38 eco www.grazer.at 17. MÄRZ 2019 Eine Türöffnung kann ganz schön teuer werden – wenn man an einen dubiosen Aufsperrdienst gerät, warnt Siegfried Tieber (kl. Bild). GETTY, WK Schlüsseldienste: Gütesiegel für seriöse Anbieter kommt ZERTIFIKAT. Für Aufsperrdienste gibt es bald ein neues Gütesiegel, an dem Kunden erkennen können, ob es sich um ein seriöses Unternehmen handelt. Auch eine Hotline und eine App sind in Vorbereitung. Von Daniel Windisch daniel.windisch@grazer.at In regelmäßigen Abständen sorgen unseriöse Aufsperrdienste im Steirerland für Schlagzeilen: Immer wieder hat es die Polizei mit Fällen zu tun, in denen Kunden vor ruinierten Türen stehen und dann auch noch völlig überhöhte Rechnungen von 1000 Euro oder mehr bezahlen sollen. Um diesen meist ausländischen „Abzocker-Aufsperrdiensten“ das Wasser abzugraben und Kunden vor den dubiosen Anbietern zu schützen, schnürt die Wirtschaftskammer gerade ein Maßnahmenpaket: So können sich künftig seriöse heimische Schlüsseldienste mit einem Gütesiegel zertifizieren lassen. Dazu wird auch noch an einer bundesweiten Hotline und einer App gearbeitet, über die Kunden ausschließlich an nahe gelegene, registrierte und von der Wirtschaftskammer zertifizierte Auf- sperrdienste vermittelt werden. Datenbank Die Zertifizierung läuft folgendermaßen ab: Schlüsseldienste bzw. Metalltechnikbetriebe können sich bei der zuständigen Innung der Wirtschaftskammer melden – diese prüft daraufhin, ob die Unternehmen über eine entsprechende Gewerbeberechtigung verfügen. Danach erfolgt ein Zertifizierungsgespräch mit einem Aufsperr- Experten – verläuft das Gespräch positiv, erhält der Betrieb das Gütesiegel. Der zertifizierte Schlüsseldienst bzw. seine Mitarbeiter können sich mit einem speziellen Ausweis legitimieren, der Kunde erkennt so, dass er es mit einem seriösen Betrieb zu tun hat. Außerdem werden die mit dem Gütesiegel ausgezeichneten Unternehmen in die Datenbank für die App und die Hotline aufgenommen. Laut Wirtschaftskammer durchlaufen derzeit gerade rund zehn Betriebe in der Steiermark das Aufnahme- verfahren. Die Kammer geht davon aus, dass die steirischen Daten bis Ende März in die App eingepflegt werden können. Firmensitz Grundsätzlich gibt es ein paar Faustregeln, woran zu erkennen ist, ob es sich bei dem fraglichen Betrieb um einen seriösen oder unseriösen Anbieter handelt. „Achten Sie zuallererst auf die Unternehmensadresse, ob es tatsächlich einen Firmensitz vor Ort gibt,“ empfiehlt Siegfried Tieber, stellvertretender Landesinnungsmeister der steirischen Metalltechniker, zu denen auch die Aufsperrdienste zählen. In Graz gebe es „vier bis fünf namhafte Anbieter“, die zum Teil auch rund um die Uhr erreichbar und einsatzbereit seien. Von Anbietern mit 0800er-Nummern, wie sie im Internet zuhauf zu finden sind, rät Tieber indes dringend ab. Fantasiepreise Seriöse Betriebe würden jedenfalls auch keine Fantasiepreise verlangen, so Tieber. Eine einfache Türöffnung koste im Normalfall weniger als 100 Euro. Einsätze an Sonn- und Feiertagen sowie in der Nacht können indes schon einmal doppelt so teuer kommen. Was ein Türaufsperren tatsächlich koste, hänge aber stets „von der Sicherheitsklasse des Schlosses ab und ob die Tür nur zugefallen ist, abgesperrt wurde oder ein Türdefekt vorliegt“, sagt Tieber. Dafür erhält der Kunde eine österreichische Rechnung mit österreichischer Firmenadresse und Telefonnummer. „Auf der Rechnung sind auch Material, Wegzeit und Arbeitskosten extra auszuweisen“, sagt Tieber. Seriöse Unternehmen zeichnen sich zudem dadurch aus, dass sie noch vor dem Start der Arbeit einen Kostenvoranschlag machen. Und: Bevor ein seriöser Betrieb am Türschloss herumwerkt, wird er auch prüfen, ob es nicht andere Wege gibt, um ins Haus oder in die Wohnung zu gelangen.
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