6 graz www.grazer.at 6. JÄNNER 2024 K O M M E N T A R von Vojo Radkovic Stübing: Ein Fisch als Kraftwerk-Verhinderer ✏ vojo.radkovic@grazer.at Ein Fisch sorgt für hohe Wellen in der Mur D er Huchen hat die Mur als besonderen Fluss für sich ausgesucht. Doch wenn es mit dem Stauen des Flusses so weitergeht, wird man den Huchen suchen müssen. Es werden immer weniger Fische. Tierschützer und Naturschutzexperten warnen seit Jahren davor, dass der Huchen, der unter besonderem EU-Schutz steht, seinen Lebensraum Mur verlieren könnte. Der Grund dafür ist unter anderem in den vielen Wasserkraftwerken zu suchen. Das Stauen des fließenden Flusses bekommt dem Huchen nicht gut. Und es gibt viele Kraftwerke in der Mur. Mit Kleinstübing soll ein weiteres dazukommen. „Na und?“, werden viele sagen, die noch nie vom Huchen gehört haben. Wasserkraft ist wichtig für die alternative Energiegewinnung, heißt es da. Dabei ist der Huchen, dessen Fleisch übrigens zart und gut schmecken soll, der sogenannte „König der Mur“ und verdient dementsprechend Respekt von uns Menschen. Huchen vs. Kraftwerk ist immer eine Frage der Ökonomie und des Naturschutzes. Was wiegt schwerer in der Begutachtung? Die UVP kommt erst, ein Nein zum Kraftwerk ist aus Brüssel zu erwarten. Der Huchen steht längst auf der Roten Artenschutzliste. Also dann, lassen wir ihn weiterschwimmen und widmen uns Photovoltaikanlagen und Windrädern. Da ist noch viel Luft nach oben. SPANNEND. Das geplante Wasserkraftwerk in Kleinstübing im Norden von Graz ist jetzt auch ein Fall für die EU. Es geht um den Huchen-Schutz! Von Vojo Radkovic vojo.radkovic@grazer.at Genau am Laichplatz für die Huchen, dort, wo dieses Bild entstanden ist, soll laut Planung die Staumauer für das Kraftwerk entstehen. FRANZ KEPPEL War es vor Jahren im Ennstal der „Wachtelkönig“ – ein schüchterner Vogel und Einzelgänger, nach dem sogar ein Asteroid benannt wurde –, der die Verkehrsplaner zum Verzweifeln brachte, ist es jetzt ein Fisch, der den Kraftwerksbauern einen Strich durch die Rechnung machen könnte. Es geht um den Schutz des Huchens im Bereich von Kleinstübing im Norden von Graz. Da haben sich jetzt u. a. Wissenschaftler und Naturschützer wie Steven Weiss (Weltnaturschützer, Koordinator der Roten Liste für bedrohte Tierarten und Biologe an der Universität Graz), Johannes Gepp (Präsident Naturschutzbund Steiermark), Franz Essl (Ökologe an der Universität Wien), Stefan Schmutz (Universität für Bodenkultur, Wien) oder Christian Komposch (ÖKOTEAM Graz) an Brüssel gewandt, um ein EU-Vertragsverletzungsverfahren aufgrund einer nicht erfolgten Ausweisung eines Gebietes für das EU-Schutzgut Huchen in der freien Fließstrecke der Mur bei Kleinstübing zu beantragen. Der Huchen ist auf der Roten Liste der IUCN als gefährdet eingestuft. Die Huchenpopulation in der Mur ist die größte in Österreich. Noch „paradiesisch“ für den Huchen ist die Situation flussaufwärts von Leoben. Im Mittellauf der Mur zwischen Leoben und südlich von Graz befinden sich 25 Prozent der Murpopulation des Huchens. Die freie Fließstrecke bei Kleinstübing ist das hochwertigste Laichgebiet für Huchen im Mittellauf der Mur. Der aktuelle Huchen-Bestand liegt dort bei 100 erwachsenen Tieren. Damit wird der naturschutzfachliche Wert dieses Abschnittes für den Erhalt des Huchens in der Mur von Experten als sehr hoch eingestuft. 34 Wasserkraftwerke In Österreich gibt es circa 5000 größere und kleinere Wasserkraftwerke, davon allein 34 in der Mur. Das ist einfach zu viel, sagt Franz Keppel, der sich seit vielen Jahren als „Huchenfranz“ leidenschaftlich für den „König der Mur“ einsetzt. Die für Umweltschutz zuständige Landesrätin Ursula Lackner meint: „Alle Faktoren müssen sorgsam und umfassend beleuchtet und abgewogen werden. Um dieser Herausforderung gerecht zu werden, habe ich die zuständigen Behörden neu strukturiert. Natürlich sind die Ergebnisse behördlicher Verfahren bindend. Sollte es auf EU-Ebene ein rechtswirksames Nein zum Kraftwerk Stübing geben, ist das ohne Wenn und Aber zu akzeptieren.“ Die für Wasser- und Ressourcenmanagement zuständige Landesrätin Simone Schmiedtbauer will die UVP (Umweltverträglichkeitsprüfung) abwarten und dann das Ergebnis der Prüfung sowie auch eine etwaige EU-Entscheidung voll akzeptieren. „Der Verbund hat im vergangenen Jahr die Planungsarbeiten für das Murkraftwerk Stübing aufgenommen. Heuer wollen wir die Planungsunterlagen ausarbeiten, und erst danach kann das Kraftwerksprojekt für das behördliche Genehmigungsverfahren nach dem UVP-Gesetz eingereicht werden. Im Rahmen der UVP werden dann auch alle gewässerökologischen Aspekte überprüft“, so Pressesprecher Robert Zechner. Die Mur beherbergt im Raum Kleinstübing noch weitere Fischarten wie Koppe, Äsche, Weißflossengründling und Neunauge. All diese Fischarten haben in den letzten zehn Jahren aufgrund des Ausbaus der Wasserkraft Lebensraum verloren. derGrazer IMPRESSUM: „der Grazer“ – Unabhängige Wochenzeitung für Graz und Umgebung | Erscheinungsort: Graz | HERAUSGEBER, HERSTELLER & MEDIENINHABER: Media 21 GmbH, Gadollaplatz 1, 8010 Graz; Tel. 0 316/23 21 10, Mo bis Fr 8 bis 15 Uhr | GESCHÄFTSFÜHRUNG/REDAKTION: Gerhard Goldbrich | ASSISTENZ & MARKETING: Silvia Pfeifer (0664/80 66666 41) | CHEFREDAKTION/PROKURA: Tobit Schweighofer (DW 2618) | REDAKTION: Verena Leitold (CvD Digital, 0664/80 666 6691), Sabrina Naseradsky (0664/80 666 6538), Lukas Steinberger-Weiß (0664/80 666 6918), Vojo Radkovic (0664/80 666 6694), Leonhard Schweighofer (0664/80 666 6490), Elias Fuchs, Redaktions-Fax-DW 2641, redaktion@grazer.at | ANZEIGENANNAHME: Fax 0 316/23 21 10 DW 2627, verkauf@grazer.at | VERKAUF: Michael Midzan (Verkaufsleitung, 0664/80 666 6891), Robert Heschl (0664/80 666 6897) | Denise Schuschko-Linke (0664 / 80 666 6848), Pia Ebert (0664/ 80 666 6642) | OFFICE MANAGEMENT, PR-REDAKTION & ZUSTELLWÜNSCHE: Sanja Radosavljevic (0664/ 80 666 6528) | PRODUKTION: Burkhard Leitner | VERBREITETE AUFLAGE PRINT: 176.614 (Der Grazer, wö, ÖAK 1.HJ 2023). | OFFENLEGUNG: Die Informationen gemäß § 25 MedienG können unter www.grazer.at/gz/offenlegung-impressum abgerufen werden.
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