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24. September 2023

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- „Grazer" City-Offensive: Auf in die Innenstadt! - Sonntagsfrühstück mit Josh - Grüne Klubobfrau Sandra Krautwaschl im Interview - Ärger über Graz-Mobil-App - Neue Kolumne: Michael Madl analysiert die Spiele von Sturm Graz in der Euroleague

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26 eco www.grazer.at 24. SEPTEMBER 2023 Titelland Österreich „Meister und Master WIFI-Leiter Martin Neubauer, Recruiterin Katharina Werth, Personalleiterin Ennstal Milch Natascha Lackner-Huber und Unternehmer Michael Rathmanner sprachen über die Werte von Titeln und ob diese in der heutigen Zeit am Arbeitsmarkt noch relevant sind. BENJAMIN GASSER (4) CAFÉ WIFI. Österreicher lieben ihre Titel. Doch sagen die auch etwas über den Wert einer akademischen Ausbildung aus? Und kann man sie mit einer Lehre oder Meisterausbildung vergleichen? Experten diskutierten darüber im Rahmen des vom „Grazer“ moderierten Café WIFI. Von Sabrina Naseradsky sabrina.naseradsky@grazer.at Meister oder Master – mit welchem Abschluss reüssiert man heutzutage am Arbeitsmarkt am besten? Beim jüngsten Café WIFI diskutierten Recruiterin Katharina Werth, Unternehmer Michael Rathmanner, die Personalleiterin der Ennstal Milch Natascha Lackner-Huber und Weiterbildungsexperte und Leiter des WIFI Steiermark Martin Neubauer über die Titellust der Österreicher und die Bedeutung von Titeln am Arbeitsmarkt. Klischee Den Österreichern wird eine große Liebe vor allem zu akadamischen Titeln nachgesagt. Doch ist das heute immer noch so oder ist das ein Klischee? „Meiner Erfahrung nach kommt es auf den Bereich an. In der Produktion sind akademische Titel eher ein Nachteil. In anderen Bereichen wie der Anwaltei oder Behörden sind Titel immer noch ein Thema“, weiß Natascha Lackner- Huber. Michael Rathmanner ergänzt: „Es ist sehr stark davon abhängig, in welchem Klientelbereich man sich bewegt. Als Ingenieurbüro merken wir sehr oft, dass alteingesessene Marktbegleiter sehr viel Wert auf Titel legen. In der jüngeren Generation ist das kein Thema mehr.“ Ähnlich sieht es Katharina Werth: „Bei Startups braucht kaum noch jemand einen Titel auf der Visitenkarte. Aber es ist sicher auch generationenund branchenabhängig.“ „Seit man den Meister als Titel eintragen kann, unter- Den Meistertitel eintragen zu lassen, hat für Menschen doch eine Relevanz.“ Martin Neubauer, Leiter WIFI Steiermark schreibe ich sehr viele Zeugnisse mit diesem Titel. Man merkt, dass es für viele Menschen eine Relevanz hat, diese drei Buchstaben vor dem Namen hinzustellten. Es bedeutet ihnen etwas“, so die Erfahrung von Martin Neubauer. Qualifikation Doch welche zuverlässigen Aussagen liefern vorgelegte Ab-

24. SEPTEMBER 2023 www.grazer.at eco 27 schließen sich nicht aus“ schlüsse und Diplome über die entsprechende Qualifikation? „In Zeiten von ChatGPT ist die Frage, wie viele Master- oder Projektarbeiten welchen individuellen Beitrag wirklich generieren. Wir führen die Diskussion heute anders als noch vor fünf Jahren“, gibt Neubauer zu bedenken. „Reine Titel bzw. akademische Abschlüsse sind für die Berufswelt nicht wirklich eine Qualifikation. Wenn wer berufsbegleitend eine Ausbildung macht, dann ist das was anderes. Man merkt, wie Menschen an Dinge herangehen und wie sie arbeiten. Ich meine da jedoch rein den wirtschaftlichen Bereich“, erklärt Lackner- Huber. Ambivalenz Einerseits spielen Titel in Bewerbungsunterlagen keine Rolle, andereseits scheinen sie für das berufliche Fortkommen doch ganz wesentlich zu sein. Auch haben berufsbegleitende Aus- und Weiterbildungen einen anderen Stellenwert. Die Motivation der Menschen, die sich aus eigenem Antrieb fortbilden, ist eine andere. Ganz ähnlich sehen das auch die Experten. „Der Titel ist kein Zugang bei der Besetzung einer Stelle. Das wäre nicht mehr zeitgemäß. Wer jedoch beruflich weiterkommen will, muss sich auch weiterbilden“, weiß Lackner-Huber. Werth ergänzt: „Ohne ein persönliches Gespräch geht es nicht. Es liegt aber auch in der Verantwortung der Bewerber, dass sie ihre Qualifikationen in den Unterlagen herausarbeiten.“ „Ich finde es in den Bewerbungsunterlagen auch immer ganz interessant, ob jemand seine Aus- und Fortbildung berufsbegleitend gemacht hat. Derjenige hat dann eine ganz andere Motivation“, berichtet Rathmanner von seinen Erfahrungen. Neubauer sagt: „Wir merken das auch im Lehrbetrieb. Menschen, die berufsbegleitend einen Lehrgang bei uns besuchen, stellen andere Fragen.“ Vielfaches Angebot Mittlerweile gibt es eine Fülle an Aus- und Weiterbildungsangeboten. Da fällt es oft schwer, den Überblick zu behalten. Doch meistens kommt es trotzdem auf den Menschen an. „Grundsätzlich ist es sehr individuell. Es kommt immer auch auf die Person an, die den Abschluss gemacht hat. Es gibt aber Bildungsinstitute, da weiß man, da ist Qualität dahinter“, weiß Werth. Lackner-Huber meint dazu: „Ein Wenn jemand neben dem Studium gearbeitet hat oder ehrenamtlich tätig war, sollte er das auch in der Bewerbung anführen.“ Katharina Werth, Recruiterin Diplom sagt nichts über eine Person aus, man braucht immer auch das persönliche Gespräch. Es ist auch wichtig, sich dafür Zeit zu nehmen.“ Worin sich aber alle Experten einig sind, ist, dass es neben berufsbegleitenden Ausbildungen ebenso wichtig ist, auch während eines Studiums zu arbeiten oder in einem Ehrenamt oder Verein tätig zu sein. Auch das Musizieren in einer Band kommt gut an. Werth zeigt sich begeistert: „Es ist immer super, wenn jemand nebenbei zum Beispiel in der Gastronomie gearbeitet hat. Das zeigt, das sich die Person für nichts zu schade ist.“ Ähnlich sieht das Lackner-Huber: „Super, wenn was gemacht wurde. Diese Personen haben Motivation gezeigt und sind extrem stressresitent.“ Generell ist zu sagen, dass Meister und Master einander nicht ausschließen, sondern ergänzen. Es kommt immer auf die Menschen und deren Motivation an. Bewerber werden nicht nach den Titeln beurteilt, sondern auch nach Zusatzqualifikationen. „Meister und Master stechen sich nicht gegenseitig aus, aber ergänzen sich gut. Es ist eine Horizonterweiterung auf allen Ebenen“, fasst es Rathmanner zusammen. Meister und Master stechen sich nicht aus. Es ist eine Horizonterweiterung.“ Michael Rathmanner, Unternehmer Wer beruflich weiterkommen will, der muss sich auch weiterbilden.“ Natascha Lackner-Huber, Personalleiterin Ennstal Milch

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