graz 42 www.grazer.at 13. JULI 2022 Mitglied des EU-Parlaments & Grünen Abgeordnete Sarah Wiener „Wir wissen doch eigentlich gar nicht mehr, was wir da essen!“ INTERVIEW. Von der prominenten Profiköchin zur Grünen im Europarlament: Sarah Wiener ist heute in Graz zu Gast für das „clim@“-Festival in der Seifenfabrik. Davor trafen wir sie zum persönlichen Gespräch. Von Melanie Köppel melanie.koeppel@grazer.at Das heutige „clim@“-Festival (englisch „climate“ ausgesprochen) in der Seifenfabrik ist das erste große Grazer Kimafestival und der eigentliche Grund für den Besuch der Europaabgeordneten Sarah Wiener – besonders freut sie sich hier schon auf neue Begegnungen und die Highlights, wie der Kilo- Vintage-Sale von Be-Thrifty, am Festival. Für die Star-Köchin ist die Zeit in der Steiermark immer etwas ganz Besonderes: In ihrer Kindheit verbrachte sie gemeinsam mit ihren Eltern zwei Jahre lang auf einem Bauernhof in der Nähe von Judenburg. Außerdem wohnt ihr bester Freund in Graz! Der „Grazer“ traf die Europaabgeordnete heute in der „Steirerstubn“ am Lendplatz. Frau Wiener, neben der zukunftsfähigen Landwirtschaft ist Ihr Hauptanliegen als EU-Parlamentarierin auch das Recht auf gesunde Ernährung für alle. Was gehört denn definitiv besser gemacht? Sarah Wiener: Ich finde, jede und jeder hat das Recht drauf, zu wissen, was man isst! Prinzipiell bin ich kein Fan von stark verarbeiteten Lebensmitteln und bin der Überzeugung: Regionale, saisonale und biologisch angebaute Lebensmittel erhöhen den Genuss und tun unserer Gesundheit gut. Außerdem bin ich der Meinung, dass Subventionen besser verteilt werden sollten. Es darf nicht auf die Fläche ankommen - so werden nämlich dann Kleinbauern, die so einen wichtigen Teil in der Landwirtschaft ein- nehmen, immer zu kurz kommen. Das Ziel wäre: Weg von der Industrie und zurück zur Natur. Denn letzendlich wissen wir ganz oft gar nicht mehr, was wir da eigentlich essen. Was wir brauchen sind alternative ökologische Systeme, die an die jeweiligen Regionen angepasst werden. Wie soll das auf europäischer Ebene geregelt werden? Wiener: Mit der Farm-To-Fork- Strategie zum Beispiel soll eine Weiterentwicklung der Anbaumethoden mit einer Veränderung der Verarbeitungsmethoden und des Konsumverhaltens in der Gesellschaft unsere Lebensmittelkette revolutionieren. Hier legt die Europäische Kommission fest, dass sie bis 2023 einen gesetzlichen Rahmen für eine nachhaltige Lebensmittelkette in Europa erarbeiten wird. Das heißt im Klartext unter anderem: Reduktion der Pestdizide, weniger Einwegverpackungen, sowie einheitliche Etiketten auf allen Lebensmitteln. Was mir persönlich auch sehr wichtig ist: Eine Reduktion des Antibiotikaeinsatzes bei der Nutztierhaltung. Wissen Sie zum Beispiel, dass bei der Putenhaltung immer direkt eine Metaphylaxe zur Bekämpfung von Krankheiten in den Ställen gemacht wird? Ich finde es ekelhaft, dass Tier für unsere Zwecke so auszunutzen ... Ihnen ist ja der Tierschutz generell ein großes Anliegen ... Wiener: Genau! Ich setzte mich vor allem für Mindesstandards bei der Puten- und Kaninchenhaltung ein. Denn beide Tierarten haben keine Lobby hinter sich stehen und der Tierschutz geht komplett unter. Und das sogar, obwohl die Pute das dritthäufigst gehaltene Nutztier in der EU ist! Das sind fruchtbare Umstände, in denen die Tiere leben und sterben müssen. Wie kann dann wahre Nachhaltigkeit und der Schutz des Klimas gelingen? Wiener: Wenn alle das Gute für die Welt wollen, sollte man die Probleme gemeinsam angehen. Egal, welche politische Einstellung oder Interessen man vertritt, eine Zusammenarbeit ist umungänglich. Außerdem dürfen wir neben den aktuellen, schlimmen Krisen – wie zum Beispiel dem Krieg in der Ukraine – dennoch www.grazer.at präsentiert nicht die Klimakrise hinten anstellen. Gibt es etwas, was Sie unseren „Grazer“-Lesern gerne mitgeben möchten? Wiener: Ja, bitte fangt an, selber zu kochen. Und damit meine ich nicht, dass man alles in einen Thermomix gibt und auf das Beste hofft. Sondern es wird Zeit, dass wieder mehr pflanzliche Produkte und weniger Fleisch auf die Teller kommen. Lustvolles Kochen mit frischen und regionalen Produkten erweckt ein ganz anderes Körpergefühl und wenn damit Kindern schon anfangen, haben wir für die Zukunft viel richtig gemacht. derGrazer IMPRESSUM: „der Grazer“ – Unabhängige Wochenzeitung für Graz und Umgebung | Erscheinungsort: Graz | HERAUSGEBER, HERSTELLER & MEDIENINHABER: Media 21 GmbH, Gadollaplatz 1, 8010 Graz; Tel. 0 316/23 21 10 | GESCHÄFTSFÜHRUNG/REDAKTION: Gerhard Goldbrich |ASSISTENZ & MARKETING: Silvia Pfeifer (0664/80 66666 41) | CHEFREDAKTION/PROKURA: Tobit Schweighofer (DW 2618) | REDAKTION: Fabian Kleindienst (CvD Print, 0664/80 666 6538), Verena Leitold (CvD Digital, 0664/80 666 6691), Vojo Radkovic (0664/80 666 6694), Melanie Köppel (0664/80 66668 90), Redaktions-Fax-DW 2641, redaktion@grazer.at | ANZEIGENANNAHME: Fax 0 316/23 21 10 DW 2627, verkauf@grazer.at | VERKAUF: Michael Midzan (Verkaufsleitung, 0664/80 666 6891), Selina Gartner (Verkaufsleitung, 0664/80 666 6848), Robert Heschl (0664/80 666 6897), Mag. 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13. JULI 2022 www.grazer.at graz 5 C H R O N I K arbeiter handelte es sich um Blindgänger. Kurze Zeit später war auch die Gmeinstraße wieder befahrbar. Blaulicht Report ✏ melanie.koeppel@grazer.at Suchtgift bei Verkehrskontrolle ■ Gestern Abend führten Polizisten im Bereich Alte Poststraße/Kratkystraße Verkehrskontrollen durch. Dabei hielten die Beamten unter anderem einen 23-jährigen Pkw-Lenker aus dem Bezirk Voitsberg an. Er befand sich gemeinsam mit einem gleichaltrigen Weststeirer und einer 19-Jährigen im Fahrzeug. Bei ihnen stellten die Polizisten in der Folge geringe Mengen an Marihuana sowie Kokain sicher. Bei der Suche nach den Suchtmitteln im Fahrzeug kam auch ein Polizeidiensthund zum Einsatz. Ein Alkotest mit dem 23-jährigen Lenker ergab schließlich rund ein Promille. Polizisten untersagten dem beeinträchtigten Weststeirer die Bei Grabungsarbeiten wurden hier heute Früh Fliegerbomben gefunden. Die Polizei gibt Entwarnung: Es handelte sich um Blindgänger. STREET VIEW Weiterfahrt und nahmen ihm den Führerschein vorläufig ab. Alle drei Personen werden angezeigt. Fliegerbombe war Blindgänger in Graz ■ Heute früh wurden bei Grabungsarbeiten in der Gmeinstraße im Bezirk Puntigam zwei Fliegerbomben gefunden. Arbeiter alamierten sofort die Polizei und der Bereich wurde in Umkreis von rund hundert Metern abgesperrt. Die Gmeinstraße war in dieser Zeit auch beiden Richtungen gesperrt. SKO (Sprengstoffkundiges Organ) und Entschärfungsdienst wurden alarmiert und klärten vor Ort die weiteren Sicherheitsmaßnahmen. Doch Entwarnung: Beim Fund der Bau- Mann aus GU von Leiter gefallen ■ In Hofstätten an der Raab im Bezirk Weiz kam es gestern Früh zu einem Arbeitsunfall. Gegen 8.30 Uhr stand ein 48-Jähriger aus dem Bezirk Graz-Umgebung auf einer etwa zweieinhalb Meter hohen Leiter und führte an einem Firmengebäude Lackierungsarbeiten durch. Aus unbekannter Ursache dürfte ein Fuß der Leiter in ein durch eine Abdeckplane verdecktes Kanaldeckelloch geraten sein. In der Folge stürzte der 48-Jährige samt der Leiter zu Boden und wurde schwer verletzt., Ein Arbeitskollege verständigte die Rettungskräfte. Nach der Erstversorgung wurde der Verletzte vom Rettungshubschrauber C 12 ins UKH Graz geflogen.
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