2 die seite zwei www.grazer.at 18. AUGUST 2024 E D I T O R I A L von Tobit Schweighofer ✏ tobit.schweighofer@grazer.at Mit der Ruhe ist es dann wohl bald vorbei D ie sommerliche Ruhepause neigt sich langsam ihrem Ende zu, die ersten Vorboten des politisch turbulenten Restjahres kamen und kommen dieser Tage bei uns in Graz vorbei. Die ÖVP startete mit Landeshauptmann Christopher Drexler und dem steirischen Spitzenkandidaten Kurt Egger per Pressekonferenz in den Nationalratswahlkampf, der Grüne Vizekanzler Werner Kogler verteilte Blumen am Kaiser-Josef-Platz und am morgigen Montag bittet die SPÖ zur Wahlkampf-Auftakt-Pressekonferenz. Die anderen Parteien werden wohl auch nicht mehr lange auf sich warten lassen. Weiterhin auffällig unauffällig verhält sich allerdings die FPÖ, bei der man sich, egal ob in Bund oder Land, offenbar zurücklehnt und dabei zusieht, wie die blauen Prozentpunkte in den Umfragen wie von selbst steigen. Offenbar hat man aus der Vergangenheit gelernt, denn immer wieder waren die Blauen schon am Sprung zur Nummer eins, bis wieder irgendwas passiert ist oder wieder irgendwer etwas gesagt hat, und vorbei war’s mit der Herrlichkeit. Diesmal laufen die Dinge anders – unter Cheftaktiker Kickl wird offenbar geschwiegen. Auch wenn die Freiheitlichen das Laute eigentlich in ihrer DNA haben. Man darf gespannt sein, wann es mit der Sommerruhe endgültig vorbei ist. Tobit Schweighofer, Chefredakteur SONNTAGSFRÜHSTÜCK MIT ... Das Wichtigste für Klaus Leutgeb ist seine Familie. Frau Isabella leitet das Schwarzl Freizeitzentrum. Hier gibt’s 2024 Sommer-Rekord. Leutgeb selbst setzt neue Maßstäbe in der Musikbranche. Gefrühstückt wird in Graz daheim (Bild) ebenso wie in München vor den Adele-Shows. PRIVAT ... Promoter Klaus Leutgeb Warum „Adele“ in München sein Lebenswerk ist und wie wichtig Graz und seine Familie sind, erzählt der Impressario im Frühstück. Frühstück in München – Entspannung möglich? Das Ritual gönne ich mir. Im Hotel in München bestelle ich beim Roomservice ein Wagerl voll mit Obst, Müsli, Schinken, Rührei, frisch gepresstem Orangensaft usw. Ich zelebriere das regelrecht. Ich setze mich gemütlich zum Frühstück, schalt den Fernseher ein, check die News und kann ein wenig abschalten und Kraft tanken für den darauf folgenden Konzerttag. In München geht es um die insgesamt zehn Mega- Konzerte mit Adele. Sechs Konzerte sind bereits gespielt, wie lautet die Zwischenbilanz? Es ist schon surreal. Ich bin sehr glücklich, dass ich meine Vision, die ich vor drei Jahren hatte, meine damaligen Träume, wahr werden lassen konnte. Das Ganze hat schon biblische Ausmaße. 75.000 Besucher aus der ganzen Welt bei jedem der zehn Konzerte. Ich bin voller Demut und dankbar, dass ich das auf den Boden gebracht habe. Adele wollte keine Konzerte spielen? Das war die Herausforderung. Ein langer Weg hat da begonnen. Adele war nicht interessiert an Geld und wollte weder eine Tour spielen noch Einzelkonzerte machen. Für mich war klar, die „Queen of Music“ bekomme ich nur mit Inhalt. Ich habe dann zu ihr gesagt, ich baue ihr in München eine Adele-World. Ich wusste, Adele ist detailverliebt und ich schilderte ihr, was ich da alles in meinem Kopf hatte. Ich bin fest der Überzeugung, ich habe mit den zehn Konzerten mit Adele mein Lebenswerk geschaffen. With a little help from your friends. Natürlich mussten hier viele Kräfte zusammenspielen. Aber gemeinsam mit meinem starken Partner Live Nation schafften wir das Unmögliche, etwas, was es in dieser Form noch nie gegeben hatte. Große Bands wie AC/DC, Coldplay und dergleichen spielen in Fußballstadien, Adele in ihrer eigenen Adele-World, auf einer noch nie dagewesenen Bühne mit einer Leinwand, wie man sie von 75-mm-Cinemascope-Kinofilmen kennt. 750.000 Besucher operativ abzuwickeln ist reiner Hochleistungssport. Für den man sich wie fit hält? Da kommen meine Familie und mein Hund ins Spiel. Immer, wenn es ging, bin ich nach Graz gefahren und habe hier auftanken können. Andere Frage: Hätte die Leutgeb Group die Taylor-Swift-Konzerte durchgeführt? Das ist eine schwierige Entscheidung. Man kann’s nur falsch machen. Sagt man ab, meinen die einen, das war nicht nötig, spielt man und es passiert was, ist es erst recht falsch gelaufen. Ich glaube, hier hat das Management von Taylor Swift das letzte Wort gehabt und abgesagt. Security-Teams stehen in Diskussion? Schon am Tag nach der Wiener Absage hatten wir eine große Sicherheitskonferenz in München. Unsere Security-Teams sind aber gut ausgesucht. Die Zeiten werden härter, die Kosten steigen, das Musikbusiness ist gnadenlos, ich versuche, meinen eigenen Weg zu gehen. Das Publikum, von Krisen und Kriegen verängstigt, will unterhalten werden. Endlich ein paar Stunden zum Abschalten. Bei Adele in München war das Publikum in einer Traumwelt. Was wird die Zukunft bringen? Erstmal die vier Konzerte mit Coldplay in Wien. Dann Schladming mit Bryan Adams, Sting und Simply Red beim Ski Opening. An Schladming hängt auch mein Herzblut, hier hat alles begonnen, damals mit Andreas Gabalier. Und dann gibt es sicher neue Visionen, die darauf warten, umgesetzt zu werden. VOJO RADKOVIC Klaus Leutgeb wurde am 30. Mai 1970 in Linz geboren. Er war lange Zeit in der Gastrobranche tätig, musste sich von ganz unten nach oben arbeiten. Seit 2008 ist er Pächter des Schwarzl Freizeitzentrums. 2009 veranstaltete er das erste große Konzert mit Elton John. Seit damals steiler Karriereanstieg bis hin zur Leutgeb Entertainment Group und in die Champions League der Konzertbranche.
Laden...
Laden...