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30. Jänner 2022

- Experten und Bürger planen Graz um - Ärger um Öffi-Tickets - Generalprobe für neuen Speicherkanal - Jubiläum: Ein Jahr „Grazer“-Epaper - Jürgen Roth im Interview

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2 die seite zwei www.grazer.at 30. JÄNNER 2022 E D I T O R I A L von Tobit Schweighofer ✏ tobit.schweighofer@grazer.at Bis zu 40 Euro für ein Kreuzerl am Wahlzettel E rstmals legten alle Parteien ihre Abrechnungen für den Gemeinderatswahlkampf offen. Dieser Einblick in die bis dahin verschlossenen Bücher eröffnet auch völlig neue Möglichkeiten der Analysen. Abseits der politischen Inhalte lassen sich auch in der Gewichtung der Wahlkampfbudgets deutliche Unterschiede erkennen. So verzichtete die erfolgreiche KPÖ so gut wie zur Gänze auf Werbemittel à la Kugelschreiber und Feuerzeug – lediglich 108 Euro haben die Dunkelroten dafür ausgegeben. Dafür steckte man 24 Prozent des Budgets in Inserate. Damit liegt man fast gleichauf mit der zweitstärksten Partei, der VP (25 Prozent). Der große Wahlverlierer, die FPÖ, setzte weniger auf Werbeflächen, dafür wurden die blauen Wahlhelfer mit Abstand am großzügigsten bezahlt (20,9 Prozent). Die Grünen setzten verhältnismäßig stark auf Internet-Werbeauftritte und PR-Agenturen (28 Prozent), die SPÖ auf Veranstaltungen und Events (23,9 Prozent) und die Neos schafften ihren Zuwachs vorrangig mit Inseraten (34 Prozent). Dafür gaben sie mit 257.600 Euro für 6447 Stimmen umgerechnet am meisten für ein Kreuzerl am Wahlzettel aus: exakt 39,96 Euro. Auch in dieser Statistik steigt die KP übrigens am besten aus: Lediglich 11,56 Euro „kostete“ sie eine Stimme. Tobit Schweighofer, Chefredakteur SONNTAGSFRÜHSTÜCK MIT ... ... Gerald Rockenschaub Der neue WHO- Krisenmanager spricht über Omikron, aber auch über Sport, Musik und den schönsten Platz auf Erden. Ein Selfie beim Frühstück in Kopenhagen: Der Krisenmanager der WHO Gerald Rockenschaub braucht unbedingt Kaffee am Morgen. KK Sie leben seit kurzem wieder in Kopenhagen. Gibt’s da zum Frühstück schon Smørrebrød oder doch noch Kernöleierspeise? Weder noch! Bis 1. Februar bin ich noch im Hotel einquartiert: Da genieße ich Cornflakes, Müsli und Obststücke. Und Kaffee! Ohne geht’s bei mir nicht! Wie oft kommen Sie noch in die alte Heimat? Was vermissen Sie an der Steiermark? Durch Corona und auch in Zukunft durch meinen neuen Job eher selten. Am meisten gehen mir die Kulturveranstaltungen ab: Theater, Konzerte, Kino in deutscher Muttersprache. In Kopenhagen gibt’s zwar auch eine gute Oper, aber zuhause ist das schon noch mal was anderes. Sie sind so viel in der Welt herumgekommen: Wo ist für Sie der schönste Platz auf Erden? Schwer zu sagen ... Österreich und die Steiermark gehören auf alle Fälle dazu. Auch die Inseln im Südpazifik sind einfach wunderschön. Aber wahrscheinlich findet man auf jedem Kontinent, in jedem Land schöne Flecken. Wie darf man sich Ihren Job als WHO-Krisenmanager für gesundheitliche Notlagen in Europa vorstellen? Wie sieht der Alltag aus? Momentan sind wir natürlich mit Corona und besonders mit Omikron beschäftigt. Die Intensivstationen sind mit der Variante, dort, wo es eine hohe Durchimpfungsrate gibt, zwar weniger belastet, aber es gibt noch immer hohe Fallzahlen und damit viele Hospitalisierungen. Wie geht es Ihnen, wenn Sie die vielen Demos der Impfgegner sehen? Ich verstehe die Bedenken, gerade bei der Welle an Missinformation in den Sozialen Medien. Was ich nicht verstehe: Ein überwiegender Großteil der Experten geht in eine Richtung – und man glaubt einigen wenigen. Wenn von hundert Schilehrern 99 sagen: „Fahr dort nicht runter – Lawinengefahr!“, dann glaubt man auch nicht dem einen, der das Gegenteil behauptet und fährt. Wie lange wird uns Corona noch beschäftigen? Jetzt ist eine entscheidende Phase. Mit zunehmender Immunität gibt es hoffentlich in den nächsten Monaten eine Veränderung. Wir lernen, besser damit umzugehen, und wir können hoffen, dass es zu keinen Überlastungen im Gesundheitssystem und zu Lockdowns mehr kommt. Aber das Virus hat uns schon öfter überrascht. Wir müssen unbedingt das globale WHO-Ziel von 70 Prozent Durchimpfungsrate weltweit erreichen, damit wir das Entstehen von neuen Varianten verhindern können und Corona endemisch wird. Corona-Nachrichten gibt’s im Minutentakt: Was machen Sie, um auch mal abzuschalten? Momentan hab ich nicht viel Gelegenheit, aber ich gehe gelegentlich ins Fitnessstudio oder schwimme ein paar Längen. Physisch aktiv sein hilft. Bringt Ihnen Musik auch Entspannung? Ich höre gerne Pop und Rock und gehe auch gerne hin und wieder in die Oper. Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Dass wir endlich die Pandemie hinter uns bringen und daraus für die Zukunft lernen, um humanitäre Katastrophen besser zu bewältigen – egal ob Pandemien, Extremwetter und Klimakrise oder bewaffnete Konflikte. VERENA LEITOLD Gerald Rockenschaub wurde am 9. Oktober 1958 in Bruck geboren und studierte Medizin in Graz sowie „Public Health“ in Boston. Hilfsprojekte führten ihn nach Äthiopien, Eritrea, Kosovo, Jerusalem, Palästina oder Albanien. Ende 2021 wurde er zum neuen WHO- Krisenmanager der Europäischen Region ernannt. Er ist verheiratet und hat eine erwachsene Tochter.

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