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26. Oktober 2024

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- Gemeinnützige Bauträger verweigern Zusammenarbeit mit der Stadt Graz - Sonntagsfrühstück mit Andreas Gabalier - Analyse der steirischen Landtagwahl mit Politologen Heinz Wassermann - MCG-Vorstand Barbara Muhr wehrt sich gegen Stadion-Vorwürfe - Interview mit der Grünen Spitzenkandidatin Sandra Krautwaschl

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14 graz www.grazer.at 26. OKTOBER 2024 „Wir brauchen Zuversicht, keine Angst“ Grüne Spitzenkandidatin für die steirische Landtagswahl Sandra Krautwaschl möchte den Fokus positiv auf die Zukunft richten. JÜRGEN FUCHS INTERVIEW. Die Spitzenkandidatin der Grünen für die Landtagswahl, Sandra Krautwaschl, im Gespräch über Klimaschutz, den Ausbau der A9, Frauenpolitik und (un-)mögliche Koalitionspartner. Von Tobit Schweighofer tobit.schweighofer@grazer.at Die Grünen sind derzeit auf der Verliererstraße, obwohl ihr Kernthema, der Klimaschutz, so aktuell ist wie nie. Was läuft falsch? Sandra Krautwaschl: Die Nationalratswahl ist enttäuschend gelaufen, aber mein Fokus richtet sich ganz auf die Landtagswahl. Wir stehen für eine Wirtschafts-, Sozial- und Umweltpolitik, die zusammenpasst und die Zukunft der Menschen sichert. Mit diesen Schlagworten hat man im Bund auch schon die Werbetrommel gerührt und ist damit auf die Nase gefallen. Krautwaschl: Das sind keine Schlagworte, sondern wir haben klargemacht, wofür wir stehen. Wir brauchen Zuversicht, keine Angst. Es geht uns immer zuerst um den Menschen. Genau das braucht es auch in der Steier- mark. Bei der Nationalratswahl haben viele taktisch gewählt, um zum Beispiel die FPÖ zu verhindern. Jetzt gibt es drei Parteien, die ähnlich ticken. Wir Grünen haben trotzdem wichtige Dinge in Bewegung gebracht, wie zum Beispiel die Pflege zuhause, das Community Nursing. Außerdem fordern wir die Wiedereinführung des zweiten Gratis-Kindergartenjahres, den Schutz des Bodens und die Erhaltung der Grünräume. Alle sagen jetzt, sie sind eh für Klimaschutz. Aber das stimmt einfach nicht!“ Klimaschutz haben alle Parteien in ihrem Programm. Verlieren die Grünen hier die Themenführerschaft? Krautwaschl: Alle sagen jetzt, sie sind eh für Klimaschutz: Aber das stimmt einfach nicht! Überhaupt stimmt die Bezeichnung Klimaschutz nicht, denn es geht eigentlich um Menschenschutz, dem Klima ist es egal, ob es ein paar Grad wärmer wird. Aber die Regierungsbeteiligung der Grünen im Bund hat bewirkt, dass die Sensibilität für das Thema zum Glück deutlich gestiegen ist. Sie möchten laut Ihrem Wahlprogramm die Windenergie ausbauen. Derzeit gibt es nur etwas mehr als hundert Windräder in der Steiermark. Sie wollen 400 weitere errichten. Bisher gab es fast immer massive Proteste von Anrainern, die sich etwa auf der Koralpe durchgesetzt und die Windräder verhindert haben. Wie wollen Sie dieses Vorhaben durchbringen? Krautwaschl: Wenn wir stabile Energiepreise wollen, brauchen wir einfach eigene Quellen. Und da bietet sich Windenergie natürlich als nachhaltige Option an. Außerdem brauchen wir mehr Personal im Bereich der Raumordnung und der Naturschutzabteilung, um Verfahren schneller abzuwickeln. Muss man den Klimawandel nicht eher auf globaler oder zumindest europäischer Ebene angehen? Österreich produziert ja nur 0,2 Prozent des weltweiten CO2- Ausstoßes. Krautwaschl: Ja, aber wir machen nur 0,1 Prozent der Weltbevölkerung aus! Wir produzieren also doppelt so viel CO2 wie der Durchschnitt. Überhaupt: Wenn alle Länder dieser Größenordnung auf den CO2-Ausstoß pfeifen, macht das 40 Prozent des globalen CO2-Ausstoßes aus. Es ist also alles andere als egal, wie wir damit umgehen. Wenn wir als eines der reichsten Länder das nicht vorleben, wer soll das denn sonst machen? Abgesehen davon ist der Schutz des Bodens unabhängig von allem anderen wichtig. Aber

26. OKTOBER 2024 www.grazer.at graz 15 ob Photovoltaikpflicht auf Parkplätzen oder Industriebrachflächen – alles scheitert nur am Unwillen der Landesregierung. Alle anderen Parteien sind für den Ausbau der A9, auch die Mehrheit der Steirer. Nur die Grünen lehnen ihn vehement ab. Wieso, glauben Sie, dringen Sie nicht zu den Menschen durch? Krautwaschl: Ganz im Gegenteil, es geht nur nicht so schnell. Steter Tropfen höhlt den Stein. Im Frühling waren noch 60 Prozent dafür, jetzt sind es nur noch 58 Prozent. Davor waren es noch mehr. Das Thema haben wir ja auch nur, weil der Öffi-Ausbau verschlafen worden ist. Der A9- Ausbau würde auch vor 2030 gar nicht fertig werden. Da wäre es sicher klüger, auf Park-&-Ride- Systeme zu setzen. In Graz sträuben sich die Grünen aber gegen Park & Ride beim Murpark. Krautwaschl: Das ist nicht direkt meine Zuständigkeit, aber man muss größer denken und nicht bei den Stadtgrenzen aufhören. Mit Park-&-Ride-Systemen kann man den ganzen Grazer Raum bespielen und so den Individualverkehr vor der Stadt abholen. Gerade am Land ist es ja ganz logisch, dass die Menschen mit dem Augto fahren müssen. Aber in der Stadt kann man andere Mittel finden. Frauen sollen für die gleiche Arbeit auch gleich viel Geld erhalten.“ Politische Gegner werfen den Grünen gerne vor, Idealismus über Wirtschaftsdenken zu stellen. So werden etwa Milliarden- Förderungen in die Umrüstung auf klimaneutrale Produktion gewährt. Sie fordern Ähnliches für die Steiermark. Woher soll dieses Geld denn kommen? Krautwaschl: Nicht uns, den anderen fehlt die Wirtschaftskompetenz, die Dinge zusammenzudenken, um in eine gute Zukunft zu gehen. Wenn frühere Regierungen schon damit begonnen hätten, auf klimaneutrale Produktion zu setzen, hätten wir heute einen deutlichen Wettbewerbsvorteil. Aber wir sind 20 Jahre in die falsche Richtung gegangen, und jetzt muss man in der Umstellung helfen. Unsere Industrie soll sauber produzieren. Gerade in der Steiermark sind wir in der Forschung und Entwicklung sehr stark. Zum Beispiel beim Wasserstoff- Antrieb. Da hätten wir die riesige Chance, ganz vorne mitzuspielen, wir müssen sie nur nutzen. Ein weiteres zentrales Thema bildet die Frauenpolitik. Sie wollen mit verpflichtenden Einkommensberichten für Unternehmen Lohntransparenz herstellen. Verstößt so etwas nicht gegen die Datenschutzrichtlinien? Krautwaschl: Mir geht es um eine faire Bezahlung. Frauen sollen für die gleiche Arbeit gleich viel Geld erhalten. Die Lohnberichte müssten dementsprechend anonymisiert sein. Aber auch in der Politik muss sich was verändern. Im Landtag liegt der Frauenanteil derzeit bei 37,5 Prozent. Das ist etwa ein Drittel Vertretung für mehr als die Hälfte der Bevölkerung. In den steirischen Gemeinderäten sind es 25 Prozent und unter den Bürgermeistern überhaupt nur noch etwa 10 Prozent. Noch eine Leserfrage: Wie soll der Personalmangel in der Elementarpädagogik verringert werden? Krautwaschl: Vorrangig müssen die Arbeitsbedingungen verbessert werden, die Pädagogen wieder mehr Zeit haben, um sich den Kindern widmen zu können. Welche Ziele haben Sie für die Landtagswahl? Und wen könnten Sie sich als Koalitionspartner vorstellen? Krautwaschl: Es ist jetzt noch dringender als 2019, den Grünen eine Stimme zu geben. Jetzt entscheidet sich: In welche Richtung geht die Steiermark? Koalitionspartner können alle sein, die bereit sind, unseren Kurs voll mitzugehen. Also keiner? Krautwaschl: (lacht) Na ja, im Grunde könnte es wohl mit allen funktionieren, nur mit der FPÖ wird es sich inhaltlich nicht ausgehen.

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