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20. Februar 2022

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- Viele Verbesserungen für Grazer Fußgänger - Comeback der Ruine Gösting - Bus-Revolution im Süden von Graz - Stadt fällte 23 gesunde Bäume - Thomas Liu sperrt zwölftes Lokal in Graz auf

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2 die seite zwei www.grazer.at 20. FEBRUAR 2022 E D I T O R I A L von Tobit Schweighofer ✏ tobit.schweighofer@grazer.at Mögen die Leute zu uns kommen A lle wollen nach Graz! Zumindest kann man die neue Bevölkerungszählung der Statistik Austria in diese Richtung interpretieren. Denn Graz und Graz-Umgebung bilden gemeinsam den am stärksten wachsenden Ballungsraum Österreichs. Hier leben um knapp 4000 Menschen mehr als noch vor einem Jahr. Ganze 36 von 37 Gemeinden im Grazer Raum können einen Bevölkerungszuwachs verzeichnen. Lediglich Kumberg vermeldete ein leichtes Minus. Diese Entwicklung ist zwar schmeichelhaft, verursacht aber auch ziemliche Kopf- und Wachstumsschmerzen, denen wir uns stellen müssen. In Graz sind al lein in den letz ten bei den Jah ren 170 Neubauprojekte entstanden, heuer sollen weitere 4000 Wohnungen hinzukommen. Ähnlich sieht es bei der Kinderbetreuung aus. In ganz Graz-Umgebung werden Millionen Euro in den Ausbau von Kindergärten und Volksschulen gesteckt und Container aufgestellt, um unseren Nachwuchs unterbringen zu können. Und schließlich muss die Verkehrs-Infrastruktur ausgebaut werden. Das passiert in beeindruckender Manier im Grazer Süden, und auch der Bim-Ausbau in der Stadt ist auf Schiene, wie Bürgermeisterin Elke Kahr kürzlich verkündete. Mögen die Leute also weiter zu uns kommen – wir scheinen für sie gerüstet zu sein. Tobit Schweighofer, Chefredakteur SONNTAGSFRÜHSTÜCK MIT ... ... Georg Friedrich Haas Der Grazer Komponist Georg Friedrich Haas ist bekennender Espresso- Enthusiast. Ansonsten gibt’s nicht viel zum Frühstück. KK Der gefeierte Komponist spricht über Gefühle in der Oper und die Liebe abseits davon, scheinbare sexuelle Tabus sowie seine Sicht auf Corona. Sind Sie ein Kaffee- oder Teetrinker? Der erste Weg in der Frühe führt zur Espresso- Maschine! Wie sind Sie zur Musik gekommen? In meiner schwierigen Kindheit und Jugend war die Musik so etwas wie ein Rettungsring für mein Innenleben. Wie wird man denn heutzutage noch erfolgreicher Opernkomponist? Ich habe mein Leben lang intensiv gearbeitet und meine Positionen immer wieder selbst in Frage gestellt. Ich versuche, mich so ehrlich und intensiv wie möglich auszudrücken – nur was vom Herzen kommt, kann auch zum Herzen gehen. Und ich hatte das Glück, immer wieder Menschen zu finden, die meine Musik trotz ihrer immensen Schwierigkeiten ernst nehmen und sie Wirklichkeit werden lassen – hier in Graz zum Beispiel die Intendantin Nora Schmid und der Dirigent Roland Kluttig. Wieso schaffen es zeitgenössische Opern sonst so selten ins Repertoire vieler Häuser? Ich erreiche die Menschen, die meine Musik lieben könnten, nur zum Teil. Man erwartet in der Oper alte Musik mit schrillen Sopranen in einer schrägen Inszenierung. Viele Menschen kommen gar nicht auf die Idee, dass in einem Opernhaus etwas geschehen könnte, das sie packt und berührt. Sie sind im Montafon aufgewachsen, jetzt sind Sie Professor in New York. Zwei verschiedene Welten. Welche liegt Ihnen mehr: die Bergidylle oder die Großstadt? Die Berge sind nicht idyllisch. Sie sind bedrohend, viel gefährlicher als zum Beispiel Harlem. Und das Montafon ist heute ein einziger gigantischer Tourismusbetrieb. Jene Stille, Einsamkeit und Gewalt, die ich als Kind dort empfunden hab, konnte ich in der Steiermark vor Jahrzehnten am Waldrand in Fischbach erleben. In der Großstadt ist man genauso allein – mit den Menschen, mit denen man zusammen sein will. Sie haben mit dem Film „The Artist & The Pervert“ über die BDSM-Beziehung mit Ihrer Frau für Aufsehen gesorgt ... In dem Film zeigen wir, wie normal unser Leben ist. Wichtig ist die Freiwilligkeit, der Konsens der Beteiligten. Und die Liebe. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass sexuelle Minderheiten geschützt werden sollten. Eine der kleinsten sexuellen Minderheiten, die ich kenne, sind monogame lebenslange Beziehungen ohne sogenannte „Perversionen“. Was schätzen Sie am meisten an Ihrer Frau? Ihre hohe Intelligenz – sie war schon als Kind hochbegabt und schloss trotz der bedrückenden Armut ihrer Eltern eine Eliteschule ab. Ihr hoher moralischer Anspruch. Ihre Liebe. Wie erleben Sie die Corona-Situation? Das Schlimmste sind die gesellschaftlichen Auswirkungen. Eine irrationale, von Fake News gesteuerte gewaltbereite Minderheit auf der einen Seite. Das Verarmen des Mittelstandes, die Verlegung des Vermögens in die Hände einiger weniger auf der anderen Seite. Und die Gefahr, dass wie in den 30er Jahren eine üble, von Nationalismus und Rassismus gesteuerte „Bewegung“ ihr Unheil anrichten wird. VERENA LEITOLD Georg Friedrich Haas wurde am 16. August 1953 in Graz geboren, wuchs aber im Montafon auf – bevor er für das Studium zurückkehrte. Er unterrichtete an der Kunstuniversität in Graz und an der Musik-Akademie in Basel. Seit 2013 ist er Professor an der Columbia University New York. Er ist einer der international renommiertesten Komponisten der Gegenwart. Letzte Woche feierte seine Oper „Morgen und Abend“ in Graz österreichische Erstaufführung.

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