2 die seite zwei www.grazer.at 13. DEZEMBER 2020 E D I T O R I A L von Tobit Schweighofer ✏ tobit.schweighofer@grazer.at Heute gibt es nur einen Weg aus der Krise G egen die Massentests gibt es natürlich viel zu sagen. So wie gegen alles, was nur irgendwie mit der Pandemie zu tun hat. So hat man zumindest den Eindruck, wenn man durch die sozialen Medien bummelt. Es ist wirklich absolut egal, ob sich ein Beitrag um Impfungen, Fußballergebnisse, den Neuschnee oder Pandabären dreht: Sobald jemand das Wörtchen Corona erwähnt, gehen die Wogen hoch und Verschwörungstheoretiker geben einander die Klinke in die Hand. Genauso wie eben bei den Massentests, die an diesem Wochenende in der Steiermark stattfinden. Es mag schon sein, dass das „nur eine Momentaufnahme“ ist, oder dass man wirklich „keine anderen Probleme“ hat. Nur ist es – mit Verlaub – völlig wurscht, was man persönlich davon hält. Abgesehen vom wirtschaftlichen Absturz, den ein dritter Lockdown mit sich bringen würde, ist die Situation für viele Mitmenschen dermaßen gefährlich, dass alles hilft, was helfen kann. Und das sind eben auch die kostenlosen Massentests. Für jeden sozial denkenden Menschen, egal ob er an die Sinnhaftigkeit der Tests glaubt oder nicht, kann es an diesem Wochenende nur einen Weg geben, nämlich jenen zum Massentest. Tobit Schweighofer, Chefredakteur SONNTAGSFRÜHSTÜCK MIT ... ... Gerald Schöpfer Rot-Kreuz- Präsident Gerald Schöpfer hat nicht nur zu Corona-Zeiten das Helfersyndrom. „Das ist nicht nur für die Mitmenschen wertvoll, sondern man tut sich auch selbst etwas Gutes. Man ist zufriedener!“ LUEF Als Präsident einer der wichtigsten Organisationen der Pandemie, dem Roten Kreuz, hat er viel zu tun. Privat mag er Wanderungen und Kaffee. Haben Sie an diesem Wochenende der Massentests überhaupt Zeit zum Frühstücken? Das Frühstück ist bei mir sowieso immer unterschiedlich. Zelebriert wird es nur in den Ferien, wenn ich zum Beispiel in einem Hotel bin. Zuhause reicht auch Kaffee – das aber auch mehrmals am Tag. Mit allen Freuden dieser Welt: in dem Fall Zucker und Milch. Wie stellen Sie sich den perfekten Sonntag vor? Wenn Zeit ist, mache ich gerne einen Ausflug oder gehe wandern. Meistens bin ich mit meiner Frau unterwegs, und wenn nicht gerade Corona ist, auch mit meinen Kindern und Enkerln. Heuer haben wir unsere Heimat neu entdeckt. Sonst war ich jedes Jahr im Sommer in Amerika, dieses Jahr war das nicht möglich. Aber da sieht man erst, wie wunderschön es etwa im Grenzgebiet zwischen der Steiermark und Niederösterreich ist! Wie haben Sie Corona privat erlebt? Eine Pandemie ist etwas Ungewöhnliches. Selbst die Ältesten unter uns haben so etwas noch nicht erlebt. Sie führt uns vor Augen, wie verletzlich wir eigentlich sind. Aber ich bin stolz, dass es in Zeiten der Unsicherheit Institutionen gibt, auf die man sich verlassen kann – das Rote Kreuz ist nur eine davon. Wie, glauben Sie, sieht der Sommer 2021 aus? Ich hab jetzt keine Glaskugel vor mir, aber ich bin zuversichtlich, dass er wieder normal wird. Dass ich mich wieder mit den Enkerln treffen kann und man sich auch umarmen kann. Wichtig ist, dass sich möglichst viele impfen lassen und bis dahin die Regeln einhalten! Einzelne können gerade vieles zerstören. Die Politik ist nicht an allem schuld! Sind Sie froh, dass Sie in einer Situation wie dieser nicht mehr in der Politik sind? Für mich war es damals eine spannende Aufgabe, die ich nicht missen möchte. Aber ich bin froh, dass ich jetzt nicht parteipolitisch verhaftet bin! So können wir helfen, wo es andere nicht mehr können. Das Rote Kreuz war die einzige Organisation, die auch mit dem Islamischen Staat verhandeln und so Leben retten konnte! Welche Bücher lesen Sie, welche Musik hören Sie? Bücher lese ich unendlich viele. Als Wissenschaftler gerade viel über historische Pandemien. In Sachen Musik bin ich ein Allrounder. Dadurch, dass ich früher aber selbst Klavier gespielt hab, mag ich Rachmaninow oder moderne Klassik. Ich bin aber auch ein Fan von meinem Sohn. Der ist eigentlich Arzt, hat aber eine Band namens ScareCrowTales als Ausgleich. Haben Sie ein enges Verhältnis zu Ihren Kindern? Ja, ich bin sehr stolz auf sie! Wir haben in der Familie alle das Helfersyndrom. Mein Sohn hat Leprakranken in Indien geholfen, meine Tochter ist bei den Maltesern. Was würden Sie Ihrem jungen Ich gerne sagen? Es ist wichtig, dass man früh beginnt, sich sozial zu engagieren, und lernt, nicht wegzuschauen! Haben Sie heuer einen Weihnachtswunsch? Den gleichen wie die meisten: dass diese blöde Pandemie möglichst bald vorbeigeht! VERENA LEITOLD Gerald Schöpfer wurde am 16. Jänner 1944 in Graz geboren. Er war Leiter des Instituts für Wissenschafts- und Sozialgeschichte an der Karl- Franzens-Universität sowie Wirtschaftslandesrat und Landtagsabgeordneter. Seit 2013 ist er Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes.
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