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3. April 2022

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- Grazer Surfwelle soll beim Murkraftwerk kommen - Start der „Grazer“ StarWine Salongespräche - Thalersee: Stopp für Spaziergänger - Grazer zeigen Hilfsbereitschaft für die Ukraine - Grazer werden selbst zu Banksy-Kunstwerk

24 eco www.grazer.at

24 eco www.grazer.at 3. APRIL 2022 „Ohne Gas stehen unsere „Grazer“- Chefredakteur Tobit Schweighofer, Jürgen Roth (WK), Landesrätin Barbara Eibinger- Miedl, Stadtrat Günter Riegler, Paul Spitzer (WK), „Grazer“- Geschäftsführer Gerhard Goldbrich und Gastgeber Alexander Andreadis (v. l.) SCHERIAU (6) SPANNEND. Im ersten „Grazer“ StarWine Salongespräch ging es gleich heiß her. Wir sprachen mit hochrangigen Experten aus Wirtschaft und Politik über die brennendsten Wirtschaftsthemen. Von Tobit Schweighofer tobit.schweighofer@grazer.at Sei es durch Corona, den Ukraine-Krieg oder den Klimawandel: Die Auswirkungen auf die Wirtschaft und damit die Art und Weise unserer Lebensführung stehen so sehr im Fokus wie selten zuvor. Nicht zuletzt deshalb haben wir die „Grazer“ StarWine Salongespräche ins Leben gerufen, bei denen wir einmal im Monat mit Experten und Verantwortungsträgern in entspannter Atmosphäre über die steirische und insbesondere die Grazer Wirtschaft diskutieren und gemeinsam mit und für unsere Leser hinter die Kulissen schauen wollen. Bei der ersten Auflage durften wir mit Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl, Wirtschaftsstadtrat Günter Riegler, WK-Fachverbandsobmann für den österreichischen Energiehandel Jürgen Roth und dem Grazer WK-Regionalstellenobmann Paul Spitzer eine illustre Expertenrunde begrüßen. Neben vielen brandaktuellen Themen wie dem Gaspreis, den allgemeinen Teuerungen, dem Innenstadthandel und Energieunabhängigkeit stand unter anderem auch der Grazer Arbeitsmarkt im Fokus der Diskussion, die man in voller Länge im Video auf www.grazer. at sehen kann. Sorgen um Energie Thema Nummer eins war natürlich der Ukraine-Krieg beziehungsweise die drohende Energiekrise. Diesbezüglich zeigte sich Eibinger-Miedl höchst alarmiert: „Jetzt zu sagen, wir kaufen kein Gas mehr von Russland, würde heißen, dass die steirische Industrie komplett steht.“ Ähnlich schätzt Roth die Situation ein, der als Fachverbandsobmann für Energiehandel der österreichischen Wirtschaftskammer genaueste Einblicke hinter die Kulissen auch auf europäischer Ebene hat. „Unsere Lagervorräte an Gas sind derzeit sehr niedrig. Würde die russische Versorgung mit heute abreißen, hätten wir spätestens im Oktober kein Gas mehr. Das Gas, das wir bekommen, ist zu 25 Prozent zur Stromerzeugung in Europa, zu 25 Prozent für die Industrie und zu 50 Prozent zur Versorgung von Kommunen. Das heißt, wir hängen extrem am Gas. Wenn wir uns jetzt anders versorgen wollen, müssen wir genau darauf achten, wo wir möglichst schnell so viel Gas herkriegen. Die Verhandlungen mit den USA laufen, aber die wissen natürlich auch, dass wir ihr Gas dringend brauchen, und werden dementsprechend teuer sein.“ Kaum Arbeitslose Dennoch stehen wir am Arbeitsmarkt verhältnismäßig sehr gut da. Mit Stand Ende Februar gab es in Graz 7477 offene Stellen. Das sind doppelt so viele wie ein Jahr zuvor. Zugleich gibt es nur 19.470 Arbeitslose. Das ist der niedrigste Wert seit 30 Jahren. „Wir haben trotzdem viel zu wenige qualifizierte Leute“, weiß Spitzer. „Gerade in Graz haben wir da ein ganz grobes Missverhältnis. Das ist eine riesige Aufgabe für die Wirtschaft und die ganze Gesellschaft. Diejenigen, die nicht in Arbeit sind, sind frustriert und hängen herum. Diese Leute können wir nicht brauchen, die müssen ausgebildet werden, und das ist eine Mammutaufgabe.“ Deshalb wird die WK Graz im Herbst einen Tag

3. APRIL 2022 www.grazer.at eco 25 Betriebe komplett still“ der dualen Ausbildung auf den Hauptplatz bringen. „Ohne qualifizierte Zuwanderer wird es aber auf keinen Fall gehen“, erklärt Riegler. Ein Punkt, in dem sich alle einig waren. „So kann es aber durchaus sehr gut funktionieren.“ Aus der Komfortzone Die letzten beiden Corona-Jahre haben das gesellschaftliche, aber auch das wirtschaftliche Selbstverständnis völlig durcheinandergewirbelt und auf die Probe gestellt. „Es muss wieder einen Anreiz geben, damit die Leute überhaupt wieder mehr arbeiten wollen“, forderte Roth, der eine gewisse lethargische Gemütlichkeit ortet, die sich in der Lockdownphase inklusive Homeoffice ausgebreitet habe. „Wir müssen dringend wieder ins Arbeiten kommen, ins Arbeiten-Wollen. Es muss für die Leute wieder ein Mehrwert sein, zu arbeiten, anstatt vom Staat zu leben. Umgekehrt wollen wir aber ein Wirtschaftswachstum haben, wir wollen weiterhin die Kuh melken, aber wenn wir die Kuh nicht füttern, wird sie irgendwann einmal keine Milch mehr geben.“ Wobei man auch jene nicht vergessen darf, die in dieser Zeit sehr belastet waren, wie Eibinger-Miedl zu bedenken gab. „Beispielsweise im Pflegebereich, in den Spitälern. Die Mitarbeiter dort gehen teilweise wirklich am Zahnfleisch. Und bei denen geht es nicht ums Nichtwollen, die können schließlich und endlich einfach nicht mehr.“ Inzwischen habe man überhaupt die besten Aussichten, wenn man eine duale Ausbildung macht, also auch ein Handwerk erlernt, weil das in Zukunft schwer ersetzbar sein wird. Ein weiteres Thema seien die geburtenschwachen Jahrgänge, das heißt, ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften ist für die nächsten Jahre sicher. „Viele Unternehmen würden in Graz gar nicht funktionieren, wenn es nicht massiv Zuwanderung aus Italien, Spanien und so weiter gäbe“, erläuterte Riegler. „Es wird sicher nicht ohne kon trollierte Zuwanderung gehen, damit wir den technischen Standard aufrecht erhalten, den wir derzeit in den Unternehmen haben, da darf man den Leuten nichts vormachen.“ Verstaubtes Schulsystem Auf die Stellung der Frau werde sich der technische Fortschritt hingegen positiv auswirken, prognostizierte Spitzer. „Es wird immer seltener die Muskelkraft entscheidend sein, sondern das, was du im Hirn hast. Insofern wird ganz von selbst ein Schritt in Richtung Gleichberechtigung passieren.“ Das Schulsystem hingegen müsse sich grundlegend ändern. Dieses solle den wirtschaftlichen Anforderungen immer folgen, wie alle anwesenden Wirtschaftsexperten nachdrücklich unterstrichen. „Wir sind hier aber in Österreich leider immer noch am Stand von Maria Theresia“, kritisierte Roth, der auch in diesem Bereich dringenden Verbesserungsbedarf ortete. Barbara Eibinger-Miedl Günter Riegler Jürgen Roth Paul Spitzer

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