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24. November 2024

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32 grazwww.grazer.at 24. NOVEMBER 2024Runder TischIch versichere mein Leben,Dieter Kinzer, Martin Lux, Marcella Handl und Stephan Plankensteiner (v. l.) diskutierten über Immobilien-Absicherungen und darüber, wie man am besten vorsorgt. GASSER (5)WICHTIG. Trennung, Tod oder Verlust der Entscheidungsfähigkeit: Die wenigsten machen sich darüberGedanken. Aber gerade, wenn man eine Immobilie besitzt, sind solche Fragen essenziell. Wir haben mitführenden Experten aus dem Bereich Notariat darüber gesprochen, wie wichtig hier Beratung ist.Von Sabrina Naseradskysabrina.naseradsky@grazer.atDer Kauf einer Immobilieist eine Entscheidung fürsLeben. Auch der Besitzeiner Immobilie ist mit vielenFragen verbunden. Was passiert,wenn ich mich von meinem Partnertrenne? Ich meine Entscheidungsfähigkeitverliere? Oderwenn ich gar versterbe? Mit DieterKinzer, Präsident der NotariatskammerSteiermark, MartinLux, Vizepräsident der NotariatskammerSteiermark, und den beidenNotaren Marcella Handl undStephan Plankensteiner habenwir über das Thema Immobilienkaufund -besitz sowie Vorsorgegesprochen.In einem waren sich die Experteneinig: Das Wichtigste ist immer,sich beraten zu lassen. Denngerade die Beratung beim Notarkann Themen zutage bringen,auf die man alleine vielleicht garnicht gekommen wäre, über dieman sich aber Gedanken machensollte.Gedanken machenMit der Nationalratswahl kam dasThema Schenkungssteuer auchwieder auf die Agenda. Wenig dramatischsieht die Dieter Kinzer:„Die wirklich brennenden Themen,die ich immer wieder sehe,sind: Wie gebe ich eine Liegenschaftin der Familie weiter undwie sichere ich das Vermögen inder Liegenschaft ab? Es gibt dreiPunkte, die ich selbst regeln kann,das sind die steuerlichen, die erbrechtlichenund die sozialrechtlichenAspekte. Ich regle mein Vermögenalso mit der sogenanntenwarmen Hand, und das funktioniertganz gut.“ Martin Lux: „Ja,ein Erstberatungsgespräch beimNotar kostet nix, aber nur ausSteuerangst sich zu einer Übergabeberaten zu lassen, das darfkein Thema sein. Da müssen auchandere Gründe dafür sprechen.“Kinzer ergänzt: „Man darf nichtwegen möglicher Steuern die Nervenverlieren.“ „Das Wesentlicheist, auf sein eigenes Bauchgefühlzu hören. Dann ist der richtigeZeitpunkt, da zu übergeben, wennich mich nicht von sogenanntenäußeren Umständen drängen lasse,sondern ich ruhigen Gewissensund verantwortungsvoll an dienächste Generation übertragenkann. Denn es muss die Zukunftgemeinsam gelebt werden“, weißMarcella Handl. „Man sollte sichauch Gedanken über eine Vorsorgevollmachtmachen, denn eskann in jedem Alter etwas passieren.Was ist, wenn ich nicht mehrselbst entscheiden kann? Wiekann mein Wille dennoch umgesetztwerden und vor allem, wersetzt ihn dann für mich um? Dassollte eine Person meines Vertrauenssein.“ „Wenn eine Übergabeüberlegt wird, sollte auch keinDruck auf die Übergeberseite vorhandensein“, findet Kinzer.GemeinsamDoch was passiert, wenn ich eineImmobilie nicht übergebe, sondernmeine Kinder und Schwiegerkinderbei mir einziehen bzw.ausbauen lassen? Wir haben dieExperten gefragt, worauf manhierbei achten sollte.„Angenommen, ich baue beiden Eltern bzw. den Schwiegerelterndazu oder aus, dann sage ichin der Beratung den Jungen immerauch, dass sie sich absichern sollen.Denn es gibt hier verschiedeneAbsicherungsmechanismen wieVeräußerungsverbot, Nutzungsvereinbarungu. Ä., über die mansprechen sollte“, so Lux. Handlergänzt: „Auch die Modalitätensollte man ansprechen. Wenn dienächste Generation sagt, ich baudas Dachgeschoss aus, muss ichauch hier eine Regelung treffen,dass jeder sein Wohnungseigentumbehält. Also der, der inves-

24. NOVEMBER 2024 www.grazer.atgraz 33aber ich sichere es nicht abtiert, erhält Eigentum, aber auchdie Eltern behalten ihr Eigentum.Dennoch sollte man alles so errichten,dass eine klare Trennungder Bereiche möglich ist.“ „Aberauch das Zwischenmenschliche istwichtig. Ich stelle meinen Klientenimmer die Frage: Wisst ihr, was dasbedeutet, zusammenzuwohnen?Auch hier braucht es klare Regeln.Die Menschen müssen wissen,worauf sie sich einlassen“, rät Lux.Plankensteiner betont, dass einevertragliche Regelung über dieNutzung auch hilft, sich später angegebene Zusagen zu erinnernund diese auch einzuhalten. „Daherist es so wichtig, die gesamteFamilie am Tisch zu haben undoffen anzusprechen, wer für wasverantwortlich ist, wer was machendarf, wer was machen muss“,erklärt Handl.LebensgemeinschaftAuch ändern sich die Lebenssituationender Menschen immermehr. Daher ist Beratung besonderswichtig, findet Dieter Kinzer:„Man darf bei der ganzen Sachedas Thema Patchworkfamilienicht übersehen, das ist mittlerweileein wesentlicher Faktor. DasErbrecht hat zudem eine tückischeMathematik. Wir sehen beiunserer Beratung immer wieder,dass ein Lebenspartner eine Immobilieerwirbt, jeder kommt aberaus einer Erstbeziehung, und dagibt es auch Nachkommen. Dahermuss man berücksichtigen, werkauft, wer erbt, wer was bekommt.Das sind Dinge, die man vorherregeln muss.“ Martin Lux erklärtzudem: „Es kommen immer wiederKlienten, die glauben, einefünfjährige Lebensgemeinschaftist einer Ehe gleichgestellt. Dasstimmt aber nicht.“ „Rein rechtlichist der Lebenspartner ein Fremder“,weiß Marcella Handl. „Es gibteine einzige Bestimmung, bei derdie Lebensgemeinschaft der Ehegleichgestellt ist, und das ist imMietrecht bei der Übernahme derMietwohnung im Todesfall.“TestamentGenerell appellieren die Experten,sich auf einen möglichen Todesfallvorzubereiten. „Viele junge Leutehaben eine Hemmschwelle vorder letztwilligen Verfügung. DerMerksatz sollte sein, wenn ichetwas habe, was passiert damit,wenn ich nicht mehr bin“, so Kinzer.Plankensteiner ergänzt: „Eshaben alle ein Problem mit demThema Testament. Man darf denpsychologischen Aspekt nicht unterschätzen.Die Angst vor demTod ist etwas ganz Elementares.“Auch Martin Lux weiß aus Erfahrung:„Beim Testament muss mansich vermögensrechtlich mit sichund seiner Familie auseinandersetzen.“„Und um den Weg zurrechtlichen Sicherheit so unkompliziertwie möglich zu gestalten,bieten alle Notariate kostenloseErstgespräche an“, meint Handlabschließend.Ich regle meinVermögen mitder sogenannten warmenHand.“Dieter KinzerAbsicherung istein wesentlichesThema. Viele machen sichkeine Gedanken darüber.“Martin LuxIch sollte Vorsorgedafür treffen,wenn ich nicht mehr selbstentscheiden kann.“Stephan PlankensteinerDas Wesentlicheist, immer auf daseigene Bauchgefühl zuhören.“Marcella Handl

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