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15. November 2020

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- Graz-Umgebung geht in Sachen Verkehr neue Wege - Ruckerlberg wird zur Schnellstraße - Bomben-Gefahr für Hobby-Archäologen - Auch Straßenbahnen tragen jetzt Masken - Wo bleiben die Gehsteige? - Fußgängerleitsystem kommt 2021 - Tochter maskenbereit, Mutter verzweifelt: „Mein Kind wird abgesondert und diskriminiert“ - Ärger in Liebenau: Wuchernde Wiesenfläche im Park - Das sind die besten Köche der Stadt

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2 die seite zwei www.grazer.at 15. NOVEMBER 2020 E D I T O R I A L von Tobit Schweighofer ✏ tobit.schweighofer@grazer.at Corona ist wie im Stau stehen C orona geht uns allen auf die Nerven, aber was sich inzwischen in den sozialen Netzwerken abspielt, sprengt schon bald das Ertragbare. Die Stimmungslage im Internet ist wie im Stau. Alle sind latent angefressen, unzufrieden mit der Gesamtsituation und mutieren immer mehr zu Misanthropen, je länger alles dauert. In so einem engen Auto alleine im Stau sitzend hat man auch viel Zeit, um darüber nachzugrübeln, warum man sich in so einer unwürdigen Situation befindet, und vor allem darüber, wer daran schuld sein könnte. Antworten sind schnell gefunden: Der Gesetzgeber, der ja sowieso gegen Autofahrer ist, und Staus wahrscheinlich absichtlich herbeiführt, ist der Hauptverdächtige. Und dann liegt es natürlich an den anderen Autofahrern, die alle keine Ahnung davon haben, wie man richtig fährt. Und man beginnt zu schimpfen. Zuerst leise, dann immer lauter und schlussendlich drischt man nur noch auf die Hupe und brüllt hysterisch in die Windschutzscheibe, weil dieser Freiheitsraub nicht zu ertragen ist. Auch wenn das Beispiel ein wenig überspitzt scheint, ist die steigende Aggression derzeit überall zu spüren. Achten wir darauf, einen respektvollen Umgang miteinander zu behalten, sonst kommt es bald zum kollektiven Verkehrsinfarkt. Tobit Schweighofer, Chefredakteur SONNTAGSFRÜHSTÜCK MIT ... Kaffee reicht oft als Frühstück. Wochentags wird intervallgefastet, sonntags aber kommt ein besonderes Frühstück auf den Tisch: English Breakfast. PRIVAT ... Thomas Mühlbacher Der Leiter der Grazer Staatsanwaltschaft über Faszination Strafrecht, Bassgitarre und Rockmusik, Dschihadisten und Biedermeier-Lifestyle. Entspanntes Sonntagsfrühstück geht wie? Wochentags heißt es Intervallfasten, sonntags aber gibt es ein besonderes, ein britisches Frühstück: Baked Beans, Bacon, Schinken, Tomaten, Marmelade, die meine Frau mit Früchten aus unserem Garten selbst gemacht hat, sowie Eier und vegetarische Würstchen, meine Tochter isst kein Fleisch. Sie spielen Bass, bauen Gitarren, lieben Rockmusik, wie wird man da Staatsanwalt? Ich habe in Graz Jus studiert und mein ganz großes Interesse galt dem Strafrecht. Zum Strafrecht und zur Strafprozessordnung brachte mich der Grazer Jurist Hans Gross, der Begründer, der Vater der Kriminalwissenschaft. Er war auch Gründer des Kriminalmuseums in der Karl-Franzens-Universität. Und der Staatsanwalt als Musiker? Schon als Student war ich von der Musik infiziert. Beatles, Kinks, Eric Clapton faszinierten mich. 1981 spielte ich mit unserer Band Bone M beim Steirischen Bandwettbewerb. Wir gewannen die Vorentscheidung im Brucker Stadtsaal und dann das Finale im Grazer Kammersaal. Werd ich nie vergessen. Im Showteil spielten Bands wie Magic oder auch STS, alles Heroes meiner Jugend. Ich lernte Robby Musenbichler näher kennen und war erst Magic-, dann Tokyo-Fan. Zu Konzerten von Tokyo fuhr ich immer mit Tokyo-T-Shirt. Und heute, wie steht es heute mit der Musik? Heute sammle ich Gitarren, die ich mir damals nicht leisten konnte, baue Gitarren und mache noch Musik. Zu unserem 25. Hochzeitstag schrieb ich einen Song für meine Frau, den ich mit Profis im Tonstudio von Robby Musenbichler einspielen durfte. Der Alltag im Straflandesgericht dürfte etwas anders ablaufen und meist ohne Musik. Die Dschihadisten-Prozesse waren und sind eine Herausforderung für das ganze Haus. Die aktuell durchgeführten Razzien u. a. in Graz waren wesentlich, um der Finanzierung des Drogenhandels auf die Spur zu kommen und um radikalen Nährboden für extremistische Dschihadisten auszutrocknen. Die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Staatsanwaltschaft funktionierte wie so oft hier einwandfrei. 2019 Jahr übten Sie Kritik, dass aufgrund dieser Prozesse eine Personalkrise drohe ... Das hat sich gebessert. Wir haben drei neue Planstellen für Staatsanwälte sowie mehr Kanzleipersonal zugestanden bekommen. Wir bräuchten aber mehr. Im Fall Kampusch waren Sie der Sonderermittler, denken Sie noch an diese Zeit? Ich versuche zu vergessen. Aber es war hochinteressant, vor allem, was es alles an Verschwörungstheorien gab. Eine wichtige Erfahrung für mich. Staatsanwälte haben ein „schwieriges“ Image? Die Leute sehen uns meist nur in der Verhandlung als Ankläger. Das ist aber nur ein Teil unserer Arbeit. Wir sind keine Jäger, die Angeklagte jagen. Zwei Drittel aller Anzeigen enden mit Diversion oder Einstellung. Wir fordern das Gesetz ein, haben aber auch Empathien. Wie verbringen Sie am liebsten Ihre Freizeit? Ich lese gerne, ein Leben ohne Bücher ist für mich nicht vorstellbar. Ich bin gerne mit meiner Familie zusammen, mit unserem Hund und liebe den Garten. Fast schon biedermeiermäßig, oder? VOJO RADKOVIC Thomas Mühlbacher, am 6. Februar 1961 in Bruck/ Mur geboren. War erst Richter am Bezirksgericht Irdning, ab 1991 U-Richter und Staatsanwalt in Leoben. 2006 kam er zur Oberstaatsanwaltschaft. Der Jurist hat an der Uni in Graz eine Professur für Strafrecht, Strafprozessordnung und Kriminologie unter besonderer Berücksichtigung des Praxisbezugs. Mühlbacher ist verheiratet und hat zwei Kinder: einen Sohn (18) und eine Tochter (24).

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