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6. Juni 2021

- Zebrastreifen noch nicht sicher genug - Schutz um Moschee wird erhöht - Gewinnspiel: Luxus-Urlaub in Dubai - Das Moin ist eröffnet - Grazer Stadtpokal nimmt Fahrt auf

2 die seite zwei

2 die seite zwei www.grazer.at 6. JUNI 2021 E D I T O R I A L von Tobit Schweighofer ✏ tobit.schweighofer@grazer.at Der erste Elchtest im Gegenlicht G erade erst hob die Stadt die Fach- und Präventionsstelle „Gegenlicht“ gegen Parallelgesellschaften aus der Taufe, und schon muss diese den ersten echten Elchtest bestehen. Das Islamische Kulturzentrum sah sich dieser Tage einer Attacke eines offenbar geistig Verwirrten ausgesetzt (siehe auch Seite 6). Auch wenn diese Attacke nur aus lautem Autoreifengequietsche bestand und der Mann sich anschließend an der Moscheemauer erleichterte, versetzte sie nicht nur Imam Fikret Fazlic in Aufregung. Gerade in Zeiten, in denen der Bund feierlich eine „Islam- Landkarte“ veröffentlicht, die umgehend rechtsradikale Aktivisten zu Kundgebungen vor den aufgelisteten Einrichtungen inspirierte, auch mehr als verständlich. Reflexartig sagte die Stadt ihre Hilfe zu: Das Kulturzentrum wird abgeschottet, Zäune und Schranken errichtet, und die Polizeipräsenz verstärkt. Auch wenn diese Reaktion natürlich nachvollziehbar ist, sind damit aber auch sämtliche Voraussetzungen für das Entstehen einer Parallelgesellschaft erfüllt. „Erfolgreiche Integration lebt vom aktiven Miteinander. Die Abschottung einzelner Gruppen steht diesem Miteinander entgegen“, hieß es noch bei der Eröffnung von „Gegenlicht“. Man darf gespannt sein, wie die Präventionsstelle mit dieser heiklen Angelegenheit umgehen wird. Tobit Schweighofer, Chefredakteur SONNTAGSFRÜHSTÜCK MIT ... Unter der Woche bleibt es meist nur beim Kaffee, am Sonntag bereitet Walter Ferk das Fühstück aber gerne selbst für sich und seine Frau zu. LUEF ... Walter Ferk Der ehemalige Grazer Vizebürgermeister und jetzige „Jugend am Werk“-Geschäftsführer über die Jugend in Coronazeiten und den Abschied aus der Politik. Als ehemaliger Politiker waren Sie ja lange vollgepackte Wochenenden gewohnt. Geht sich heutzutage ein Sonntagsfrühstück aus? Ja, es geht sich angenehmerweise aus. Die Wochenenden sind ruhiger und stressfreier geworden. Da ich seit meiner Zeit in der Politik unter der Woche gar nicht frühstücke, sondern lediglich Kaffee trinke, genieße ich es umso mehr, sonntags das Frühstück für meine Frau und mich vorzubereiten. Was gibt’s da üblicherweise? Brot, Semmeln, Butter, Wurst, Käse und Kaffee dürfen nicht fehlen. Was bringt der restliche Sonntag? Viel Bewegung in der Natur. Das macht auch unserem Shih-Tzu-Malteser-Mischling Maya die größte Freude. Außerdem unternehmen wir im Sommer gerne Radtouren und gehen im Winter langlaufen. Bei Jugend am Werk haben Sie nach der Politik wieder Ihre Berufung gefunden. Wie kam es dazu? Mein Leben war immer geprägt von solidarischem Handeln, für Menschen da zu sein, die Unterstützung benötigen. Besonders Kinder und Jugendliche waren mir da immer schon wichtig. Zu helfen, Chancengleichheit zu ermöglichen, und damit einen Beitrag für die Gemeinschaft zu leisten. So gesehen war der Weg zu Jugend am Werk immer schon ein möglicher. Und dann, vor zwölf Jahren, habe ich gemeinsam mit Walerich Berger die Geschäftsführung von Jugend am Werk Steiermark übernommen. Die Jugend hatte im Corona-Jahr ja nicht viel zu lachen. Wie haben Sie das erlebt? Ja, fehlende soziale Kontakte, teilweise auf engstem Raum „eingesperrt“, keine Möglichkeiten, Sport oder andere Aktivitäten ausleben zu können, das alles führt zu gesundheitlicher und psychischer Belastung. Wir sind hier mit unseren sozialen Angeboten noch mehr gefordert. Auch die höchste Arbeitslosigkeit seit Jahrzehnten trifft junge Menschen stark. Viele finden keine Lehrstelle oder Arbeit und sind gefährdet, den Anschluss zu verlieren. Was braucht die Jugend? Sie braucht Chancen, Entfaltungsmöglichkeiten, Verständnis, Toleranz und Unterstützung, wenn diese notwendig ist. Wir müssen ihnen den Freiraum zurückgeben, den auch wir gehabt haben. Zurück zu Ihnen: Steht heuer nach den langen Einschränkungen ein Urlaub an? Ja, ganz sicher. Sollte es möglich sein – und so sieht es auch aus –, werden meine Frau und ich den Urlaub in Italien am Meer verbringen. Seit vielen Jahren fahren wir nach Italien in die Marken. Im Herbst werden wir Brügge, die Heimatstadt meiner Frau, besuchen. Langsam rüstet sich Graz ja wieder für Wahlen. Vermissen Sie die Stadtpolitik manchmal? Wenn man fast 25 Jahre in der Politik tätig war, dann bleibt man immer ein politischer Mensch. Es begeistert mich unaufhörlich, immer wieder neue Entwicklungsschritte zu sehen. Das hat sich auch in meiner jetzigen beruflichen Tätigkeit nicht geändert. Weiterhin steht der Mensch im Mittelpunkt, weiterhin treibt es mich an, etwas für die Menschen zu tun. Die Stadtpolitik vermisse ich aber nicht. FABIAN KLEINDIENST Walter Ferk, 1956 in Graz geboren, ist seit 2009 Geschäftsführer bei Jugend am Werk Steiermark. Davor war er lange in der Grazer Stadtpolitik tätig. Erst als Sekretär der damaligen Jugendstadträtin Richarda Kotal von 1985 bis 1993, ab 1988 als Gemeinderat und von 1998 bis 2003 als Stadtrat der SPÖ. Von 2001 bis 2008 war er Parteivorsitzender der Grazer SPÖ und von 2003 bis 2008 Vizebürgermeister. Er ist seit 38 Jahren verheiratet.

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