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29. März 2020

- Ausgangsbeschränkungen: Die Hälfte ist geschafft - Corona-Unterstützung: 53 Millionen Euro für steirische Betriebe - Infektions-Höhepunkt Mitte April bis Mitte Mai erwartet - Hilfe für Grazer Sport-Vereine - Faktencheck: Siedeln in Zeiten von Corona

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2 graz www.grazer.at 29. MÄRZ 2020 E D I T O R I A L von Tobit Schweighofer ✏ tobit.schweighofer@grazer.at Corona ist immer und überall N ach knapp zwei Wochen Coronakrise ist deutlich: Egal was ist, man kommt dem Thema nicht aus. Man muss daran denken, man muss darüber reden, auch wenn dazu schon alles gedacht oder gesagt wurde. Der gesellschaftliche Umgang mit dem Virus hat sich in den letzten Tagen verändert. Anfangs war die Stimmung zwar angespannt, aber auch durchaus optimistisch. Mit der uns so selbstverständlichen Gewissheit der Unbesiegbarkeit sind wir dem Virus aus dem fernen Osten kampfbereit entgegengetreten. Immerhin sind wir die Krone der Schöpfung und als solche sind wir verlieren nicht gewöhnt. Inzwischen ist die Zuversicht der Ernüchterung gewichen. Denn in Wahrheit sind wir besonders unsere Freiheit gewöhnt. Und wir sind es gewöhnt, unsere Probleme anzugehen und selber zu lösen. Jetzt aber lautet die Lösung, passiv zuhause zu bleiben und zu warten. Passivität als Lösung ist für uns so unnatürlich geworden, dass es sich einfach falsch anfühlt, daheim herumzulungern, während draußen die Welt vor die Hunde geht. Die Philosophie „schneller, höher, weiter“ hat also doch eine Grenze. Nämlich genau hier. Aber wer weiß? Vielleicht ist genau die Erkenntnis, dass weniger auch mehr sein kann, womöglich das Beste, was uns erfolgsverwöhnten und hypergestressten Dauersiegern hat passieren können. Tobit Schweighofer, Chefredakteur SONNTAGSFRÜHSTÜCK MIT... So gerne er auch sonst ins Kaffeehaus geht und heimische Wirte unterstützt – zurzeit heißt es auch für Toni Maier „zuhause bleiben.“ So hat er wieder mal Zeit für ein Frühstück daheim, und so mancher Waldspaziergang allein darf trotzdem noch sein. STEFAN MAIER ... Startrompeter Toni Maier Gestern vor 50 Jahren spielte Toni Maier erstmals vor einem Millionen-Publikum. Hier spricht er über Karriere, Musik und Corona. Wie sieht Ihr Sonntagsfrühstück üblicherweise aus? Ich bin ein absoluter Morgenmensch, stehe täglich um 5 Uhr früh auf, spaziere durch den Wald und hole mir dort die Kraft für den Tag. Zum Frühstück gibt es dann Müsli mit Obst, am liebsten mit der „Rubinette“, einer Apfelsorte, die ich von einem Grazer Bauern kaufe. Heimat und Regionalität sind mir nach wie vor sehr wichtig. Trotzdem wurden Sie zum Weltstar. Angefangen hat alles vor 50 Jahren. Wie war das denn genau, am 28. März 1970? Über Umwege ist damals der weltbekannte Bandleader Max Greger auf mich aufmerksam geworden. Der hat sogar extra in Bärnbach bei der Gendarmerie angerufen und nach mir gefragt. Der Gendarm hatte dabei amüsanterweise keine Ahnung, wer da am Telefon war, und hat mir sogar den falschen Namen weitergeleitet. Aber schließlich haben Sie sich gefunden? Klar. Ich wurde in die Band aufgenommen und kurz darauf sagte Greger zu mir: „Toni, beim Goldenen Schuss in Graz spielst du ein Solo.“ Das war eine Eurovisionssendung mit über 200 Millionen Zusehern, also eine Sensation. Ich habe mich dann natürlich genau mit dem Orchester vorbereitet, der Regisseur wollte mich aber ganz alleine hören. Ein Bekannter musste mir dann spontan die Noten zum Stück „Vom alten Dessauer“ bringen und ich bin praktisch ohne Probe und Übung aufgetreten. Aber so wurde die Fachwelt endgültig auf mich aufmerksam. 50 Jahre sind ja eine lange Zeit. Wie hat sich die Musik in den Jahren gewandelt? Teilweise schon sehr stark. Was ich persönlich schade finde, ist, dass es im Radio kaum noch Raum für Instrumentalmusik gibt. Musikbegeisterte gibt es aber weiterhin. Was sagen Sie zur Musikstadt Graz? Da bin ich sehr positiv gestimmt. In meinen über 14 Jahren als Konservatoriums-Leiter habe ich erlebt, dass wir in Graz und der Steiermark viele Talente von Weltformat haben. Stichwort Corona. Sie zählen ja auch zur Risikogruppe. Wie gehen Sie damit um? Es ist ganz klar: Ich bleibe zuhause, obwohl ich viele Einladungen hätte. Man muss ernst nehmen, was die Regierung sagt. So sehr ich meine Kinder und Enkerl liebe, auch das Osterfest werden wir heuer wohl getrennt feiern müssen. Was steht nach 50 Jahren in Zukunft an? Im Herbst wird es eine große Jubiläums-Show gemeinsam mit vielen Weltstars geben. FABIAN KLEINDIENST Toni Maier wurde am 29. Jänner 1949 in Bärnbach geboren. Der Startschuss der Weltkarriere des langjährigen Leiters des Johann-Joseph-Fux- Konservatoriums fiel am 28. März 1970 in Graz bei der Eurovisionssendung „Der Goldene Schuss“, bei der er mit seinem Trompeten-Solo die Fachwelt auf sich aufmerksam machte. Im Herbst feiert er das Jubiläum mit einer großen Show.

29. MÄRZ 2020 www.grazer.at graz 3 Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (l.) und LH-Stellvertreter Anton Lang präsentierten das umfangreiche Hilfspaket für heimische Unternehmen. STREIBL 53 Millionen Euro für steirische Betriebe HILFE. Das Land greift Unternehmen mit 53 Millionen Euro und einem Härtefonds unter die Arme. Von Tobit Schweighofer tobit.schweighofer@grazer.at Das Land Steiermark hat ein 53-Millionen-Euro- Hilfspaket für Unternehmen geschnürt. Um die Liquidität der Betriebe in der aktuellen Situation erhalten zu können, übernimmt das Land nach entsprechender Kreditgewährung durch ein österreichisches Kreditinstitut die Zinsen in der Höhe von maximal zwei Prozent für Überbrückungskredite. Insgesamt stellt das Land Steiermark 42 Millionen Euro für die Zinsübernahme in Wirtschaft und Tourismus zur Verfügung. „Die Arbeitslosenzahlen sind auch bei uns gestiegen. Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Lang und ich sind uns einig: Wir müssen dringend unterstützen. Es muss unser Ziel sein, die Wirtschaft in Schwung zu bringen, damit keine Massenarbeitslosigkeit entsteht. Damit würde alles Übel dieser Welt beginnen“, erklärte Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer in einer Videokonferenz, bei der die politischen Vertreter getrennt von- einander Stellung nahmen. „Die Steiermark hilft mit einem Maßnahmenpaket in drei Phasen“, ergänzt LH-Stellvertreter Anton Lang. „Es darf in und nach der Krise niemand übrig bleiben!“ Das Hilfspaket sei ein wichtiges Signal für die steirische Wirtschaft, meint Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl. „Mit dem vorgestellten Maßnahmenpaket können Betriebe aller betroffenen Branchen und Unternehmensgrößen unterstützt werden.“ 5000 Telearbeitsplätze Die SFG unterstützt seit dem Vorjahr gemeinsam mit der Arbeiterkammer die Einrichtung von Telearbeitsplätzen in Kleinst- und Kleinunternehmen mit dem Förderungsprogramm „Familien!Freundlich“. Gefördert werden bis zu 80 Prozent der Kosten. Aufgrund der aktuellen Situation wird das Förderungsprogramm aufgestockt. Zudem wird ein Härtefonds eingerichtet, für den das Land und die Wirtschaftskammer mit jeweils sechs Millionen Euro aufkommen.

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