2 die seite zwei www.grazer.at 4. SEPTEMBER 2022 E D I T O R I A L von Tobit Schweighofer ✏ tobit.schweighofer@grazer.at Setzen wir die Jugend wieder in Bewegung J eder zweite Erwachsene in Österreich ist übergewichtig, 1,2 Millionen Menschen davon, oder 16,6 Prozent insgesamt, gelten laut WHO-Definition als fettleibig (adipös). Dies ist nicht nur extrem ungesund, sondern hat auch fatale volkswirtschaftliche Folgewirkungen. So liegen die Ausgaben für Medikamente bei Normalgewichtigen etwa bei durchschnittlich 200 Euro pro Jahr, bei Übergewichtigen betragen sie 275 Euro, bei Adipösen 375 Euro jährlich. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Spitalstagen: Während Normalgewichtige im Schnitt 1,5 Tage pro Jahr ins Krankenhaus müssen, sind es bei Übergewichtigen 2,1 Tage, bei Adipösen 2,5 Tage. Übergewichtige sind im Schnitt sechs Tage mehr pro Jahr in Krankenstand als Normalgewichtige, Adipöse um 13 Tage mehr als Normalgewichtige. Die Ausfälle für Betriebe aufgrund von Krankenständen belaufen sich demnach auf mehrere tausend Euro pro Person und Jahr. Der Weg aus diesem Dilemma kann nur bei unserem Nachwuchs beginnen. Aus diesem Grund findet heute im ASKÖ-Stadion Eggenberg und in der Auster das größte Jugendsportfest des Jahres statt (siehe Seiten 12/13). Kommen Sie vorbei, entdecken wir gemeinsam wieder den Spaß an Sport und Bewegung! Tobit Schweighofer, Chefredakteur SONNTAGSFRÜHSTÜCK MIT ... Frühstück fern von Drohnen und Bomben mit allem Drum und Dran. Eierspeise, Falafel, Baked Beans, Spiegeleier und das geliebte „Körberl“. Dazu Kaffee, Orangensaft und Mineralwasser. WEHRSCHÜTZ ... Christian Wehrschütz Gefährliches Arbeiten im Krieg, Erholung auf der Teichalm, Kindheit in Graz, Sprachen, Familie u. v. m. sind Themen des Wehrschütz-Frühstücks. Frühstück auf der Teichalm, entspannt, mit der Familie, wie läuft das ab? Ich liebe Ham and Eggs. Darf das aber wegen meinem nicht standardisierten Körper, ja, ich bin dick, nur selten. Da gibt es dann halt ein weiches Ei, Marmelade, Gemüse, Schinken, Schwarzbrot und das berühmte „Körberl“, gefüllt mit Gebäck. Dazu Kaffee mit Milch. Und Frühstück in der Ukraine? Meist kurz. Die üblichen Würste sind nicht so meins. Ich esse mehr Paprika und Tomaten. Brot und Butter. Meist steht ein anstrengender Tag bevor, da darf man sich nicht so anpampfen. Wir sitzen hier mit Ihrer Familie beim Angerwirt auf der Teichalm. Sehr gemütlich. Meine Familie hat hier ein Wochenendhaus, das wir viel zu selten nützen können. Wenn ich nicht unterwegs bin, wohne ich mit der Familie in Salzburg. Das ist doch eine Strecke. Jetzt habe ich Urlaub und genieße meine Tage mit meiner sechsjährigen Enkeltochter. Ein paar Tage auf der Alm und ein paar Tage am Klopeinersee. Am 12. September ist ihr erster Schultag, da muss der Opa natürlich dabei sein. Apropos Schulzeit, die haben Sie ja zur Gänze in Graz erlebt. Gute Erinnerungen? Ich bin in das 5. BRG in der Kirchengasse gegangen und die Schulzeit war angenehm. Ich erinnere mich noch gut an eine entscheidende Grammatikschularbeit. Ich dachte, da bekomme ich bestenfalls einen 3er. Es wurde aber ein 1er. („Streber“, wirft Ehefrau Elisabeth ein und lacht.) Ich habe das alte Schulgebäude gemocht, neben dem Lernen kickte ich aber auch im Hof neben der Grabenkirche. Ich war Tormann. Bei uns in der Familie waren alle rot, GAK-Fans, ich war schwarz-weiß, also Sturm. Sie genießen die Tage auf der Alm . Nach all den Tagen im Kriegsgebiet der Ukraine ist das hier wie ein Kultur-Clash. Der Motor geht im Leerlauf, ich schau nicht jede Minute aufs Handy und wenn’s donnert, weiß ich, das ist ein Gewitter und keine Raketengeschosse oder Drohnen-Bomben. Als am 24. Februar der Krieg begann, war der Eindruck, Sie sind der Einzige, der geblieben ist. Viele Reporter haben da Kiew ebenso verlassen wie viele Einwohner. Ich berichtete nonstop, nicht nur für den ORF, für viele Sender, auch ukrainische und slowenische. Mein Vorteil, ich spreche acht Sprachen, und das ist in einer Kriegssituation unbezahlbar. Wenn jemand schreit, „Geh in Deckung“, auf Ukrainisch, und du verstehst das nicht, kann das böse ausgehen. Sie sind mit Ihrem Team viel unterwegs ... In den sechs Monaten des Ukraine-Kriegs haben wir im Auto 100.000 Kilometer abgespult. Teils unter irren, gefährlichen Bedingungen. Sehen Sie eine Lösung des Wahnsinns? Ohne Verhandeln wird der Krieg nicht aufhören und reden müssen hier vor allem die USA mit den Russen. Der schreckliche Krieg ist durch nichts zu entschuldigen, aber es gibt auch eine Vorgeschichte. Sie haben das Buch „Mein Journalistenleben zwischen Darth Vader und Jungfrau Maria“ geschrieben. Präsentation in Graz? (Das Interview geht im Freien weiter, die Enkeltochter wollte auf die Schaukel.) Ich werde das Buch am 20. Oktober im 5. BRG, in meiner alten Schule, vorstellen. Berichten Sie nicht lieber aus einer anderen Stadt? Nein, besser, der Erste im Dorf sein als der Zweite in Rom. (Enkeltochter will endlich heim und der Opa verabschiedet sich. Das Interview ist beendet. Danke und auf Wiedersehen.) VOJO RADKOVIC Christian Wehrschütz, am 9. Oktober 1961 in Graz geboren, ist Journalist und Jurist, Miliz-Offizier (Dienst grad Major). Im November 1999 wurde er ORF-Korrespondent in Belgrad und betreut mittlerweile das gesamte ehemalige Jugoslawien und Albanien sowie seit 2015 auch die Ukraine. Er spricht Englisch, Russisch, Ukrainisch, Französisch, Slowenisch, Kroatisch, Serbisch, Mazedonisch und etwas Albanisch. 2011 kandidierte er für das Amt des ORF-Generaldirektors. 2022 wurde Wehrschütz mit einer Sonder-„Romy“ ausgezeichnet.
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