6 graz www.grazer.at 5. FEBRUAR 2023 K O M M E N T A R von Verena Leitold ✏ verena.leitold@grazer.at Horrorshow statt fröhliche Reality-Serie D ass „Wir leben im Gemeindebau“ anders als in der gleichnamigen TV-Serie nicht immer nur liebenswert schrullige Originale, die mit ihren Nachbarn über Blumentöpfe und Hundehäufchen in Streit geraten, bedeutet, zeigen die Schilderungen eines Bewohners der Laudongasse (Seiten 8/9). Extreme Vermüllung und Vandalismus in Form von Brandstiftung und eingeschlagenen Fenstern steht dort an der Tagesordnung. Das sind aber nicht die größten Probleme, mit denen sich der Mann konfrontiert sieht. Die Zustände sind inzwischen eine Gefahr für die Gesundheit: Gebrauchte Spritzen von Suchtkranken liegen auf allgemein zugänglichen Flächen herum, Bewohner der Siedlung schlagen auf andere ein. Da gehört ganz dringend etwas unternommen! Die Stadt versucht die Situation jetzt mit einer mediativen Siedlungsbetreuung zu entschärfen. Suchtkranke und andere sozial Schwache können für die prekäre Lage nicht alleine verantwortlich gemacht werden. Sie einfach nur in eine Wohnung zu stecken und damit zu „versorgen“, reicht nicht – sie brauchen Hilfe und Begleitung. Von dieser sollte ihnen dann aber schon Verantwortung beigebracht werden. Sodass es dann im fröhlichen Sinn heißen kann: „Wir leben im Gemeindebau.“ Hoffentlich bin ich nicht auf der Abschussliste. Aber die Jäger haben jetzt anderes zu tun: Wählen. Stephan Moser (kl. F. oben) ist Grazer Bezirksjägermeister und vertritt den Jagdschutzverein. Robert Fath will mit dem Weidwerk mit Zukunft in neue Jagdzeiten. GETTY, KK (2) Jäger blasen zur Wahl JAGDFIEBER. Die Jäger in Graz und Graz-Umgebung wählen bis 12. Februar ihre Bezirksvertreter. Drei Gruppierungen treten zur Wahl an. Von Vojo Radkovic vojo.radkovic@grazer.at Rund 1250 Jägerinnen und Jäger gibt es im Jagdgebiet Graz Stadt. Statt zur Jagd wird derzeit zur Wahl geblasen. Bis 13. Februar haben die Jäger noch die Möglichkeit, ihre Stimme für eine der drei wahlwerbenden Gruppierungen per Briefwahl abzugeben. Ausgezählt wird im Landesjagdamt am 13. Februar ab 16 Uhr. Das kann aber bis 15. Februar dauern, bis das Endergebnis da ist. Wählen können alle, die eine gültige Jagdkarte besitzen, als Hauptwohnsitz Graz und die Gebühren bezahlt haben. Das Besondere an den Jägerwahlen ist der Umstand, dass sie nur alle sechs Jahre stattfinden. Gewählt wird der Vorstand, der Landesjagdausschuss, die Hauptversammlung, die Bezirksjägermeister. Der Vorstand stellt den Landesjägermeister, und der ist derzeit noch Franz Mayr-Melnhof-Saurau. Bezirksjägermeister in Graz ist der ehemalige Rechtsanwalt des Jagdschutzvereins Stephan Moser. Für die Wahl 2023 sind in Graz circa 1250 Jägerinnen und Jäger berechtigt, davon circa 160 „Jungjäger“– das sind die Personen, die seit der letzten Wahl vor sechs Jahren „neu“ dazugekommen sind, also seit 2017 die Jagdprüfung absolviert haben. Vor sechs Jahren erhielt der Jagdschutzverein unter Moser fünf Mandate, Weidwerk mit Zukunft mit Robert Fath erhielt drei Mandate. Kritik nicht gefragt Zur Wahl 2023 treten drei Gruppen an. Der Steirische Jagdschutzverein wird politisch eindeutig der ÖVP zugeordnet. Die Freien Jäger gelten als „rote Fraktion“ und werden daher SPÖ zugeordnet. In etlichen Bezirken bilden die Freien Jäger mit dem Jagdschutzverein eine Einheitsliste. Dann ist da noch das Weidwerk mit Zukunft mit Robert Fath. Diese Gruppe sieht sich politisch unabhängig. Fath: „Wir sind dafür kritisch und innovativ, aber oft sind unsere kritischen Stimmen in der Jägerschaft nicht erwünscht.“ Eine weitere Besonderheit haben diese Wahlen noch: Wenn in einem Bezirk nur eine Liste kandidiert, gibt es keine Wahl. Die Opposition hat in der Jägerschaft, egal ob Graz-Umgebung oder Graz Stadt, meist kein leichtes Spiel. Jagdgebiet Graz-Stadt ■ Jagd Graz-Stadt: 12.760 ha Fläche, davon 40 % Grünfläche, 24,38 % Waldanteil (3111 ha reiner Wald). Graz ist die Stadt mit dem höchsten Waldanteil in ganz Österreich. ■ Jagdgebiete: 9 Gemeindejagden, 3 Eigenjagden (Buchkogel GBG, Eigenjagd Helmut Marko, Eigenjagd Gösting Hubert Auer). Größte Gemeindejagd Strassgang 3121 ha, dann Waltendorf-Liebenau 2133 ha und Nummer 3 Mariatrost 1396 ha. Kleinste Gemeindejagd St. Veit 479 ha. ■ Abschussplan 2023: Gamswild Bestand 112 Tiere, genehmigte Abschüsse 9. Rehwild Bestand 712 Tiere, Abschuss 347. Bejagt werden beim Rehwild 1 Drittel Rehböcke, 1 Drittel Geißen und 1 Drittel Kitz und einjährige Rehe. Schwarzwild sporadisch im Norden der Stadt. Die Gams ist vorwiegend in Strassgang/ Gösting anzutreffen, pro Jahr 1 Abschuss erlaubt. derGrazer IMPRESSUM: „der Grazer“ – Unabhängige Wochenzeitung für Graz und Umgebung | Erscheinungsort: Graz | HERAUSGEBER, HERSTELLER & MEDIENINHABER: Media 21 GmbH, Gadollaplatz 1, 8010 Graz; Tel. 0 316/23 21 10, Mo bis Fr 8 bis 15 Uhr | GESCHÄFTSFÜHRUNG/REDAKTION: Gerhard Goldbrich | ASSISTENZ & MARKETING: Silvia Pfeifer (0664/80 66666 41) | CHEFREDAKTION/PROKURA: Tobit Schweighofer (DW 2618) | REDAKTION: Verena Leitold (CvD Digital, 0664/80 666 6691), Gudrun Angerer (0664/80 666 6538), Mirella Kuchling (0664/80 666 6890), Vojo Radkovic (0664/80 666 6694), Lia Remschnig (0664/80 666 6490), Redaktions-Fax-DW 2641, redaktion@grazer.at | ANZEIGENANNAHME: Fax 0 316/23 21 10 DW 2627, verkauf@grazer.at | VERKAUF: Michael Midzan (Verkaufsleitung, 0664/80 666 6891), Robert Heschl (0664/80 666 6897), Denise Schuschko-Linke (0664 / 80 666 6848), Mag. 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5. FEBRUAR 2023 www.grazer.at graz 7 Landesrätin Doris Kampus und SP-Klubobmann Hannes Schwarz freuen sich über die Anhebung der Einkommensgrenze für Sozialleistungen. DRECHSLER Mehr Steirer haben nun Anspruch auf Sozialhilfe POSITIV. Die Einkommensobergrenze für Sozialleistungen wurde für Steirer deutlich erhöht. Von Tobit Schweighofer tobit.schweighofer@grazer.at Gute Nachrichten für alle Steirer: Die Einkommens obergrenze für Sozialleistungen des Landes wurde per Landtagsbeschluss vereinheitlicht und deutlich erhöht. Im Kautionsfonds steigt die Einkommensobergrenze von aktuell 1208 Euro beziehungsweise 1812 Euro für Ehepaare und Haushaltsgemeinschaften auf die EU-Silc-Grenze von 1371 bzw. 2057 Euro, das ist ein Plus von 14 Prozent. „Diese Erhöhung ist ein Schritt für mehr soziale Gerechtigkeit“, betont Soziallandesrätin Doris Kampus. „Durch die Anpassung haben mehr Menschen die Möglichkeit, eine Sozialleistung in Anspruch zu nehmen. Wir erreichen damit auch mehr Menschen, die arbeiten und ein geringes Einkommen haben, bisher aber dennoch über der Grenze lagen.“ 1371 Euro als Grenze gelten auch für den Heizkostenzuschuss. Aktuell wurden bisher in der Steiermark rund 17.600 Heizkostenzuschüsse bewilligt. Das sind um knapp 4570 Haushalte mehr als 2021/2022 – aktuell ein Plus von mehr als 30 Prozent. Die Antragsfrist läuft noch bis zum 28. Februar 2023. Leistbares Wohnen „Die massive Teuerung hat auch die Armutsschwelle in der Steiermark verschoben. Beim Heizkostenzuschuss konnten wir in unserer Region in diesem Winter bisher schon 3968 Personen unterstützen, auch der Kautionsfonds, der 1502 Personen betrifft, ist wichtig, um Wohnen leistbar zu machen“, unterstreicht SPÖ-Klubobmann Hannes Schwarz. Bei der Wohnunterstützung wird die Einkommensgrenze jährlich angepasst und liegt in der Regel hierzulande sogar über dem EU-Silc-Niveau. 2022 bezogen in der Steiermark monatlich im Schnitt rund 17.300 Menschen Wohnunterstützung, die wiederum im Schnitt 132 Euro bekommen haben. Durch die aktuelle Anpassung erhält eine Familie mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern knapp 550 Euro mehr an Wohnunterstützung. Aufgrund der gefährlichen Begebenheiten im Volksgarten wollen VP und FP eine Schutzzone errichten – Minister Karner zeigt kein Interesse. KK Ruf nach Schutzzonen: Ministerium blockt ab ÜBERRASCHEND. Innenminister Gerhard Karner lässt seine Grazer Parteikollegen abblitzen. Von Tobit Schweighofer tobit.schweighofer@grazer.at Im November des vergangenen Jahres forderte die Grazer ÖVP die Wiedereinführung einer Schutzzone, jedenfalls im Volksgarten. Die freiheitliche Bundesrätin Andrea Schartel, die sich ebenfalls für die Schutzzonen ausspricht, nahm den Ball auf und hat daraufhin den zuständigen Innenminister Gerhard Karner mit einer umfassenden parlamentarischen Anfrage konfrontiert. Es scheint aber, dass dieser kein gesteigertes Interesse daran hat, obwohl der Dringliche Antrag im Grazer Gemeinderat aus seiner eigenen Partei gekommen ist. Er möchte lediglich „anlassbezogen bei Bedarf generell dementsprechende Analysen erstellen lassen und Unterredungen führen, die beleuchten, ob eine Wiedereinführung der Schutzzonen sinnvoll wäre“. Dies gilt für alle Orte, „an denen überwiegend minderjährige Menschen in besonderem Ausmaß von gerichtlich strafbaren Handlungen nach dem Strafgesetzbuch, dem Verbots- gesetz oder nach dem Suchtmittelgesetz bedroht sind“. Ärger über Ignoranz „Die sicherheitspolitischen Herausforderungen in Graz werden vom Innenminister Karner schlicht ignoriert“, ärgert sich der steirische FP-Klubobmann Mario Kunasek. „Die vorliegende Anfragebeantwortung ist ein Affront. Für uns Freiheitliche steht fest, dass die Schutzzonen ein hervorragendes Instrument waren, um die Sicherheitslage in den Parks in den Griff zu bekommen. Nun scheint aber eine Vogel-Strauß-Politik betrieben zu werden, und die berechtigten Anliegen vieler Bürger der Landeshauptstadt dürften bei der schwarz-grünen Bundesregierung überhaupt kein Gehör finden.“ Weiters kündigt Kunasek an, dass die FPÖ für mehr Sicherheit und die Errichtung von Schutzzonen eintreten wird. „Es kann doch nicht sein, dass vom Steuerzahler finanzierte Parks von Kriminellen in Beschlag genommen werden und sich viele Grazer nicht mehr durch die Grünanlagen gehen trauen.“
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