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2/2020

- Stardesignerin Lena Hoschek: Die Krise ist auch eine große Chance - Wintersport: Vielseitiger Schneespaß in Österreich - Dem Krampus auf der Spur: Finstere Gestalten in der Nacht - Mindset ist alles: Man muss es nur leben, das gute Leben - Bartpflege im Winter: Dem kalten Wetter zum Trotz - Der perfekte Augenaufschlag: Natürlicher Look dank Lash- und Browlifting - Herausgeputzt: Glamouröse Outfits für den Advent - Games: Die Corona-Krise sorgt für einen Boom bei Computerspielen

Gibt es ihn doch? Auch

Gibt es ihn doch? Auch wenn man heuer steiermarkweit aufgrund der Corona-Pandemie auf Krampusläufe verzichten muss, so wird es manchem zu dieser Jahreszeit doch bang ums Herz, wenn es früh dunkel wird und einem ein kalter Wind um die Ohren braust. Da erscheint es plötzlich nicht mehr ganz so abwegig, dass der Teufel seine Gehilfen ausschicken könnte, um die irdischen Sünder für ihre Verbrechen – und seien sie noch so klein – bezahlen zu lassen. Tatsächlich hat der Glaube an den Krampus bei uns Tradition, in einigen Orten haust er, der „echte“ Krampus. Im weststeirischen Stallhofen beispielsweise kommt jedes Jahr der heimische „Bartl“, der – so erzählt es die Legende – angekettet in einer Höhle nahe des Nikolauskreuzes, in der Nähe der Pfarrkirche, haust. Man sagt, dass sich der Bartl eines Tages am 5. Dezember von seinen Ketten losgerissen habe und in den Wald gestürmt sei, wo er seither sein Unwesen treibt. Besonders bekannt ist auch das Nikolospiel in Bad Mitterndorf, das jährlich am 5. Dezember an verschiedenen Orten dargeboten wird. Die Aufführung fand ursprünglich in Bauernund Wirtshäusern statt – die ersten schriftlichen Quellen stammen aus dem 19. Jahrhundert – seit 1959 wird die Darbietung auf dem Mitterndorfer Hauptplatz einem breiteren Publikum präsentiert. Zentral dabei ist seit jeher das wilde Treiben der Krampusse, die nicht nur den Kindern einen Schrecken einjagen. Wichtiges Kulturerbe Der Krampus gehört als bösartiger Widerpart zum Nikolaus zu unserer Kultur, auch wenn es seltsam anmuten mag – wie Christoph Waltz’ Fernsehauftritt in den USA, in welchem er dem belustigten Moderator Jimmy Fallon die österreichischen Traditionen rund um die Höllengestalt näherbringen wollte, einmal mehr belegte. Das Bad Mitterndorfer Nikolospiel beispielsweise wurde am 7. Oktober offiziell von der UNESCO Insider-Facts KRAMPUS VS. PERCHT Der heutige Krampus ist meist ein Hybrid aus Krampus und Perchten. Ursprünglich waren Letztere wesentlich weiter verbreitet und entstanden auch deutlich vor dem Krampus. Perchten sollten während der sogenannten Raunachtszeit (zwischen 21. Dezember und 6. Jänner) dafür sorgen, Winter und Kälte zu vertreiben. Dabei wird zwischen den guten „Schön“- und den bösen „Schiachperchten“ unterschieden. Der Krampus gehört demgegenüber rein zum Adventbrauchtum. Er begleitete den Nikolaus wohl schon ab dem 17. Jahrhundert und wurde dabei oft für sogenannte schwarze Pädagogik eingesetzt. Heute werden die beiden Gestalten meist vermischt, bei den Krampus- und Perchtenläufen finden aufwändige Masken Einsatz. Krampusmasken sind gemeinhin menschlicher, während Perchten stärker an der Natur und an Tieren orientiert sind.

STRAFEND Pädagogisch längst überholt ist der strafende Charakter des Krampus, der schlimmen Kindern (und vielleicht auch Haustieren) eine Mahnung sein sollte. in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen, gemeinsam mit nur 133 weiteren österreichischen Traditionen – schon ein paar Jahre zuvor, 2014, wurde das Öblarner Krampusspiel aufgenommen. Beide mussten heuer aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden und mit ihnen Krampusläufe überall in der Steiermark. Der Krampus als pädagogischer Kinderschreck ist mittlerweile längst überholt, er bleibt aber eine der beliebtesten Adventstraditionen. An Atmosphäre wird heuer also einiges fehlen, wie Martin Rainer von der Nikologruppe Bad Mitterndorf bestätigt: „Die Krampuszeit kann man in Bad Mitterndorf normalerweise schon Ende November genießen. An den Samstagen üben sich da die Kleinen schon beim Krampusgehen und fordern die Besucher zum Gebet auf.“ So wurde die einstige Schreckgestalt gezähmt und zur familienfreundlichen Tradition – und der echte Krampus wird wohl auch heuer sein Unwesen treiben. TRADITION Das Nikolospiel in Bad Mitterndorf gehört seit vielen Jahren zum Standard-Programm in der Adventszeit. Schon 1966 (siehe oberes Bild in Schwarzweiß) waren hier Krampusse unterwegs.

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