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24. September 2023

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- Klimabonus spaltet die Gemeinden im Grazer Raum - Preis für Fahrradzone in Fernitz-Mellach - „Steirerkrimi"-Autorin Claudia Rossbacher im Interview - Nicole Peissl begeistert die Männer bei „Bauer sucht Frau" - Gastro-Nachschub in St. Radegund

10 graz-umgebung

10 graz-umgebung www.grazer.at 24. SEPTEMBER 2023 „Nicht nur die Wiener, alle Claudia Rossbacher mordet sich fröhlich durch die Steiermark. Ihr 13. Steirerkrimi spielt im Schöcklland in Graz-Umgebung. STG/JESSE STREIBL INTERVIEW. Autorin Claudia Rossbacher ist für ihre Steirerkrimis berühmt. Ihr neuestes Werk „Steirerwald“ (Gmeiner Verlag) spielt in Graz-Umgebung, genauer rund um den Schöckl. Im Gespräch erzählt die gebürtige Wienerin unter anderem von ihrer Verwandlung in eine echte Steirerin. Frau Rossbacher, der deutschsprachige Raum kennt Sie als originelle Vielschreiberin – 13 Steirerkrimis gibt’s bisher –, wie würden Sie sich selbst beschreiben? Claudia Rossbacher: Neugierig, friedlich – man glaubt es kaum, aber ja, das Krimischreiben ist ja mein Ventil. Wenn mich jemand richtig nervt, büßt er es schlimmstenfalls fiktiv. Und so morde ich mich immer weiter durch die Steiermark. Aber nicht, weil ich die Steirer nicht mag, sondern ganz im Gegenteil, weil ich sie mag. Warum spielen Ihre Romane hauptsächlich in der Steiermark? Sie haben in den schillerndsten Metropolen der Welt gelebt. Rossbacher: Es gibt zwei sehr mondäne Thriller von mir – meine ersten beiden Werke – „Hillarys Blut“ und „Drehschluss“ –, die in der Karibik bzw. auf Mallorca spielen. Doch darauf hat die Welt nicht gewartet. Die Bücher sind zwar erschienen undhaben auch einige Käufer gefunden, aber für die Bestsellerlisten hat es nicht gereicht. Doch dann kamen die Steirerkrimis. Und sie kamen, weil mich die berühmte Muse in einer schlaflosen Nacht geküsst hat. Eine Frau ist durch meinen Kopf gelaufen. Eine nackte Frau, die durch den Wald gerannt ist, um vor ihrem Mörder zu fliehen. Am nächsten Tag habe ich überlegt, wo denn dieser Tatort im Wald liegen könnte. Dann habe ich mich meiner Kindheit besonnen. Im Ferienlager am Reinischkogel ist bei mir schon früh eine emotionale Bindung zur Steiermark und zum Wald entstanden. Mein Mann ist Steirer und hat Familie hier. Und nicht zuletzt ist die Steiermark auch das waldreichste Bundesland. Die Entscheidung war also gefallen, und ich habe sie nie bereut. Tatsächlich wollten dann gleich vier Verlage das Buch ver- öffentlichen. Als „Steirerblut“ erschienen ist, haben der Buchhandel und die Leserinnen und Leser begeistert zugegriffen und ich hatte meinen ersten Bestseller-Erfolg. So hat alles begonnen. Wie recherchieren Sie die regionalen Besonderheiten? Im „Steirertanz“ etwa fällt auf, dass Sie zeitkritisch etwa Bodenversiegelung, Bauboom und touristisches Gewinnstreben anprangern. Rossbacher: Zuerst einmal entscheide ich mich für eine Region. Dann recherchiere ich die Themen, die die Menschen dort beschäftigen. Es ist ja ein Unterschied, ob du in der Südsteiermark, in Schladming oder in Bad Aussee lebst. Ich schreibe zeitgenössische Krimis, daher ist es mir sehr wichtig, dass ich auch unsere Zeit darin einfange. Meine Bücher sind Zeitdokumente, in denen man auch später noch nachlesen wird können, dass damals Corona, eine Energiekrise oder was auch immer war. So fiktiv meine Kriminalfälle sind, so realistisch möchte ich das Rundherum zeichnen. Meine Krimis sollen nicht irgendwo spielen können, sie sollen nicht einfach nach Tirol versetzt werden können, das funktioniert nicht. Mir ist es auch ganz wichtig, dass sich die Einheimischen damit identifizieren können, denn nur dann sind die Krimis authentisch. Natürlich gibt es auch immer wieder Kritiker meiner Werke, aber bisher haben sich noch alle gefreut, wenn ich einen Tatort in ihrer Region angesiedelt habe. Ich bekomme auch immer wieder E- Mails von Leuten, die sich einen Steirerkrimi in ihrer Gemeinde wünschen, aber ich suche mir die Schauplätze schon selbst aus. Die Orte müssen etwas Besonderes haben, das mich zu einer Geschichte inspiriert, und so reizvoll sein, dass ich mich die nächsten Monate zumindest gedanklich dort aufhalten möchte.

24. SEPTEMBER 2023 www.grazer.at graz-umgebung 11 Österreicher mögen Steirer“ Never change a winning project, aber juckt es Sie nicht ab und zu, etwas ganz anderes zu machen, literarisch gesehen? Rossbacher: Das Anders-Machen habe ich wie gesagt schon mit meinen Thrillern abgehakt. Außerdem schreibe ich zwischendurch auch Reisebücher mit Steiermark-Bezug. Im Frühjahr sind meine „Lieblingsplätze in der Steiermark“ erschienen. Sie sind bei Ihren Recherchen viel im Land unterwegs, kennen die Steiermark besser als viele Einheimische. Was ist gut, was ist nicht so gut, wo können wir besser werden? Rossbacher: Was ist gut am Land? Da wüsste ich jetzt gar nicht, wo ich anfangen und wo ich aufhören soll. Ich habe mir die Steiermark ja selbst ausgesucht und lebe freiwillig hier als bekennende Wahlsteirerin. Besonders gut gefällt mir die vielgepriesene Herzlichkeit der Steirer. Nicht nur die Wiener, alle Österreicher mögen die Steirer. Die Ausprägung variiert zwar von Region zu Region, aber grundsätzlich trifft es schon zu, dass die Steirer ausgesprochen herzliche Leute sind, die anpacken können und fleißig sind. Sie können aber auch sehr gut feiern. Ich mag auch, dass sie mit ihrer Von der Mentalität her sind mir die Steirerinnen und Steirer schon sehr nahe.“ Meinung nicht hinterm Berg halten und sich nicht einschleimen, aberhinterrücks schimpfen. Ausnahmen gibt es natürlich immer. Aber von der Mentalität her sind mir die Steirer schon sehr, sehr nahe. Besser machen könnte man immer etwas. Die Bodenversiegelung ist ein großes Thema, da muss man etwas tun. Und es gibt einige andere Themen, die ich dann in meine Krimis einbaue, wenn sie in die Region passen. Aber ich könnte jetzt nicht sagen, dass mich etwas an der Steiermark stört. Wenn Sie Freunden die Steiermark beschreiben müssten, wie würden Sie es anlegen? Rossbacher: Ich würde sagen, das ist ein wunderschönes, sehr vielseitiges Bundesland. Das vielseitigste in Österreich, es heißt ja nicht umsonst vom Gletscher zum Wein. Die Landschaften sind völlig unterschiedlich. Und dann bin ich schon wieder bei der Herzlichkeit der Leute, bei der Kulinarik und beim Wein. Was würden Sie Menschen zeigen, die noch nie in der Steiermark waren? Rossbacher: Ich würde ihnen zuerst einmal die Süd- und Weststeiermark zeigen. Natürlich auch Graz als Stadt, die ich wirklich sehr gerne mag. Für mich hat Graz die perfekte Größe, größer muss eine Stadt nicht sein. Wien ist ein solcher Moloch geworden! Ich darf das sagen, ich bin ja gebürtige Wienerin. Graz hat noch diesen Charme, dass jeder jeden kennt. In der Steiermark kennt man immer jemanden, der einem weiterhelfen kann, wenn man etwas braucht. Ich bin gerne von der großen weiten Welt hierhergezogen und wurde herzlich aufgenommen. Es hätte ja auch sein können, dass die Steirer sagen, eine Wienerin kann doch keine Steirerkrimis schreiben. Das Gegenteil war der Fall, dafür bin ich sehr dankbar. Das Interview wurde im Rahmen der Aktion „Botschafter mit Herz“ vom „Steiermark Standortmarketing“ zur Verfügung gestellt. Die redaktionelle Endverantwortung liegt beim „Grazer“.

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