seit der Gründung der ersten Pflegeschule in Österreich im Jahr 1882 hat sich einiges bewegt in dieser Branche. Zuletzt leider in eine weniger vielversprechende Richtung. Die ohnehin dramatische Situation im Pflegebereich spitzt sich weiter zu. Verheerende Lage Bis zum Jahr 2030 könnten 75.000 bis 100.000 Pflegekräfte in Österreich fehlen. Das System könnte vor dem Zusammenbruch stehen. Eine Eskalation ist nicht auszuschließen. Neben der Pflegereform aus dem Vorjahr braucht es noch weitere Schritte wie bessere Arbeits- und Rahmenbedingungen, wie von vielen Seiten gefordert wird. Im Vordergrund müsse die Entlastung stehen und eine größere Attraktivität des Berufsbildes, das durch die Außenwahrnehmung, die Diskurse und die Erfahrungsberichte gelitten hat. Österreichweit stehen indes Kranken- und Pflegeeinrichtungen am Rande der Leistungsfähigkeit. Der Sektor kämpft mit einem hohen Arbeitsdruck, während die Zahl der Pflegebedürftigen steigt und die Pandemie als Brandbeschleuniger gewirkt hat. Die Zeit wird knapp, um die Missstände noch umzukehren. Initiativen Zur aktuellen präkeren Lage hielt die Arbeiterkammer Steiermark am 5. Mai eine Pressekonferenz mit dem Inhalt „Bessere Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte“, in der AK-Präsident Josef Pesserl, Beatrix Eiletz, AK-Vorstandsmitglied und Betriebsratsvorsitzende der Volkshilfe, sowie Alexander Gratzer, Leiter der AK-Abteilung Gesundheit, Pflege und Betreuung, sich über die Herausforderungen und Möglichkeiten austauschten und einen Maßnahmen- und Förderkatalog vorstellten. Auch die Stadt Graz setzt aktuell Maßnahmen zur Entschärfung der Situation. Um den Zugang zur Ausbildung zu erleichtern, wurde in Kooperation mit dem bfi ein mit 500 Euro vergüteter Orientierungsmonat namens „Pflege ist mehr“ für Interessierte, die überlegen, in den Pflegeberuf einzusteigen, gestartet. Die ersten Kurse beginnen nach der Orientierungsveranstaltung am 19. Mai im bfi BZ Graz-West. Erst Ende April wurde im Ministerrat die Schaffung der Pflegelehre fixiert. Der neue Lehrberuf der Pflegelehre soll berufliche Perspektiven schaffen. Pflegekräfte aus dem Ausland wurden zuletzt in der Steiermark angeworben. Der Markt wurde von der WKO-Außenhandelsbotschaft sondiert und bislang wurden 16 kolumbianische Pflegefachkräfte angestellt. Die Ausbildung in Kolumbien basiert auf dem gleichen Curriculum wie hierzulande. Planmäßig werden bis zum Jahresende noch weitere folgen. Zuletzt wurden in einem Maßnahmenpaket Prämien an Mitarbeiter ausgeschüttet. Pensionierungswelle Ein Drittel der aktuell in Österreich Beschäftigten, etwa 127.000 Pflegekräfte, ist über 50, wie eine Studie ergeben hat, und wird innerhalb der nächsten sieben Jahre in Pension gehen. Bis 2030 werden deswegen und aufgrund der steigenden Zahlen von Pflegebedürftigen etwa 75.500 zusätzliche Vollzeit-Pflegekräfte gebraucht. Der Ausbildungssektor wird es jedoch schon ab nächstem Jahr nicht mehr schaffen, die nötigen Pflegefachkräfte bereitzustellen. Denn bis 2030 bräuchte es zusätzlich zwischen 1200 und 2100 Absolventen pro Jahr. Doch der Trend ist rückläufig, wie die Auswertungen der vergangenen Jahre zeigen. Nach der Coronakrise fühlt sich eine Vielzahl der Pflegekräfte erschöpft. Es kommt vermehrt zu Berufswechseln. GA

7. MAI 2023 www.grazer.at anzeige graz 35 Tragisch: „24-Stunden-Pflege und Betreuung“ steht bald vor dem Aus Selbst betroffen, authentisch und streitbar, setzt sich Klaus Katzianka für all jene ein, die pfl egebedürftig sind und Pflegebedürftigen täglich hilfreich zur Seite stehen. Das Ende der „24-Stunden- Pflege und Betreuung“ scheint in Sicht? Klaus Katzianka: Leider. Mit Verdrängen geht es jetzt nicht mehr, das Gesundheitswesen kollabiert. Einerseits sagt die Politik, dass es ohne Pflegekräfte aus dem Ausland nicht gehen wird, andererseites bleibt die „24-Stunden-Pflege und Betreuung“ völlig außen vor. Eine Entscheidung im Sinne der Menschen ist also dringend erforderlich? Meine volle Überzeugung ist, dass jeder Mensch gerne so lange zu Hause versorgt werden möchte, solang es nur irgendwie geht. Gerade die „24-Stunden-Pflege“ setzt da an, wir können nicht alle gleich ins Heim stecken, auch dort gibt es zu wenig Ressourcen. Würde das auch Einsparungen bedeuten? Wenn es gelingt, mehr Menschen länger zu Hause zu versorgen, besteht hier ein hohes finanzielles Einsparungspotenzial. Ich meine, wenn man von zehn älteren Menschen sechs Menschen fünf bis zehn Jahre später in einer stationären Betreuung hat, würde dies vor allem menschlich, aber auch volkswirtschaftlich viel bringen. Und die Finanzierung? Wir brauchen monatlich ca. 1000 Euro mehr in der Familie, um den finanziellen Herausforderungen gerecht zu werden. Nur so kann es die 24-Stunden-Pflege weiterhin geben, Preisdumping in diesem Bereich führt dazu, dass keine Pflegekräfte mehr nach Österreich kommen wollen. Was slowakische Pflegekräfte betrifft, ist das bereits so. 80.000 bis 100.000 Betreuungskräfte aus den unmittelbaren Nachbarländern sind da, es sollte in unser aller Interesse liegen, sie zu halten. Ihre Lösungsvorschläge? Ein Ende der politischen Machtkämpfe und dafür zunächst die politische Anerkennung der „24-Stunden-Pflege und Betreuung“ als gleichwertiger Bestandteil im gesamten Pflegebereich, eine zeitgemäße Anpassung von Pflegegeld und sonstigen Förderungen. Was würde Pflegende und Gepflegte noch unterstützen? Man muss Betroffene und Angehörige aus der ewigen Bittsteller- Situation nehmen. Für die „24- Stunden-Pflege und Betreuung“ bietet sich ein Mittelding zwischen unselbstständig und selbstständig an. Vor allem wäre es wichtig, dass bundesweit rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen und dazu auch die Betroffenen mit einbezogen werden. © Foto Freisinger

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