20 graz www.grazer.at 11. OKTOBER 2020 S E R V I C E Leser Briefe redaktion@grazer.at Historisch unrichtig Zum Bericht „Schlossberg: Kanonendonner“: Unser Uhrturm ist sicher nicht um 1560 neu erbaut worden und nur 15,6 Meter hoch, sondern im Kern ein mittelalterlicher Wachturm aus dem 13. Jahrhundert, stolze 29 Meter hoch! Diese und gut drei Dutzend weitere unrichtige Angaben im neuen Museum verfälschen die Geschichte des Schlossbergs gewaltig. Das wurde im obigen Beitrag nicht erwähnt. Freilich gibt es genug positive Aspekte zur Museumsgestaltung selbst zu vermelden. Und auch wenn der Lift leider den ursprünglichen Raumeindruck der Kasematte sehr beeinträchtigt hat, so ist das neue multimediale Modell ein Gewinn. Aber das ist die schöne Hülle, die den leider äußerst mängelbehafteten Inhalt nicht kaschieren kann. Ist denn ein Museum nicht mehr der Ort von verlässlicher Wissensvermittlung? Auch das Beiseiteräumen der Kanonen, die an die Feuerwache erinnern, empfinde ich als posthume Kränkung des verdientesten aller Feuerwacht-Kanoniere, Anton Sigl. Er schuf das wunderbare, akribisch bis ins Detail gestaltete Festungsmodell von 1809. Warum soll denn Sigls vielbewundertes Meisterwerk (seit 200 Jahren Ausgangspunkt und Herzstück jedes Schlossbergmuseums!) weiter in der Sackstraße versteckt bleiben? Man müsste ja nur das eindrucksvolle, aber nicht zugängliche große Modell endlich vom Dachboden herunterholen, das die Stadt Graz mit ihren Basteien, Mauern und Toren um 1800 zeigt. Dann könnte man unten das Stadtmodell und oben das Schlossbergmodell bewundern – so war es immer und es war gut. Peter Laukhardt, SOKO-Altstadt, Graz * * * ÖBB will Lärm reduzieren Zu den Berichten über die ÖBB- Lärm-Problematik in Graz- Gösting: Wir als ÖBB arbeiten laufend daran, Möglichkeiten zur Reduktion von Schallemissionen im Sinne der Anrainerinnen und Anrainer zu entwickeln und umzusetzen. In diesem Sinne wurde am Verschiebebahnhof Graz-Gösting unter anderem eine neue, hochmoderne Bremsanlage vor fast zehn Jahren unter der Aufsicht von Akustik-Sachverständigen gebaut, um laute Geräusche beim Zusammenbauen der Züge zu vermeiden und die gewünschte Reduktion der Lärmemission zu erzielen. Aufgrund eigener Beobachtungen und der aktuellen Rückmeldungen aus der Bevölkerung haben wir in den letzten Wochen intensiv nach der Ursache für die beschriebenen Quietsch-Geräusche gesucht, um wieder eine Verbesserung herbeiführen zu können. Die Analysen deuten auf einen Anlagenteil der Bremsanlage hin, weswegen wir sofort eine Umrüstung mit neuen Bremsbacken beauftragt haben. Die Umrüstung kann aufgrund von Lieferzeiten der Sonderteile erst in den Kalenderwochen 42, 43 umgesetzt werden. Weitere Maßnahmen zur Verbesserung der außerordentlichen Lärmsituation werden in Abhängigkeit der erhofften Verbesserung, welche wiederum von Akustik- Sachverständigen begleitet werden, seitens ÖBB geprüft. Sicher ausschließen können wir, dass die in den Leserbriefen genannten „gebogenen Schienen- oder Weichenteile“ bzw. „frustrierte Eisenbahner“ etwas mit den Geräuschen zu tun haben. Rosanna Zernatto-Peschel, ÖBB-Konzertkommunikation, Villach * * * Schulbeginn staffeln Zum Bericht „Überfüllte Busse: Nur Schulbeginn-Staffelung senkt Corona-Gefahr“: Ich wundere mich, warum Schulen hier nicht schon längst autonom reagiert haben und mit einer Staffelung der Anfangszeiten für wesentliche Entspannung im Frühverkehr sorgen. Warum passiert da nichts? Diese Lösung liegt doch klar auf der Hand, aber bis sich da einer rührt, bleibt die Gefahr bestehen. Annemarie Berger, Graz 3- bis 6-Jährige: Dreijähriger mit Tablet ist alles andere als cool – eher sehr uncool. GETTY
11. OKTOBER 2020 www.grazer.at graz 21 80 Prozent sind im Netz ARG. Rund 80 Prozent der 3- bis 6-jährigen Grazer Kinder nutzen Handy oder Tablet. Neue Bildungsstrategie soll dagegen wirken. Von Vojo Radkovic vojo.radkovic@grazer.at Statt im Bilderbuch blättern bzw. wischen bereits viele Dreijährige, die kaum erst auf den Beinen stehen können, über ihr Tablet. Sechsjährige verfügen schon über ein eigenes Handy. Nach einer österreichweiten Umfrage, die man auch auf Grazer Verhältnisse runterbrechen kann, nutzen bereits 80 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen Handy oder Tablet. Für Günter Fürntratt, Vorstand der Abteilung für Bildung und In- tegration, sind diese Zahlen schon sehr alarmierend. Fürntratt: „Kinder in diesem Alter sollten nur wenige Minuten vor dem Bildschirm verbringen. Wesentlicher für diese Kinder ist der reale Mensch. Ich habe von Kindergärten in Graz gehört, wo die Kinder bei dem dort befindlichen Aquarium versuchen, mit Fingerwischen die Fische größer zu zoomen, so wie es auf dem Handy oder Tablet funktioniert. In erster Linie sind hier natürlich die Eltern gefordert. Das Kind sollte keinesfalls mit dem Handy schlafen gehen, da sollte man lieber zuvor schon vor dem Abendessen das Handy schlafen legen. Das Vorbild Eltern ist hier wesentlich. Büchervorlesen ist eine gute Variante und für die weitere Entwicklung der Kinder enorm wichtig. Die Kinder sollten ihre Freizeit im Freien verbringen, mit realen Menschen, die ihnen die Natur erklären. Das Bildungs- ministerium weiß schon, wa rum es die Gratis-Tablet-Aktion nur ab der fünften Schulstufe gibt.“ In der Praxis ist das Verhalten von Eltern unterschiedlich. Die einen setzen, wenn sie was anderes zu tun haben, ihr Kind vor den Fernseher oder geben ihm ein Tablet in die Hand. Bei anderen Eltern ist der TV-Schirm so lange schwarz, bis die Kinder schlafen gehen, dann können die Eltern ungestört fernsehen. Dieses große digitale Problem für kleine Kinder wird auch in der großen neuen Bildungsstrategie 2020–2025 behandelt. Hier will man gegensteuern. Die Strategie wird am 13. Oktober im Rathaus von Stadtrat Kurt Hohensinner vorgestellt. Mitgearbeitet haben auch Günter Fürntratt, Michaela Marterer und VS-Direktor Hans Christian Haberl. Am Donnerstag soll die Bildungsstrategie dann im Gemeinderat beschlossen werden.
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