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3. November 2024

- Elefantenrunde der Spitzenkandidaten zur LT-Wahl 2024 - Zu wenig nackt für Fagtory-Party - Straßenmusiker aus Graz besuchte 300 Orte

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6 graz www.grazer.at 3. NOVEMBER 2024 Viel Übereinstimmung, KONTROVERSIELL. In der Politik kann man oft Richtiges sagen und doch nicht recht haben. Wir prüfen die Aussagen. Von Gerhard Goldbrich redaktion@grazer.at Das gibt es nur ganz selten, aber mit Sicherheit in der Steiermark. Eine Diskussion der Spitzenkandidaten zur Landtagswahl, die harmonisch diszipliniert und gänzlich ohne Untergriffe abläuft. Und doch wurde in der Sache hart, aber bestimmt diskutiert, in vielen Fällen die Mitbewerber mit Zahlen und Fakten gefordert. Um für die Kandidaten selbst, aber vor allem für unsere Leserinnen und Leser Licht ins Dunkel der politischen Artikulationen zu bringen, wird der „Grazer“ ab heute die spannendsten Aussagen der Konfrontation einem Faktencheck unterziehen und ab morgen täglich ein Thema in der digitalen Gratiszeitung „Grazer24“ und am kommenden Sonntag auch im „Grazer“ in den Mittelpunkt rücken. Die Themenschwerpunkte, die wir beleuchten, sind vielfältig und reichen von der Bildung über die Energieversorgung, den Verkehr ✔ bis hin zur Migration. So blieben dann spannende Behauptungen ungeklärt. „Die Energie Steiermark bezieht Gas aus unbekannter Herkunft und mindestens 80 Prozent davon aus Russland“, attackiert Neos-Frontmann Niko Swatek die beiden Landesregierer Christopher Drexler und Anton Lang. „An diesem Gas klebt Blut!“ FPÖ-Boss Mario Kunasek sieht ein Problem im Grazer Bezirk Gries, „wo 93,6 Prozent der Schüler kein Deutsch sprechen“. Niko Swatek legt noch einen drauf und weiß, dass „20 Prozent aller 15-Jährigen in Öster- Fakten CHECK reich nicht lesen können“, sieht die Steiermark als Schlusslicht bei den Kinderkrippenplätzen und kritisiert die Anzahl der Landeskindergärten. Besonders emotional in Richtung Landeshauptmann Christopher Drexler wird KPÖ-Spitzenkandidatin Claudia Klimt-Weithaler, die kritische Meinungen zuerst noch als Bashing der Grazer Stadtregierung bezeichnet, dann zum Thema Bildung in Graz. ✘ LANDTAGSWAHL 2024 Budgetwahrheit „Ja, es ist gelungen, die Forderungen nach Verkleinerung der Claudia Klimt-Weithaler wirft Kurt Hohensinner Jammerei vor. SKRABEL, GASSER Gruppen in Kindergärten und mehr Geld für die Pädagoginnen und Pädagogen im Land zu erwirken“, erklärt Klimt-Weithaler. „Aber in Graz hat Stadtrat Hohensinner von seinem Bürgermeister Nagl nie so viel Geld bekommen wie jetzt.“ Und setzt nach: „Er soll sich nicht immer hinstellen und jammern, sondern die Energie für Konzepte verwenden.“ Drexler kontert, „dass Land und Bund Graz zusätzlich mehr als 18 Millionen für Verbesserungen im Bereich Bildung zur Verfügung stellen“. Bildungs-Check Tatsächlich stimmt zwar die Aussage, dass das Bildungsbudget mit 60 Millionen groß wie noch nie ist, bei genauerer Betrachtung läuten aber die Alarmglocken (siehe Zahlen-Check rechts). Denn die vorgegebene Absenkung der Gruppenhöchstzahl von 25 auf 20 Kinder würde einen massiven Ausbau an Infrastruktur und Personal benötigen. Es wird klar, dass mit dem geplanten Budget sogar der laufende Betrieb gefährdet ist und Verbesserungen nicht möglich sind. Vom zusätzlichen Budget des Landes ist nichts zu sehen.

3. NOVEMBER 2024 www.grazer.at graz 7 vieles zu hinterfragen Bildung Graz im Zahlencheck Trotz großer Budgetsteigerungen seit 2018 drohen massive Einschnitte. Im Bereich der Bildung ist die Prognose für den Versorgungsgrad sogar alarmierend. Betrachtet man in den abgelaufenen Jahren die Budgetsteigerungen, so relativieren sich die Aussagen von Claudia Klimt-Weithaler, denn prozentuell lag die Steigerung unter Nagl von 2018 bis 2021 bei 37 Prozent, von 2021 bis 2024 bei 30 Prozent. In den letzten Jahren kam es außerdem durch die dramatisch hohe Inflation zu massiven Mehrkosten bei Betrieb und Erhaltung. Da die Budgetplanungen für die kommenden Jahre keine Erhöhung vorsehen, kann kein Ausbau stattfinden, drohen sogar Einschnitte. Der Versorgungsgrad sinkt demnach auf knapp mehr als 80 Pronzent. Es gibt kein Geld, um zusätzliche Gruppen zu betreiben. Das gilt für städtische und private Kindergärten im Tarifmodell. Offen ist, wo die 18 Millionen von Bund und Land verbleiben. 33.959.800 Budgetzahlen Graz +37,9% 46.863.900 +30,2% -0,07% 61.039.200 60.994.700 +1,5% 61.909.700 2018 2021 2024 2025 2026 Versorgungsgrad Kindergartenplätze Graz 8.180 7.944 KINDER PLÄTZE Versorgungsgrad 97,1 % 2021 8.279 7.580 KINDER PLÄTZE Versorgungsgrad 91,5 % 2024 8.300 6.740 KINDER PLÄTZE Versorgungsgrad 81,2 % 2027 * Prognose Entwicklung Versorgungsgrad Kindergarten bei gleichbleibender Kinderanzahl, Plätze inklusive Tagesmütter bei Absenkung der Gruppengröße GETTY (3)

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