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17. Juli 2022

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18 eco www.grazer.at 17. JULI 2022 Runder Tisch Die Bildung der Zukunft: Martin Neubauer (WIFI Stmk.), Verena Maier (WKO), Fabian Kleindienst („der Grazer“), Verena Wannisch (Doppelpunkt), Martin Hauszer (Landesberufsschule Voitsberg) und Johanna Pirker (v. l.) SCHERIAU (6) RUNDER TISCH. Virtual Reality, vor allem aus dem Bereich der Computerspiele bekannt, fasst langsam auch im Bildungssektor Fuß – und bietet dabei extremes Potenzial. Experten diskutierten beim Café WIFI. Von Fabian Kleindienst fabian.kleindienst@grazer.at Es waren, zwar der Notwendigkeit geschuldet, aber doch, große Digitalisierungsschritte, die in den vergangenen Jahren im Zuge der Corona-Pandemie gemacht wurden. Für viele wurde erst deutlich, was technologisch schon möglich ist – gleichzeitig gibt es immer noch immenses Potenzial. Gerade im Bildungsbereich eröffnen Technologien und Digitalisierung Technologie bietet im Augenblick wirklich coole Möglichkeiten, Dinge wahrzunehmen, die man bisher nicht so wahrnehmen konnte. Durch Virtual Reality bringen wir Spaß ins Lernen. Momentan WIFI-Stmk.-Geschäftsführer Martin Neubauer über VR in der Bildung neue Chance, ja sogar ganze neue Welten – Stichwort Virtual Reality (VR). Die vor allem aus der Spielindustrie bekannte Technologie wird neuerdings beim WIFI auch bei Ausbildungen eingesetzt – über das große Potenzial für das Lernen der Zukunft diskutierten Experten diese Woche am Runden Tisch beim Café WIFI. ändert sich unglaublich viel, es ist extrem spannend.“ Lernen mit Freude So könne man durch VR-Brillen auch Begeisterung wecken, wie Martin Neubauer, Geschäftsführer des WIFI Steiermark, betont: „Bildung macht tendenziell ja keinen Spaß – und alles, was dieses Gesamtumfeld in ein besseres Licht rückt, ist prinzipiell gut.“ Durch neue Technologien würden sich vollkommen neue Möglichkeiten ergeben. „Wenn man Menschen eine VR-Brille aufsetzt, sie damit Dinge lernen, und das mit einem Lächeln – da kann man dann nur sagen: Okay, Ziel erreicht.“ Große Vorteile, für Menschen allgemein, sieht Johanna Pirker, Der spielerische Zugang zum Lernen macht Virtual Reality attraktiv. Aber diese völlig andere Realität, das effektive Vermitteln von Emotionen, das Ansprechen aller Emotionen – Martin Hauszer, stellvertretender Direktor der Landesberufsschule Voitsberg darin liegt die große Chance für den Bildungssektor.“ Assistenzprofessorin für Games Engineering an der TU Graz. Geht es nach ihr, können derartige Anwendungen uns sogar zu besseren Menschen machen. Denn: „Wenn ich vor dem Fernseher sitze und eine Geschichte eines Flüchtlings aus Syrien sehe, bin ich nicht aktiv dabei. Bei einem Videospiel oder einer VR- Experience trete ich aber in die Fußstapfen dieser Person, das heißt, ich erlebe das aus erster Hand.“ Man müsse dabei auch selbst Entscheidungen treffen. „Und das bringt mich zum Denken“, betont Pirker. „Deshalb glaube ich, dass Spiele und VR- Experiences ganz andere Arten von Lernen ermöglichen.“ VR in der Praxis Nicht zuletzt deshalb werden VR-Brillen neuerdings vom WIFI dementsprechend eingesetzt. Etwa im Bereich der Masseur- Ausbildung, wenn es darum geht, Anatomie verstehen zu lernen. „So werden komplexe Themen vermittelbar“, betont Neubauer. „Man begreift damit – im wahrsten Sinne des Wortes.“

17. JULI 2022 www.grazer.at eco 19 Lernen in virtuellen Welten In einem Feldversuch probiert man die Brillen gerade in der Berufsschule Voitsberg aus. „Wir haben es in der Berufsschule ja mit einer Zielgruppe zu tun, die das Lernen in der Vergangenheit nicht so richtig gelernt hat. Da schafft die Digitalisierung neue Impulse. Wir müssen möglichst viele Sinne ansprechen, und durch VR kommen Seh- und Tastsinn noch hinzu“, berichtet Martin Hauszer, stellvertretender Direktor der Landesberufsschule Voitsberg. „Die Menschen lernen am meisten durch Erfahrung. Das ist in der Bildung nicht immer möglich, durch VR-Brillen bringen wir das aber in den normalen Unterricht“, ergänzt Verena Maier, Projektkoordinatorin Bildung F&E der WKO Steiermark. Dafür habe man das Projekt „DigiLern- Sicher“ gestartet. Durch Virtual Reality könne man etwa im Bereich der Elektrotechnik Gefahrensituationen für Lehrlinge und Berufsanfänger minimieren. „Das ist ein großer Vorteil. Man kann sicher trainieren, unzählige Male wiederholen“, so Maier. „VR-Brillen bieten die ideale Möglichkeit, Situationen möglichst praxisnah zu simulieren“, betont Hauszer, der noch ein Beispiel aus der Praxis nennt: „Es gibt Situationen, da muss man auf einer Baustelle über einen schmalen Balken in einen anderen Gebäudeteil gehen. Wir hatten eine Testperson, die nicht ganz schwindelfrei ist. Sie hatte, obwohl sie wusste, dass sie auf festem Boden steht, große Angst. Das zeigt ganz gut, wie hier Emotionen vermittelt werden – was in einem normalen Vortrag so nicht geht. Das ist eine große Chance.“ Neubauer: „Man kann Prozesse automatisieren – gerade Routinetätigkeiten, über die man nicht viel nachdenkt, wo aber viel passieren kann. Man trainiert, hat Spaß dabei – und irgendwann ist es automatisiert und funktioniert.“ Laut Pirker werde es daher auch schon im Katastrophenschutz für Trainings eingesetzt. Die Erwartungen an den Einsatz der Technologie wurden bisher jedenfalls bisher erfüllt, wie Hau szer betont: „Wir hatten durchaus Skeptiker im pädagogischen Bereich, die aber wirklich schnell überzeugt waren.“ Maier ergänzt: „Wir hatten auch von den Lehrlingen ein extrem gutes Feedback. Alle waren sofort voll dabei – und hatten auch gleich eigene Ideen, wie man vielleicht noch mehr herausholen kann.“ Allerdings, so Hauszer, sei es wichtig, auch in der Ausbildung der Pädagogen anzusetzen. „Bisher sind unsere Jugendlichen mit VR eigentlich vertrauter.“ Das sei gerade auch hinsichtlich möglicher Risiken wichtig. Keine Angst Denn manche Menschen machen sich auch Sorgen, wenn es V. Maier, M. Neubauer, M. Hauszer und J. Pirker diskutierten beim Runden Tisch. Es gibt sehr viele Ergebnisse, die bestätigen, dass Virtual Reality gut für das Lernen ist. Jetzt muss man pädagogische Modelle neu denken.“ Laut TU-Expertin Johanna Pirker ist das Thema VR angekommen. um derartige Digitalisierungsschritte geht. Allerdings, so hält Pirker fest, ist die Technologie sehr gut erforscht – seit 30, 40 Jahren. Nur erschwinglich für die breite Masse ist sie erst seit kürzerem. Eine mögliche Sucht sei im Umgang mit allen Medien ein Thema. „Allerdings, dass jemand unsere Physik-Experimente zu lange lernen wollte, dieses Luxusproblem ist uns auch noch nicht untergekommen“, so die Expertin schmunzelnd. Auch davor, dass einem schlecht werde, müsse man sich eigentlich nicht fürchten. „Bei der richtigen Entwicklung, mit den richtigen Design-Features wird niemandem schlecht bei VR“, so Pirker. Wichtig sei, so betonte Hauszer einmal mehr, jedenfalls die Pädagogen entsprechend zu Schulen. Am Puls der Zeit Fest steht, das Thema ist da. „Wir dürfen uns von der Realität nicht überholen lassen“, betont Hauszer. „Wenn die Geräte billiger werden, werden sie auch gekauft – und da darf das Bildungssystem nicht zu spät dran sein.“ Denn, so Wir müssen die Jugendlichen in den Prozess miteinbinden. Sie wollen mitreden und haben super Ideen – sie sind ja damit aufgewachsen.“ Verena Maier, Projektkoordinatorin Bildung F&E der WKO Steiermark ergänzt Neubauer: „Es wird immer einfacher, diese virtuellen Welten zu schaffen. Wir haben im Sommer auf unserem Gelände beim Talentcenter Coding- Kurse für Kinder. Da merken wir, dass Zehn-, Elfjährige schon in der Lage sind, in einer Woche zu lernen, wie sie solche virtuellen Welten erschaffen können.“ Daher sei es nun die Herausforderung, zu schauen, wie man es für das Lernen nutzen könne. „Da können wir uns glaube ich noch positionieren.“ Bisher verwende man die Tools im Elektro- Bereich, für Anatomie-Kurse und auch für Lackier-Arbeiten bei Autos. Aktuell arbeite man daran, so auch den Mathematik-Unterricht spannender zu gestalten. „Wir müssen Spielentwickler, Fachleute und Didakten an einen Tisch bringen“, fordert Hauszer. Hier setzt das WIFI weiter an. „Wir müssen solche Dinge ausprobieren, das Thema Bildung attraktiver machen. Es ist eine extrem spannende Zeit“, so Neubauer zum Abschluss. www.grazer.at präsentiert

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