4 graz www.grazer.at 21. JULI 2021 Jungen Drogenkonsumenten fehlt oftmals das Wissen im Umgang mit Rauschgift. Auch viele neue, unbekannte Substanzen sind gefährlich. GETTY Gedenktag: Graz muss elf Drogentote beklagen TRAGISCH. Heute ist der Gedenktag der Drogentoten, in Graz starben zuletzt auch zwei Jugendliche. Von Julian Bernögger julian.bernoegger@grazer.at Der Konsum von Rauschgift hat in diesem Jahr bereits elf Todesopfer in Graz gefordert. Besonders tragisch: Auch ein 15-Jähriger und eine 17-Jährige sind nach einer Überdosis gestorben. „Wir merken, dass immer jüngere Leute zu uns kommen. Auch Unter-18-Jährige. Früher war das ganz selten,“ berichtet der Grazer Streetworker Martin Ladenhauf. Er arbeitet im Kontaktladen der Caritas, fünf der Verstorbenen waren in der Einrichtung bekannt. Dass sich vermehrt jüngere Menschen an sie wenden, habe im vergangenen Sommer gestartet, berichtet Ladenhauf. Möglicherweise eine Auswirkung der Krise. Ein großes Problem sind laut Ladenhauf vor allem die vielen neuen und unbekannten Substanzen, die auf den Markt strö- men: „Es fehlt viel Wissen, oft wird einfach konsumiert, was man bekommt.“ Eine stationäre Einrichtung, in der Konsumenten ihre Drogen testen lassen können, wäre laut Ladenhauf eine Möglichkeit, Konsumenten zu schützen. In Wien gibt es mit „checkit!“ bereits eine solche Einrichtung. Außerdem könnte man sich so einen besseren Überblick über die Drogen verschaffen, die derzeit auf dem Schwarzmarkt kursieren. Prävention und Hilfe Beim Kontaktladen betreibt man auch eine Instagram-Seite. Auf „triptalksgraz“ wird über Drogen aufgeklärt. Seit zwei Jahren gibt es zudem ein Projekt, bei dem Konsumenten im Umgang mit dem Opioid-Gegenmittel „Naloxon“ geschult werden. 2020 konnte ein Grazer so bereits einem Mann das Leben retten, der eine Überdosis erwischte. Klein, kompakt und ab jetzt auch immer dabei: Der kostenlose „Achenbecher to go“ passt in jede Hand- und Hosentasche. STADT GRAZ/FISCHER Gratis „Aschenbecher to go“ im Grazer Stadtpark NACHHALTIG. Gegen „Tschickstummel“: In Stadtpark-Lokalen werden kleine Aschenbecher verteilt. Von Valentina Gartner valentina.gartner@grazer.at E ine Aktion gegen das unachtsame Wegwerfen von „Tschickstummeln“ wurde von der universitären Projektgruppe „Nachhaltig Feiern in Graz“, dem Umweltamt der Stadt Graz und der Holding Graz Abfallwirtschaft ins Leben gerufen. Sie stellen in einem ersten Schritt den beiden Stadtpark- Lokalen Parkhouse und Kombüse Aschenbecher zum Mitnehmen kostenlos zur Verfügung. Die „Aschenbecher to go“ werden an Besucher des Stadtparks verteilt. Angedacht ist auch eine Verteilung in anderen öffentlichen Parks wie Augarten und Volksgarten. Platz für 10 Tschik Der „Aschenbecher to go“ ist ein verschließbarer, wiederverwendbarer Aschenbecher für unterwegs. Am besten hat man ihn immer in der Hosentasche, im Rucksack oder in der Handtasche mit. Man benutzt ihn wie einen normalen Aschenbecher: Zigarette ausdämpfen, in den Taschenaschenbecher geben, Verschluss zuschrauben und bei der nächsten Möglichkeit entleeren. Zigarettenstummel gehören über den Restmüll entsorgt. Man kann den „Aschenbecher to go“ also bei jedem öffentlichen Restmüllkorb oder zuhause in die Restmülltonne entleeren. In den Aschenbecher passen zirka zehn Zigarettenstummel. Er selbst ist rund acht Zentimeter lang und passt so in jede größere Hosentasche. Leider ist vielen Rauchern noch immer nicht bewusst, dass Zigarettenstummel, die in der Natur landen, dort rund fünf Jahre erhalten bleiben und außerdem viele für Grundwasser, Tiere und Pflanzen schädliche Stoffe enthalten. Für Fische und andere Wasserorganismen stellen sie eine tödliche Gefahr dar. derGrazer IMPRESSUM: „der Grazer“ – Unabhängige Wochenzeitung für Graz und Umgebung | Erscheinungsort: Graz | HERAUSGEBER, HERSTELLER & MEDIENINHABER: Media 21 GmbH, Gadollaplatz 1, 8010 Graz; Tel. 0 316/23 21 10 | GESCHÄFTSFÜHRUNG/REDAKTION: Gerhard Goldbrich | CHEFREDAKTION/PROKURA: Tobit Schweighofer (DW 2618) | REDAKTION: Verena Leitold (Leitung E-Paper & Online, 0664/80 666 6691), Vojo Radkovic (0664/ 80 666 6694), Valentina Gartner (0664/80 666 6890), Fabian Kleindienst (0664/80 666 6538), Julian Bernögger (0664/80 666 6690), Nina Wiesmüller (0664/80 666 6918), Redaktion -Fax-DW 2641, redaktion@grazer.at | ANZEIGENANNAHME: Fax 0 316/23 21 10 DW 2627, verkauf@grazer.at | VERKAUF: Michael Midzan (Verkaufsleitung, 0664/80 666 6891), Selina Gartner (Verkaufsleitung, 0664/80 666 6848), Robert Heschl (0664/ 80 666 6897), Mag. Eva Semmler (0664/80 666 6895) | OFFICE MANAGEMENT: Pia Ebert (0664/80 666 6490) | PRODUKTION: Burkhard Leitner | VERBREITETE AUFLAGE PRINT: 175.928 (Der Grazer, wö, ÖAK 2.HJ 2020). | OFFENLEGUNG: Die Informationen gemäß § 25 MedienG können unter www.grazer.at/gz/offenlegung-impressum abgerufen werden.
21. JULI 2021 www.grazer.at graz 5 17-jährige Schwangere tot aufgefunden Schon wieder brutaler Frauenmord in Graz Die Polizei fand gestern Dienstagabend eine 17-Jährige leblos in ihrer Wohnung im Bezirk Geidorf. Ein 19-Jähriger wurde als Verdächtiger festgenommen. SCHERIAU UNFASSBAR. Heute wurde der bereits 17. Femizid dieses Jahr in Österreich bekannt: Eine erst 17-Jährige wurde in ihrer Wohnung in Graz-Geidorf tot aufgefunden. Der Vater ihres ungeborenen Kindes und mutmaßliche Täter, ein 19-Jähriger, ist in Haft – bestreitet die Tat aber bisher. VonVerena Leitold verena.leitold@grazer.at Angehörige und Bekannte machten sich gestern Abend Sorgen um eine 17-Jährige, als diese nicht zur Arbeit erschienen und auch sonst nicht erreichbar gewesen war. Die Mutter alarmierte die Polizei, die das Mädchen schließlich leblos am Bett liegend in ihrer Wohnung in Geidorf auffand. Dabei gab es laut Polizei klare Hinweise auf ein Fremdverschulden. Die 17-Jährige war außerdem im fünften Monat schwanger. Der mutmaßliche Vater des ungeborenen Kindes wurde auf Anordnung der Staatsanwaltschaft als Verdächtiger festgenommen. Er gab bei seiner Befragung zwar an, am Montagabend beim Opfer in der Wohnung gewesen zu sein, wo es zu einem Streit gekommen sei. Er bestreitet allerdings mit dem Tod der jungen Frau etwas zu tun zu haben. Die Auswertung der Spuren dauert noch an. Eine Obduktion wurde angeordnet. Kein Einzelfall Diese schockierende Tat trifft Graz nur wenige Tage nachdem bekannt wurde, dass eine 36-Jährige von ihrem Ehemann in der Bienengasse angeschossen wurde. Gegen den Mann war zuvor ein Betretungsverbot ausgesprochen worden, er kehrte zurück, es kam zum Streit. Das Opfer überlebte mit schweren Verletzungen, der mutmaßliche Täter stellte sich selbst bei der Polizei. Im April erstach ein 43-Jähriger seine Ehefrau in der gemeinsamen Wohnung in der Idlhofgasse, während die vier Kinder in der Schule waren. Bundesweit ist der aktuelle Vorfall laut Autonomen Österreichischen Frauenhäusern schon der 17. Femizid in diesem Jahr. Nach dem Höchststand 2018 mit 41 ermordeten Frauen gab es 2020 31 Femizide. Laut Studien der EU ist jede fünfte Frau ab ihrem 15. Lebensjahr körperlicher und/oder sexueller Gewalt ausgesetzt. Gewaltschutz ausbauen „Es ist an der Zeit, endlich konsequent gegen Gewalttäter durchzugreifen und nicht erst zuzuwarten, bis solche scheußlichen Verbrechen geschehen. Auch unsere Forderung nach einem zweiten Frauenhaus für Graz ist nach den schrecklichen Vorkommnissen aktueller denn je!“, so Vizebürgermeister Mario Eustacchio in einer ersten Reaktion. Tief betroffen zeigten sich auch die Landesrätinnen Doris Kampus und Juliane Bogner-Strauß sowie Stadtrat Kurt Hohensinner von den immer wiederkehrenden Gewalttaten an Frauen. Deshalb soll das Angebot sowohl in der Prävention als auch in der Akuthilfe für gewaltbereite Burschen und Männer nun weiter ausgebaut werden. In Graz entsteht erstmals – von Land und Stadt gemeinsam finanziert – eine betreute Zwischenunterbringung für Männer, die ein Betretungsverbot erhalten haben. Die Stadt Graz stellt die Räumlichkeiten zur Verfügung, das Land Steiermark finanziert über den Verein für Männer- und Geschlechterthemen (VMG) die nötige Betreuung. In Graz gibt es außerdem den Männernotruf, den jedes Jahr rund 3000 Anrufe erreichen – aus ganz Österreich und sogar Deutschland. Im heurigen Jahr gab es bisher einen Anstieg von rund zwanzig Prozent. „In Zukunft werden die Anrufe allein mit Ehrenamtlichen nicht mehr bewältigbar sein!“, so Obmann Eduard Hamedl. Deshalb forderte Bürgermeister Siegfried Nagl kürzlich den Ausbau und die Einrichtung vergleichbarer Projekte auch in anderen Bundesländern.
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