2 die seite zwei www.grazer.at 16. JUNI 2024 E D I T O R I A L von Tobit Schweighofer ✏ tobit.schweighofer@grazer.at Die Diva unter den Kommunen D ie Grazer sind und bleiben unberechenbar. Zumindest, was die Wahlen angeht. Dies hat sich auch bei der EU-Wahl vor einer Woche bestätigt. Ausgerechnet die SPÖ, die hier seit Jahren nicht vom Fleck kommt und bei Gemeinderatswahlen inzwischen konstant unter zehn Prozent liegt, hat diesmal den Sieg in Graz davongetragen. Der Sensationssieger der letzten Kommunalwahl, die KPÖ, kam nicht mehr auf 28,8 Prozent, sondern nur auf 6,8 und damit auf Platz sechs. Natürlich ist eine EU-Wahl viel abstrakter als eine Gemeinderatswahl. Man wählt eine Strömung, eine Gesinnung und weniger eine Person. So gesehen kann jeder seine eigenen Schlüsse aus den jeweiligen Wahlergebnissen ziehen. Dazu gibt es in den nächsten Monaten noch mehrere Gelegenheiten. Die Nationalratswahl wird, wie man seit ein paar Tagen letztgültig weiß, am 29. September stattfinden. Und wahrscheinlich Ende November die mit großer Spannung erwartete Landtagswahl. Hier wird Graz eine entscheidende Rolle einnehmen. Kein Wunder, dass sich sämtliche Parteien speziell um die Landeshauptstadt bemühen. Nur, ob das was bringt, steht in den Sternen. Denn niemand, wirklich niemand kann die Launen der Grazer vorhersagen. Tobit Schweighofer, Chefredakteur SONNTAGSFRÜHSTÜCK MIT ... ... Siegfried Schrittwieser Der 72-jährige Ex-Landesrat und Ex-Landtagspräsident ist seit kurzem neuer Präsident des Roten Kreuz Steiermark und hat viel vor. GASSER Der ehemalige Vollblutpolitiker der SPÖ will keine Parteipolitik im Roten Kreuz und erzählt Privates, aber auch seine Vision als Präsident. Was frühstücken Sie? Eigentlich kaum. Wenn, dann nur ein bisschen Joghurt mit Früchten und Tee oder Kaffee, aber hier und da gibt es am Sonntag dann doch Ham & Eggs und mehr am Frühstückstisch. Aber auf jeden Fall nicht jeden Tag Brot und Fleisch. Ich esse, seit ich in der Pension bin, sowieso nur mehr einmal pro Tag und hab seither gut abgenommen – das taugt mir richtig. Wie sieht der gemütliche Sonntag bei Familie Schrittwieser dann aus? Grundsätzlich entspannt, wie jeden Tag eigentlich. Wenn keine Termine sind, dann Nordic Walking mit der Frau und dann die Sommerpergola im Haus genießen. Zeitung lesen, Yahtzee spielen und einfach die Zeit genießen. Das wird sich auch jetzt als Präsident nicht ändern. Termine nehme ich natürlich wahr, aber meine Freizeit ist wichtig. Auch für meine Frau, mit der ich übrigens schon 45 Jahre verheiratet bin. Letzte Woche wurden Sie zum Rot-Kreuz- Präsident für die Steiermark gewählt, schon eingelebt? Klar! Ich bin seit 1983, also 40 Jahre, Mitarbeiter beim Roten Kreuz, hätte mir aber nie gedacht, dass ich mal Präsident werde. Das ist ja nicht so einfach, das wird man nicht, sondern muss gewählt werden. Als ich meiner Frau gesagt habe, ich bewerbe mich darum, hat sie gedacht, ich spinn. Jetzt bin ich es und sie trägt es voll mit, so wie alles im Leben bisher. Und ich will, dass das Rote Kreuz eine Einheit ist. Von der Ortsstelle bis zur Landeszentrale. Quertreiber werde ich nicht akzeptieren – das sei allen ins Buch geschrieben. Und ich bringe auch keine Parteipolitik ins Rote Kreuz – Politiker bin ich seit der Pension nicht mehr. Parteipolitik hat im Roten Kreuz nichts verloren – da gibt es bei mir keine Kompromisse! Was sind Ihre Schwerpunkte und Visionen für die Präsidentschaft? Mir sind die Ortsstellen extrem wichtig. Die sind an vorderster Front und oft die ersten Bezugspersonen für Patienten und Menschen, die auf uns angewiesen sind. Ich will, dass von unserer Rettung und unserem Roten Kreuz gesprochen wird. Einer Hilfsorganisation, die für die Menschen da war und auch in Zukunft ist. Welche Herausforderungen sehen Sie? Einerseits Mitarbeiter, wir brauchen Freiwillige und appellieren, dass Menschen mitarbeiten. Andererseits die Finanzen. Land, ÖGK und Gemeinden werden mich künftig oft treffen (lacht). LUKAS STEINBERGER-WEISS Siegfried Schrittwieser wurde am 26. Juni 1952 geboren, lebt in Thörl, ist verheiratet und hat eine Tochter. Der gelernte Schlosser organisierte sich schon in seiner Jugend bei der Sozialdemokratie und später bei der Gewerkschaft. 1980 wurde er Bezirksgeschäftsführer der SPÖ, später Landesgeschäftsführer. 1987 wurde er erstmals Landtagsabgeordneter. 2005 wurde er Landtagspräsident. 2010–2015 war er SPÖ-Landesrat (Soziales, Arbeit, Energie). Danach wechselte er in die Pension.
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