6 graz www.grazer.at 11. AUGUST 2024 K O M M E N T A R von Vojo Radkovic ✏ vojo.radkovic@grazer.at Wenn die Stadt erst stillsteht, ist es zu spät ... E igentlich sollte es selbstverständlich sein, dass in einer Stadt wie Graz Regierung und Wirtschaft Hand in Hand arbeiten und sich gegenseitig befruchten und fördern. Um es auf den Punkt zu bringen und ohne dass man jede Seite durch eine Parteibrille betrachtet, ist festzustellen: Es funktioniert nicht. Das beginnt schon mit der „Autos raus aus der Stadt“-Strategie der Rathauskoalition. Das führt zu krassen Situationen. Zulieferer kommen schwer zu den Unternehmen, wer mit dem Auto in die Stadt will, sieht sich etlichen Hürden gegenüber. Da reden wir gar nicht von den Parkplätzen, die immer weniger werden. Das Lied ist alt und wird gebetsmühlenartig immer wieder gesungen: Vertreibt die Autofahrer nicht, lasst ihnen ebenso Platz wie den Fußgängern und Radfahrern. Schaut auf die Innenstadt- Wirtschaft. Belebung braucht in der Grazer Innenstadt nicht nur die Wirtschaft. Dazu gibt’s genug andere Probleme. Etwa die langen Genehmigungsverfahren. Ein Experte rät, diese Verfahren an externe Experten zu vergeben. Die Beamten der Stadt schaffen die Vielzahl der Ansuchen nicht mehr. Wenn die Stadt einmal stillsteht, dann ist es zu spät. Graz darf kein Museum werden. Keiner kann das wollen, oder? „Ich mache mir große Sorgen um die Stadt Graz!“ SOMMERGESPRÄCH. Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Lang im Interview über Finanzen, Verkehr und über Sorgen um die Stadt Graz. Von Lukas Steinberger-Weiss lukas.steinberger@grazer.at Herr Landeshauptmann- Stellvertreter, können Sie in einem Sommer mit anschließendem Wahl-Herbst abschalten und urlauben? Anton Lang: Komplett abschalten kann ich im Sommer nie, egal ob Wahlen oder nicht. Ich muss immer präsent und greifbar sein. Das Tagesgeschehen wird zwar ruhiger, aber es gibt auch im Sommer immer viele Termine in der ganzen Steiermark, diesen Sommer eben oft mit dem Fokus auf die Wahlen im Herbst, jetzt primär die Nationalratswahl, die Thema Nr. 1 ist. Was den Urlaub angeht, den verbringe ich am liebsten in der schönen Steiermark. Ich genieße die Obersteiermark, gehe wandern oder fahre auf eine gute Jause in die Südsteiermark. Das ist meine Erholung. Das Thema Finanzen ist derzeit omnipräsent. Große Defizite im Bund, wie steht die Steiermark da, deren Finanzreferent Sie ja sind? Lang: 2024 wird herausfordernder als gedacht, weil die Wirtschaft schlechter läuft als prognostiziert. Das trifft die Steiermark als Industriebundesland stark. Und das wird sich bis 2025 weiterziehen. Wir sind aber stets darauf bedacht, unsere Finanzen in der Steiermark bestmöglich einzusetzen. Ich bin ganz klar gegen die Gießkanne, wie es im Bund oft gemacht wird. Wir schauen, dass wir Menschen, die es brauchen, unterstützen und nicht alle. Heißt jetzt nicht, dass alle Hilfen schlecht sind, aber sie LH-Stellvertreter Anton Lang hat einen spannenden Herbst vor sich, für den er im Sommer vor allem auf den Bergen der Steiermark Kraft tankt. RESCH müssen zielgerichteter sein. Als Beispiel dient der Klimabonus. Wozu brauche ich, der gut verdient, einen zusätzlichen Bonus? Da wäre Optimierung drin. Was die Finanzierung der Gemeinden angeht, da haben wir beschlossen, die Mittel aus dem Zukunftsfonds für elementare Bildung komplett weiterzugeben. Das sind 70 Millionen Euro, die die Gemeinden dringend brauchen. Allein dadurch fließen rund neun Millionen mehr für Kinderbildung und -betreuung nach Graz. Dank unserer umsichtigen Finanzpolitik sind Investitionen in unsere Kinder, Gesundheit und Wohnen möglich. Was die Finanzen stark belastet, sind die vielen Unwetter und deren Folgeschäden. Wie ist da die Situati- derGrazer IMPRESSUM: „der Grazer“ – Unabhängige Wochenzeitung für Graz und Umgebung | Erscheinungsort: Graz | HERAUSGEBER, HERSTELLER & MEDIENINHABER: Media 21 GmbH, Gadollaplatz 1, 8010 Graz; Tel. 0 316/23 21 10, Mo bis Fr 8 bis 15 Uhr | GESCHÄFTSFÜHRUNG/REDAKTION: Gerhard Goldbrich | ASSISTENZ & MARKETING: Silvia Pfeifer (0664/80 66666 41) | CHEFREDAKTION/PROKURA: Tobit Schweighofer (DW 2618) | REDAKTION: Verena Leitold (CvD Digital, 0664/80 666 6691), Sabrina Naseradsky (0664/80 666 6538), Lukas Steinberger-Weiß (0664/80 666 6918), Vojo Radkovic (0664/80 666 6694), Elias Mangst (0664/80 666 6895), Leonhard Schweighofer (0664/80 666 6490), Redaktions-Fax-DW 2641, redaktion@grazer.at | ANZEIGENANNAHME: Fax 0 316/23 21 10 DW 2627, verkauf@grazer.at | VERKAUF: Michael Midzan (Verkaufsleitung, 0664/80 666 6891), Robert Heschl (0664/80 666 6897) | Denise Schuschko-Linke (0664 / 80 666 6848), Pia Ebert (0664/ 80 666 6642) | Daniela Kac | OFFICE MANAGEMENT & ZUSTELLWÜNSCHE: Sanja Radosavljevic (0664/ 80 666 6528) | PRODUKTION: Burkhard Leitner | VERBREITETE AUFLAGE PRINT: 176.614 (Der Grazer, wö, ÖAK 2.HJ 2023). | OFFENLEGUNG: Die Informationen gemäß § 25 MedienG können unter www.grazer.at/gz/offenlegung-impressum abgerufen werden.
11. AUGUST 2024 www.grazer.at graz 7 on im Jahr 2024? Lang: Das ist schon die letzten Jahre eine Herausforderung gewesen. 2024 übertrifft die letzten Jahre aber. Es ist furchtbar und nicht mehr zu verleugnen, dass dies keine Zufälle sind. Heuer haben wir Waldbrände, Unwetter, Schäden in der Landwirtschaft und und und. Alleine an den Landesstraßen sind bisher Schäden in der Höhe von rund 12 Millionen Euro entstanden. Da sind Gemeindestraßen gar nicht eingerechnet. Für eine Bilanz ist es noch zu früh, aber das wird eine zusätzliche Herausforderung für die Finanzen. Und das Jahr ist ja noch lange nicht vorbei. Bleiben wir beim Thema Verkehr, oft wird kritisiert, dass Stadt Graz und Land Steiermark nicht gut kooperieren, stimmt das? Lang: Nein! Das weise ich aufs Schärfste zurück. Auf Beamtenebene ist die Zusammenarbeit hervorragend und wir können viele Projekte gut umsetzen, wie jetzt zum Beispiel die Elisabethstraße in Graz, die ja aufgrund ihrer Lage eine enorm wichtige Straße in Graz ist. Was jedoch auffällt, ist, dass uns oft der schwarze Peter zugeschoben wird. Ich kann als Verkehrsreferent des Landes nicht von selbst in Graz tätig werden und Straßen oder Gehwege bauen oder sanieren. Da muss eine Bedarfsanmeldung der Stadt kommen, und da muss die Stadt die Prioritäten setzen. Und wenn die Meldung kommt, dann wird das Land sich einer Finanzierung nicht verwehren. Selbes gilt ja für das Stadion, wie ist da der Stand der Dinge? Lang: Gutes Beispiel! Also da bin ich ehrlich schön langsam etwas fassungslos. Nur als Beispiel – auch andere Kommunen wollen Stadien bauen. Die besprechen das auf Gemeindeebene und kommen dann zu mir, und dann wird eine Lösung gesucht und meist auch gefunden. Aber dass die Stadt Graz hier derzeit nicht mal mehr eine Machbarkeitsstudie zusammenbringt, stimmt mich sehr nachdenklich. Und zeitlich wird das schon recht knapp, die Vorlaufzeit für so ein Projekt ist lang. Also sind Sie in Sorge um die Landeshauptstadt? Lang: Ja, denn ein Viertel aller Steirer leben in der Landeshauptstadt, Graz ist das Herz unseres Bundeslandes. Und wenn die Pumpe schwächelt, schwächelt das Land, das muss uns allen klar sein. Ich mache mir daher persönlich große Sorgen, weil das Thema Wirtschaft derzeit quasi nicht existent ist. Es wird nicht geschaut, dass man neue Firmen herbringt und Arbeitsplätze schafft oder absichert. Wir leben in einem Konkurrenzkampf mit vielen europäischen Regionen, und Firmen überlegen sich gut, wo sie investieren. Da muss sich was ändern, denn wir brauchen Wachstum, um wieder Geld zu lukrieren, es ausgeben zu können und den Wohlstand abzusichern. Sind Sie deswegen froh, dass Doris Kampus sich ab Herbst wieder verstärkt der Stadtpolitik widmen will? Lang: Absolut, denn Doris Kampus hat bewiesen, dass sie eine Politikerin mit sozialen Fähigkeiten ist, aber auch auf die Wirtschaft schaut und darauf achtet, dass hier was weitergeht, und ich würde mir wünschen, dass Kampus irgendwann die erste weibliche SPÖ-Bürgermeisterin von Graz wird. Die DM-Filiale im Murpark hat nach Umbau wiedereröffnet. KK DM nach Umbau wieder offen ■ Mehrere Monate mussten Kunden des Murpark ohne die dortige DM-Filiale auskommen. Denn sowohl Drogerie als auch Friseur- und Kosmetikstudio wurden komplett umgebaut und erneuert. Diese Woche eröffnete die neue Filiale mit Angeboten wie einem Glücksrad. In der neuen Filiale finden sich nun auch Selbstbedienungskassen. Generell wurde der Kassenbereich ganz neu gemacht. Auch im Innenraum blieb kein Stein auf dem anderen.
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