graz 4 graz www.grazer.at 31. JULI 2022 4 redaktion@grazer.at & 0316 / 23 21 10 Auf einem begrenzten Planeten können wir nur gemeinsam ein gutes Leben haben.“ Caritas-Direktorin Nora Tödtling-Musenbichler über Solidarität angesichts von Klimakrise und Hunger CARITAS Generation Pommes: Julia Karimi-Auer (l.) und Landesrätin Ursula Lackner LAND STMK/PURGSTALLER Heizungstausch: Rekordnachfrage ■ Die Zwischenbilanz des Landes Steiermark zur Heizungstauschförderung zeigt: Es gab eine Steigerung von 100 Prozent, die Förderanträge haben sich im ersten Halbjahr auf 7000 verdoppelt. Immerhin, so betonte Umweltlandesrätin Ursula Lackner, müsse die Steiermark „weg von fossilen Energieträgern“, um lebenswert zu bleiben. 11,5 Millionen Euro sind für die Förderung vorgesehen. Judith Schwentner (5. v. r.) mit dem neu konstituierten Beirat FISCHER Neue im Beirat für Beteiligung ■ Der Grazer Beirat für Bürger*innenbeteiligung wurde neu konstituiert. Die langjährigen Mitglieder Raimund Berger, Maria Dunkl-Voglar, Franz-Josef Krysl und Andrea Redi bleiben erhalten, neu sind die Politikwissenschaftlerin Petra Wlasak, der Gründer des Vereins „Soziale Projekte Steiermark“ Herbert Winterleitner, der Geschäftsführer des Kinderbüros Thomas Plautz und die Studentinnen Asiyeh Panahi und Lena Stuhlpfarrer. Die schulärztliche Untersuchung ergab eine deutliche Zunahme an übergewichtigen Grazer Kindern. derGrazer Was tun gegen Übergewicht bei Kindern? „Die Eltern müssen strenger sein und nicht so vieles erlauben. Auch mehr Sport würde guttun!“ Annemarie Deticek, 87, Pensionistin „Den Eltern fehlt oft die Zeit, um für die richtige Ernährung zu sorgen. Betreuung wäre aber wichtig.“ Franz Patz, 35, Lehrer „Ich gehe beispielsweise zum Judo mit meinen Kindern. Mehr Sport hilft sicherlich zur Vermeidung.“ Iliana Ursz, 39, arbeitssuchend Blitzumfrage „Bei den Eltern anfangen – Vorbildfunktion. Auch in Schulen mehr Bewusstsein schaffen.“ Diana Leitgeb, 19, Social Media Managerin ? GETTY ALLE FOTOS: DER GRAZER „Medien sind das eigentliche Problem. Die Jungen hocken laufend davor, anstatt raus zu gehen.“ Michael Nestler, 57, Lehrer
31. JULI 2022 www.grazer.at graz 5 ➜ TOP Martinelli LPD Stmk Baby gerettet Die schnelle Reaktion eines Polizeibeamten der Karlauer Straße rettete einem leblosen Säugling das Leben. Immer mehr Alkoholunfälle 85 Alkoholunfälle gab es heuer schon in der Steiermark, der höchste Wert seit zehn Jahren – mit 125 Verletzten. FLOP ➜ Kinder werden immer dicker ALARMIEREND. Die aktuelle schulärztliche Untersuchung in Graz zeigt: Bereits jedes fünfte unserer Kinder ist übergewichtig. Von Tobit Schweighofer tobit.schweighofer@grazer.at Die Ergebnisse der aktuellen schulärztlichen Untersuchungen in Graz lassen die Alarmglocken schrillen. Unsere Kinder haben über die beiden Coronajahre massiv an Gewicht zugelegt: In der ersten Schulstufe sind bereits 14,5 Prozent übergewichtig, in der vierten Schulstufe 23 Prozent, in der achten Schulstufe sogar 32 Prozent. Insgesamt wurden knapp 5000 Kinder untersucht, von diesen hatten 20,6 Prozent, also mehr als jeder Fünfte, zu viel Fett auf den Rippen. Dabei hat es vor wenigen Jahren eigentlich noch sehr gut ausgesehen. Völlig entgegen dem Trend wurden damals in Graz von Jahr zu Jahr immer weniger übergewichtige Kinder gezählt (siehe Infokasten rechts). Corona scheint diese Entwicklung aber umgekehrt zu haben. „Die Zahlen sind leider alarmierend und bestätigen das, was wir auch schon in unserer großen Familienstudie gesehen haben“, erklärt der für Bildung, Familien und Sport zuständige Stadtrat Kurt Hohensinner. „Die Covid-Pandemie hat gerade bei Gesundheit und Bewegung negative Auswirkungen für unsere Kinder gebracht. Die Folgen von fehlendem Turnunterricht und eingeschränkten Bewegungsangeboten in der Freizeit zeigen sich leider deutlich.“ Dringende Forderung Die Lage ist prekär. Aus übergewichtigen Kindern werden laut Experten meist übergewichtige Erwachsene. Als Folgen des krankhaften Übergewichts sind folgende Auswirkungen erwiesen: ■ das Auftreten von Typ-2-Diabetes mellitus („Altersdiabetes“) ■ Erkrankungen von Herz und Kreislauf (Bluthochdruck, Herzinfarkt) ■ Erkrankungen des Bewegungsapparates (insbesondere Sprung-, Knie- und Hüftgelenke und Rücken) ■ Fettstoffwechselstörungen, Leberverfettung und -entzündung sowie Gallensteine ■ Atemnot, bei Bewegung und auch im Liegen ■ Störungen des Hormonhaushalts „Alles, was wir jetzt nicht in Bewegung, Sport und Prävention investieren, werden wir in ein paar Jahren zigfach über das Gesundheitssystem zahlen müssen“, warnt Hohensinner. „Gerade jetzt bräuchte es niederschwellige Bewegungsangebote und zusätzliche Mittel für den Sport. Umso unverständlicher ist es für mich, dass die aktuelle Rathaus-Koalition keine Mittel für die Fortführung von ,Let’s Go Graz‘ zur Verfügung gestellt hat. Das ist leider das völlig falsche Zeichen, und wie wir es auch schon im Rahmen der Abschluss-Pressekonferenz des Sportjahres formuliert haben, eigentlich ‚fahrlässig‘.“ Schulärztliche Tests ■ Im Jahr 2015 waren noch 15,4 Prozent der untersuchten Grazer Schüler übergewichtig. 2017 waren es 11,7 Prozent, 2018 gar nur noch 11,1 Prozent. ■ In der ersten Untersuchung nach den Corona-Beschränkungen 2020 waren bereits 17,3 Prozent fettleibig. Im Jahr 2021/22 sind es 20,6 Prozent. ■ Wenn man den Jahrgang aus der vierten Schulstufe von 2017/18 mit der achten Schulstufe von heuer (also denselben Jahrgang) vergleicht, war 17/18 nur jeder zehnte Schüler übergewichtig, jetzt ist fast jeder dritte betroffen.
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