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14. Juli 2019

- Graz rüstet Öffi-Flotte auf Wasserstoff um - Impfrekorde in GrazerFlughafen - Weltmeistertitel für Grazer Seniorenprojekt - Volksschule St. Leonhard wird zum Digitalen Campus - Basketballkörbe in St. Leonhard gestohlen - Drinks aus Graz erobern die Szene

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2 die seite zwei www.grazer.at 14. JULI 2019 E D I T O R I A L von Tobit Schweighofer ✏ tobit.schweighofer@grazer.at Lieber Schaustellen als Baustellen A lle Sommer wieder werden wir in Graz auf eine harte Probe gestellt: Die Stadt verwandelt sich gefühlt in eine Großbaustelle und man muss seine Nerven gut im Griff haben, um nicht täglich aus der Haut zu fahren. Heuer trifft es uns ganz besonders schlimm: Durch die Arbeiten am Hauptplatz und anschließend am Jakominiplatz fahren Straßenbahnen nicht mehr auf ihren gewohnten Routen oder überhaupt nicht mehr. Aber auf das Auto auszuweichen, ist auch keine Option: Die Münzgrabenstraße ist stadteinwärts gesperrt, was den eh schon verkehrsbelasteten Süden zur kompletten Stauzone macht. Das ist nur ein Beispiel, in Graz gibt es in diesem Sommer mehr als 500 Baustellen. Dies wirkt sich auch auf manche Betriebe aus, die schon erste Umsatzeinbrüche vermeldet haben. Aber natürlich muss man sich nicht zwingend darüber aufregen, denn immerhin haben wir ja Erfahrung in diesen Dingen. In jedem Sommer schaut die Situation ähnlich aus, und es muss ja schließlich auch gemacht werden. Man kann es aber auch mit einem Augenzwinkern sehen: Die betroffenen Besitzer des Imbiss-Standls „Ulli & Paul“ etwa haben ein Schammerl vor den Bauzaun gestellt und somit eine „Schaustelle“ auf die Baustelle installiert. Sicher nicht der schlechteste Weg, mit dem Baustellen-Wahnsinn umzugehen. Tobit Schweighofer, Chefredakteur SONNTAGSFRÜHSTÜCK MIT ... ... Leopold Altenburg In der Früh ist Leopold Altenburg schwarzer Kaffee, Käse und Marmelade wichtig. Am 20. Juli präsentiert er bei einem Literaturfrühstück in der Buchhandlung Moser sein Buch „Der Kaiser und sein Sonnenschein“. Bei den Grazer Sommerserenaden inszeniert er den „Don Giovanni“ und singt selbst den Leporello. JULIANE ALTENBURG Der Ururenkel von Kaiser Franz Joseph und Sisi erzählt, wie es ist, in der Familie Habsburg aufzuwachsen, und warum er trotzdem Narrenfreiheit hat. Wie sieht ein kaiserliches Frühstück aus? Entscheidend ist für mich der kräftige, schwarze Espresso mit wenig Zucker. Schon der Duft des Kaffees belebt meine Sinne. Dazu ein Käsebrot, Obst und eine Marmeladesemmel. Wie verbringen Sie den perfekten Sonntag? An einem perfekten Sonntag habe ich frei, schlafe gemütlich aus – sofern es die Töchter zulassen – und eröffne den Tag zusammen mit meiner Frau mit einem ausgiebigen Frühstück mit einem Glas Sekt. Zu Mittag kommen Freunde zu Besuch, die Kinder spielen gemeinsam und die Erwachsenen führen Schmäh und wichtige Gespräche. Wie ist es, in der Familie Habsburg aufzuwachsen? Gelten da noch immer strenge Regeln? Die Regeln innerhalb der Familie haben sich zum Glück von Generation zu Generation verändert und die Persönlichkeiten der Kinder werden heute mehr wahrgenommen und respektiert. Als ich mit 28 Jahren nach Bielefeld und später nach Berlin gegangen bin, war ich froh, dass man mich dank meines Nachnamens „Altenburg“ nicht mit „Habsburg“ und „Ururenkel von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth“ verbindet. Ich erlebte eine Zeit der Emanzipation und fand mein Selbstbewusstsein in meinem Beruf als Schauspieler und Clown. Wieso heißen Sie selbst nicht Habsburg? Diese Geschichte erinnert sehr an ein Märchen, ist aber wirklich passiert: Der Sohn des Schlossherrn verliebte sich in die Tochter des Angestellten. Mein Großvater Erzherzog Clemens verliebte sich in meine Großmutter Gräfin Elisabeth Resseguier de Miremont. Diese Verbindung wurde 1930 von Kaiserin Zita – die damals im Exil lebte – als nicht standesgemäß gesehen und so schied mein Großvater aus dem Erzhaus aus, änderte seinen Namen in Altenburg und nahm in der Folge den Titel Prinz an. Welches „royale“ Klischee trifft auf Sie und Ihre Familie zu? Welches gar nicht? Ich bin aufgewachsen in Graz am Rosenberg in einem Haus, das schönbrunngelb gestrichen war. Wir hatten kein Wohnzimmer, sondern einen Salon, der mit antiken Möbeln eingerichtet war, und meine Ahnen schauten mich von den Wänden an. Am Sonntag gab es am Speiszimmertisch eine klare Sitzordnung. Dennoch wusste in der Schule kaum einer etwas von meiner Herkunft. Dort fiel ich eher als Legastheniker mit schlechten Noten auf. Was haben Sie mit Ihren Ururgroßeltern gemeinsam? Leute, die mich kennen, meinen, dass ich von Kaiser Franz Joseph den dichten Bartwuchs habe und von Kaiserin Elisabeth die Schönheit. (lacht) Mit ihm verbindet mich das Verantwortungsgefühl für die Aufgaben, die mir aufgetragen sind. Mit ihr teile ich die Liebe zum Zirkus und zur Staatsform „Republik“. Wie sind Sie zum Schauspielen gekommen? Bei einem Kabarettauftritt in der Schule Kirchengasse hab ich für Bühne und Schauspiel Feuer gefangen. Es hat unheimlich Spaß gemacht, die Zuschauer mit gut gesetzten Pointen zum Lachen zu bringen. Bei mir persönlich passt auch der Gegensatz zwischen Prinz und Clown. Der Prinz ist scheinbar in der Hierarchie oben, ist aber in ein Korsett der Sitten und Traditionen gesperrt. Der Clown ist im Status tiefer, hat aber die Narrenfreiheit, die ihm keiner nehmen kann. Welche Musik hören Sie? Der Soundtrack meines Lebens ist der Austropop. Ihn höre ich auch in Berlin, wo ich oft Sehnsucht nach der heimatlichen Sprache und ihrer Melodie habe. Bei meinen Lesungen zu meinem Buch singe ich zwischen den Kapiteln das eine oder andere passende Wiener- oder Austropoplied. VERENA LEITOLD Leopold Altenburg wurde 1971 in Graz geboren. Nach der Matura zog es ihn an die Schauspielschule am Konservatorium nach Wien. Mittlerweile lebt er als Schauspieler, Kabarettist, Sänger und Clowndoktor in Berlin.

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