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14. Februar 2021

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- Mutter klagt an: „Mein Sohn wurde in der Zelle ermordet" - Erster Jugendrat: Was die jungen Grazer wollen - Mehrere neue Hotels im Bezirk Lend - Wegen Corona-Einstellung: Grazer Apotheke droht Konzessionsentzug - Muruferpromenade soll endlich breiter werden - Raser in Jakomini: 120 km/h im Schulbereich - Zwei neue Waldlehrpfade für Graz-Umgebung

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2 graz www.grazer.at 14. FEBRUAR 2021 E D I T O R I A L von Tobit Schweighofer ✏ tobit.schweighofer@grazer.at Einen Gang höher schalten, bis die Luft rein ist D er Bundesrechnungshof hat uns diese Woche bekanntlich ordentlich zusammengefaltet. Kurz zusammengefasst sucht die hohe Verschmutzung der Grazer Luft fast schon seinesgleichen, sie hat sich laut Rechnungshof seit 2014 in der ganzen Steiermark nicht verbessert. Die vorgeschlagenen Maßnahmen wie etwa ein autofreier Tag oder eine Citymaut wurden ja auch schon in Graz diskutiert, aber im Jahr 2018 interessanterweise mit dem Hinweis darauf abgelehnt, dass sich die Luftqualität in den letzten 15 Jahren ohnehin deutlich verbessert hätte und diese einschneidenden Maßnahmen nicht notwendig wären. Es könnte sich durchaus lohnen, diese Zahlen noch einmal zu überprüfen. Trotz allem war man nicht untätig: Mit der hundert Millionen Euro schweren Radoffensive, dem IGL-100er, dem Straßenbahnausbau und vielem mehr wurde einiges getan, nur scheint das immer noch zu wenig gewesen zu sein. Wir sollten also in Sachen Umweltschutz dringend in den nächsten Gang schalten. Was wir aber bitte vermeiden sollten, ist, populistische Kurzschlussaktionen zu vermarkten, die uns am Ende mehr Probleme bereiten, als wir jetzt schon haben. Auch wenn das ein paar Stimmen bei der nächsten Wahl kosten sollte. So viel muss uns unsere Gesundheit einfach wert sein. Tobit Schweighofer, Chefredakteur SONNTAGSFRÜHSTÜCK MIT ... ... Helmut Wlasak Selbstgemachte Marmelade, frische Mehlspeisen oder Honig vom Nachbarn. Am Sonntag nimmt sich Helmut Wlasak Zeit zum Genießen. KK Der Grazer Richter über seine Zeit als Polizist, selbstgemachte Marmeladen, die Liebe zum Motorradfahren und das Privatleben in Zeiten der Pandemie. Sie haben den Ruf, ein strenger Richter zu sein, landet beim Frühstück am Sonntag trotzdem etwas Süßes auf dem Tisch? Beim Frühstück gibt es eigentlich nur Süßes: selbstgemachte Marmelade meiner Frau, die mich auch mit ihren Mehlspeisen verwöhnt, und Honig vom Nachbarn, dessen Bienchen in unserem Garten summen. Dazu Joghurt oder Müsli. Sonntags kommt gelegentlich ein Bio-Ei oder Schinken auf den Teller. Unter der Woche verhandeln Sie oft lange, geht es am Wochenende ruhiger zu? Mit zunehmendem Alter werden die Pausen vielleicht länger, dennoch gibt es immer etwas im Haus oder im Garten zu tun. Auch Spiel und Spaß, vor allem mit den Enkelkindern, oder Ausflüge mit oder ohne Motorrad stehen auf dem Programm. Wie schränkt die Pandemie Sie in Ihrem Privatleben ein? Die fehlenden sozialen Kontakte zu Freunden und Bekannten schmerzen, speziell die zu Familienangehörigen im Pflegeheim. Das tut richtig weh. Bevor Sie Richter geworden sind, waren Sie Polizist, wie kam es zum Berufswechsel? Nach der Matura kam ich nur durch Zufall zur Polizei. Eigentlich wollte ich Lehrer werden. Ich hatte aber auch Rechtswissenschaften inskribiert und absolvierte das Studium dann nebenbei. In die Chefetagen des Exekutivbereiches vorzurücken, hätte mir viel zu lange gedauert. So erkämpfte ich mir einen Bildungskarenzurlaub, machte mein Gerichtsjahr und wurde nach Verlängerung von der Justiz übernommen. Da mein Herz immer fürs Strafrecht schlug, zog ich 1993 beim „Straflandl“ ein. In Ihrer Freizeit fahren Sie Motorrad, was begeistert Sie daran? Motorradfahren ist der ultimative Freiheitsbereich schlechthin, man braucht viel Gefühl und Praxis, um so ein Zweiradgeschoß nahe an seinem Limit zu bewegen. Sich am Motorrad die Gegend „reinziehen“ hat schon etwas von Suchtfaktor, vor allem wenn die Kurven passen. Wenn keine Pandemie ist, halten Sie auch Vorträge an Schulen, was wollen Sie den Jugendlichen vermitteln? Dass das Leben keine Generalprobe ist. Es zeigt rasch Grenzen auf, die auch endgültig sein können – innerhalb einer einzigen Sekunde kann sich alles ändern. Es geht also um Wissen und Eigenverantwortung. Im Verhandlungssaal erlebe ich jeden Tag Blödheiten und Fehler, die eigentlich vermeidbar gewesen wären. Gibt es Verhandlungen, die Ihnen besonders nahe gehen? Nach mehr als 41 Jahren im Strafbereich gibt es nichts mehr, was einen schrecken könnte. Mir geht jeder Fall nahe, zumal es sich immer um persönliche Schicksale der Beteiligten handelt, die oftmals so nicht geplant waren. Nicht einmal sogenannte Berufsverbrecher planen ihre Laufbahn. JULIAN BERNÖGGER Helmut Wlasak, geboren am 18. April 1960 in Graz, seit 1991 Richter, Vortragender und Lehrbeauftragter, Obmann der Vinzenzgemeinschaft in Österreich, Initiator der Antidrogenprojekte „McClean“ und „BeClean“, verheiratet, zwei erwachsene Töchter, zwei Enkelkinder.

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