26 eco www.grazer.at 4. FEBRUAR 2024 Runder Tisch „Die pure Freude an der Lehre“ EXPERTENTALK. Wie wird man als Lehrling zur Fachkraft? Warum entscheidet man sich für eine Lehre in der technischen Industrie? Und wie steht es um die Work-Life-Balance? Diese und viele andere spannende Fragen haben fünf Lehrlinge beim vom „Grazer“ moderierten Runden Tisch zum Thema Lehrlinge diskutiert. Von Sabrina Naseradsky sabrina.naseradsky@grazer.at Karriere mit Lehre in der Metalltechnischen, Fahrzeug- sowie Elektro- und Elektronikindustrie. Beim jüngsten Runden Tisch diskutierten Amina Cerncic, Lehrling bei ams-Osram, Sophie Sommer und Sebastian Meixner, beide Lehrlinge bei AVL List, sowie Lorenz Kaiser und Daniel Blagojevic, beide Lehrlinge bei Roto Frank, über ihre Lehrzeit, den Verdienst und ihre Erwartungen an die Lehre. Ausbildung Daniel Blagojevic: „Bei uns in der Firma wirst du in alle Bereiche einbezogen. Du lernst den ganzen Prozess. Ich bin mit der Ausbildung sehr zufrieden, denn wir haben viele Möglichkeiten. Ich hab vor kurzem die Ausbildung im Lean Management gemacht, und das wurde von der Firma und dem Lehrbeauftragten voll unterstützt.“ „Ich mache eine Doppellehre im kaufmännischen und im technischen Bereich. Ich war auch schon in den unterschiedlichsten Abteilungen und habe etwa den Werkzeugbau kennengelernt. Es wird eigentlich alles abgedeckt“, erzählt Lorenz Kaiser. Sophie Sommer: „Ich habe ja zuerst die Matura gemacht und mich dann doch dazu entschieden, eine Lehre in der Industrie zu machen, weil mich technische Themen schon immer interessiert haben. Nach sechs Monaten Grundausbildung lernt man im Rotationsprinzip alle Abteilungen kennen. Ich finde das super, weil man so ganz viele verschiedene Bereiche kennenlernt. Da sieht man dann auch die Vielfalt des Unternehmens. Bei mir ist jeder Tag unterschiedlich und bietet neue Herausforderungen.“ Sebastian Meixner ergänzt: „Ich kann das nur bestätigen. In der Lehrwerkstatt lernt man die mechanischen Fähigkeiten. Der Abteilungswechsel ist sehr interessant, weil man alle Facetten des Betriebs kennenlernt. Man sieht schon viel, was man sich vorher nicht vorstellen konnte.“ Amina Cerncic: „Ich lerne im Labor und mag meinen Beruf sehr und ich bin froh, dass ich ihn gewählt habe. Auch ich habe zunächst die Matura gemacht und dann drei Semester studiert, aber schnell gemerkt, dass das nicht meins ist. Ich bin dann durch Zufall zu ams-Osram gekommen, und für mich war das die absolut richtige Entscheidung.“ Die Lehre Aus welchen Gründen entscheiden sich junge Menschen für eine Lehre? An erster Stelle steht mit Sicherheit der Verdienst und die damit verbundene Unabhängigkeit. Da sind sich alle Lehrlinge in unserem Gepräch einig. „Auf jeden Fall war und ist das Gehalt ein Faktor, warum ich mich für eine Lehre entschieden habe. Ich wollte nicht weiter in die Schule gehen, sondern mein eigenes Geld verdienen, und ich würde es immer wieder so machen. Einerseits lernt man viel im technischen Bereich in der Firma und der theoretische Teil wird dann von der Berufsschule abgedeckt“, berichtet Blagojevic. „Die Kombination aus kaufmännischer und technischer Lehre hat mir sehr gut gefallen. Man hat dadurch viele Karrieremöglichkeiten“, so Kaiser. „Auch ich habe zwei Semester studiert, aber das war alles sehr theoretisch. Mein Papa meinte dann, ob ich nicht lieber eine Lehre machen möchte, worüber ich vorher gar nicht nachgedacht hatte. Im Nachhinein betrachtet, würde ich das immer wieder so machen“, erzählt Sommer. „Ich habe einen ähnlichen Weg hinter mir, ich habe auch ein paar Semester studiert. Durch mein Hobby, das Motorradfahren, hat mir das Schrauben immer gut gefallen. Da habe ich mir dann gedacht, ein technischer Beruf passt eigentlich ganz gut zu mir, und so habe ich mich dann auf Lehrstellensuche begeben. Ich wollte was mit Herausforderungen, mein Tag ist sehr abwechslungsreich und wir haben viele Möglichkeiten als Lehrling“, erklärt Meixner. Und er ergänzt: „Wenn man Zusatzausbildungen machen möchte, dann wird das vom Unternehmen gerne gesehen und auch voll unterstützt. Ich persönlich habe die Matura ja schon, aber einige meiner Lehrlingskollegen machen die Matura jetzt, und auch andere Weiterbildungsmöglichkeiten werden vom Unternehmen nicht begrenzt.“ „Naturwissenschaften haben mich schon immer interessiert. Mein Studium war ein Die Kombination aus kaufmännischer und technischer Lehre gefällt mir sehr gut.“ Lorenz Kaiser, Lehrling bei Roto Frank Ich bin mit meiner Ausbildung sehr zufrieden, denn wir haben viele Möglichkeiten.“ Daniel Blagojevic, Lehrling bei Roto Frank
4. FEBRUAR 2024 www.grazer.at eco 27 Amina Cerncic, Daniel Blagojevic, Sebastian Meixner, Sophie Sommer und Lorenz Kaiser (v. l.) sprachen über ihre Erfahrungen als Lehrlinge, den Fachkräftemangel und darüber, wie man junge Menschen für eine Lehre in der Metalltechnischen, Fahrzeug- sowie Elektro- und Elektronikindustrie motivieren kann. BENJAMIN GASSER (6) Naturwissenschaftliches. Aber als das nicht funktioniert hat, habe ich mir überlegt, dass mich Laborforschung schon immer interessiert hat, und dann war das ein guter Zufall, dass ich zur ams gekommen bin und jetzt dort im Labor meine Lehre machen kann“, erzählt Cerncic. Würden die Lehrlinge ihre Lehrstelle und ihr Unternehmen auch anderen empfehlen? „Ja, auf jeden Fall. Wenn mich jemand fragen würde, würde ich die AVL und meinen Lehrberuf auf jeden Fall weiterempfehlen. Das Interesse muss natürlich da sein, sonst bringt es nichts“, erklärt Sophie Sommer. Work-Life-Balance „Natürlich ist die Freizeit wichtig, aber die Arbeitszeiten bei uns sind von 6 bis 14 Uhr, da kann ich mich gar nicht beschweren. Ich mach viel Sport und habe dreibis viermal in der Woche Training, und für mich lässt sich das gut vereinbaren“, erzählt Daniel Blagojevic. „Also, Freizeit habe ich genug“, sagt auch Lorenz Kaiser. Sophie Sommer: „Ich arbeite von 6.30 bis 15.30 Uhr und am Freitag nur bis 12.30 Uhr, das heißt, ich kann mich überhaupt nicht beschweren. Vor allem am Freitag, denn wenn man zu Mittag aufhört, hat man eigentlich ein langes Wochenende. Aber auch unter der Woche passt es genau. Mir macht meine Arbeit ja Spaß, daher gehe ich gerne arbeiten und habe aber auch noch genug Zeit für Freunde und Familie. Sebastian Meixner: „Ich bin mit meinem Hobby als Schiedsrichter recht viel unterwegs, aber das wird vom Unternehmen auch unterstützt. Wenn ich zum Beispiel unter der Woche Spiele habe, ist es kein Problem, dass man sich einen Tag Urlaub nimmt, oder ein paar Stunden Zeitausgleich. Daher finde ich, dass es hier auch eine gewisse Flexibilität vonseiten des Unternehmens gibt, und das passt sehr gut.“ Mein Beruf ist sehr abwechslungsreich und wir haben viele Möglichkeiten.“ Sebastian Meixner, Lehrling bei AVL List Ich würde meinen Lehrberuf auf jeden Fall weiterempfehlen. Nur das Interesse muss da sein.“ Sophie Sommer, Lehrling bei AVL List Ich lerne im Labor und mag meinen Beruf sehr. Ich bin froh, dass ich ihn gewählt habe.“ Amina Cerncic, Lehrling bei ams-Osram
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