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6 graz www.grazer.at 26. OKTOBER 2019 K O M M E N T A R von Verena Leitold ✏ verena.leitold@grazer.at Graz feiert, worauf wir stolz sein können W enn man den heutigen Nationalfeiertag zum Anlass nimmt, ein bisschen über die Außenwirkung der Österreicher nachzudenken, muss man schon sagen: Allzu positiv sind wir in letzter Zeit nicht gerade aufgefallen. Angefangen hat es vor ein paar Jahren, als man international über die Bananenrepublik gelacht hat, die es (zweimal!) nicht geschafft hat, Präsidentschaftswahlen ordnungsgemäß durchzuführen. Politisch haben wir das nächste Mal Aufmerksamkeit bekommen, als der Vizekanzler das Land an einen Oligarchen verscherbeln wollte. Aber nicht nur die hohen Ämter bescheren uns fragwürdige Schlagzeilen. Als kürzlich aufflog, dass eine Familie mutmaßlich viele Jahre in einem Keller festgehalten wurde: Wer wurde als Täter verhaftet – in den Niederlanden wohlgemerkt? Ein Österreicher! Vielleicht würde uns anstelle des ganzen Nationalstolzes ein bisschen nationale Demut guttun. Da ist es richtig angenehm, dass heuer in Graz am Nationalfeiertag nicht wie letztes Jahr nur groß mit wehenden Österreich-Fahnen gejubelt wird, sondern die vielen Ehrenamtlichen die ihnen gebührende Aufmerksamkeit bekommen. Im Rathaus werden Freiwillige der unterschiedlichsten Vereine geehrt. Schön! Auf sie können wir stolz sein. „Wir lassen in Wien Bürgermeister Siegfried Nagl (l.) und Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer treten als Team auf. SCHERIAU (3) IM GESPRÄCH. Zum Nationalfeiertag haben wir Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und Bürgermeister Siegfried Nagl zum Interview gebeten. Von Tobit Schweighofer tobit.schweighofer@grazer.at Die Stimmung zwischen Land und Stadt reichte im letzten Jahr von angespannt, etwa beim Thema Olympia, bis nahezu euphorisch, wie jetzt bei den aufgestellten 100 Fahrrad-Fördermillionen. Wie würden Sie Ihr Verhältnis zueinander beschreiben? Siegfried Nagl: „Ich bin froh, dass der Hermann Schützenhöfer nicht nur Landeshauptmann, sondern auch ein echter Partner ist. Wenn du als Bürgermeister die Chance hast, dich an jemanden wenden kannst, der T R E N D B A R O M E T E R Grazer im Rampenlicht 1. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer 91 Die Meisterprämie und die Investitionen in die Grazer Rad- Infrastruktur brachten den Landeshauptmann in die Medien. Verständnis für deine Situation hat, dann ist das schon was Besonderes. Natürlich hat er das nicht immer, aber das geht mir mit meinen Bezirksvorstehern ja genauso. Er kämpft für den Forschungs- und Universitätsstandort Graz und im Sportbereich in Wien tatsächlich wie ein Löwe für uns. Ohne ihn würde Graz ganz anders ausschauen, ich hätte das alleine nicht gestemmt.“ Hermann Schützenhöfer: „Ich kann nur sagen, dass wir sehr gut zusammenarbeiten und auch freundschaftlich verbunden sind. Graz ist heute eine international wichtige Stadt in den Bereichen Wirtschaft, Kultur und Sport. Wir müssen aber auch für den öffentlichen Verkehr und die Nachhaltigkeit mehr tun und wir brauchen dafür Geld vom Bund. Und da werden wir in aller Freundschaft nicht locker lassen.“ Apropos Nachhaltigkeit: Herr Landeshauptmann, Sie haben angekündigt, ein Klimaschutzressort einführen zu wollen. Inwiefern soll sich das vom jetzigen Umweltressort unterscheiden? Schützenhöfer: „Wir haben mit Anton Lang einen sehr guten Umweltlandesrat. Ich will keinen Landesrat, der nur Klimaschutz macht, aber alles, was Klimaschutz anbelangt, soll bei ihm Wer diese Woche wie oft in heimischen Medien vorkam 2. Arnold Schwarzenegger, Terminator 61 3. Andreas Gabalier, Volks-Rock-’n’-Roller 56 4. Siegfried Nagl, Bürgermeister 50 5. Günter Riegler, Kulturstadtrat 46 derGrazer IMPRESSUM: „der Grazer“ – Unabhängige Wochenzeitung für Graz und Umgebung | Erscheinungsort: Graz | HERAUSGEBER UND MEDIENINHABER: Media 21 GmbH, Gadollaplatz 1, 8010 Graz; Tel. 0 316/23 21 10 | GESCHÄFTSFÜHRUNG: Gerhard Goldbrich | ASSISTENZ & MARKETING: Silvia Pfeifer (0664/80 666 6918) | CHEFREDAKTION/PROKURA: Tobit Schweighofer (DW 2618) | REDAKTION: Verena Leitold (0664/80 666 6691), Vojo Radkovic (0664/80 666 6694), Valentina Gartner (0664/80 666 6890), Philipp Braunegger (0664/80 666 6600), Svjetlana Wisiak (0664/80 666 6491), Birgit Schweiger (Lektorat), Redaktion Fax-DW 2641, redaktion@grazer.at | ANZEIGENANNAHME: Fax 0 316/23 21 10 DW 2627, verkauf@grazer.at | VERKAUF: Michael Midzan (Verkaufsleitung, 0664/80 666 6891), Selina Gartner (Verkaufsleitung, 0664/80 666 6848), Robert Heschl (0664/80 666 6897), Mag. Eva Semmler (0664/80 666 6895), Thomas Maier (0664/80 666 6690), Egbert Triebl (0664/80 66 66 892) | OFFICE MANAGEMENT: Pia Ebert (0664/80 666 6490) | PRODUKTION: Burkhard Leitner | HERSTELLUNG: Druckerei Carinthia, St. Veit/Glan | VERTEILUNG: redmail Logistik und Zustellservice GmbH (05/1795-0) | VERBREITETE AUFLAGE: 174.566 (Der Grazer, wö, ÖAK 1. HJ 2019). | OFFENLEGUNG: Die Informationen gemäß § 25 MedienG können unter www.grazer.at/gz/offenlegung-impressum abgerufen werden.
26. OKTOBER 2019 www.grazer.at graz 7 nicht locker“ zusammenlaufen. Aus allen Ressorts. Naturschutz ist ja eine vollkommene Querschnittsmaterie. Lang wäre ein guter Klimaschutzreferent, aber damit möchte ich nichts vorwegnehmen.“ Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Schickhofer hat im „Grazer“-Interview letzten Sonntag angekündigt, er wolle die Infrastruktur entlang der S-Bahn ausbauen, um Graz zu entlasten. Was halten Sie davon? Nagl: „Das ist doch nichts Neues. Es ist im Landtag schon lange beschlossen, dass Siedlungen nur noch dort gebaut werden dürfen, wo die Infrastruktur gegeben ist. Das ist auch eine Notwendigkeit. In fünf Jahren werden wir wahrscheinlich mehr Einwohner als das Land Salzburg oder das Land Kärnten haben. Deshalb können wir nur in Kooperation mit den Bürgermeistern und Gemeinden zu den Themen Verkehr, Lebensraum, Arbeit und Beschäftigung und Klimaschutz arbeiten, was wir ja auch intensiv tun.“ Schützenhöfer: „Die Zusammenarbeit funktioniert jetzt sehr gut, muss ich sagen. Graz-Umgebung birgt halt auch durch das starke Wachstum viele Herausforderungen.“ Herr Landeshauptmann, Sie sind ja offiziell noch nicht im Wahlkampf, aber geben Sie uns einen Einblick: Was darf man sich als Grazer erwarten? Schützenhöfer: „Ich werde am 4. November in den Wahlkampf starten, daran halte ich mich. Sagen kann ich Ihnen jetzt schon, dass ich keine Dinge ankündigen werde, die wir nicht finanzieren können. Aber ich will den Klimaschutz zur Chefsache machen, die Universitäts- und Forschungslandschaft muss weiter gestärkt werden. Es ist für mich die wichtigste Aufgabe, darauf zu schauen, dass die Leute eine Arbeit haben.“
