20 anzeige www.grazer.at 10. NOVEMBER 2024 Jeder Einkauf, jeder Job, jede unternehmerische Entscheidung ist Wirtschaft. Die Leistung von Unternehmen wird leider als selbstverständlich vorausgesetzt. Unternehmer Bernhard Bauer spricht für die WKO Graz. FISCHER Unternehmer und WKO-Präsident Josef Herk. WOLF Stadtleben oder Stillstand? Ein Weckruf! Die WKO-Interessenvertreter Bernhard Bauer und Josef Herk melden sich mit deutlichen Worten zur nachhaltigen Entwicklung von Graz zu Wort. Mit „Stadt oder Stillstand?“ legt die WKO Graz einen Entwurf für nachhaltige Stadtentwicklung vor. Worum geht es? Bernhard Bauer: Die Politik in Graz konzentriert sich im Moment auf den Ausbau von Radund Gehwegen und auf soziale Projekte. Beides wichtig – aber es darf nicht auf Kosten der Unternehmer:innen gehen. In Graz explodieren die Schulden in Richtung 1,8 Milliarden Euro, aber die Kommunalsteuer, die ein Indikator für Beschäftigungswachstum ist, ist in den letzten 20 Jahren real um magere vier Prozent gewachsen. Zum Vergleich: In Graz-Umgebung ist die Kommunalsteuer im gleichen Zeitraum um 81 Prozent gestiegen! Das zeigt, dass viele Unternehmer lieber ins Umland gehen, wo die Rahmenbedingungen flexibler und die Bürokratiehürden geringer sind. Josef Herk: Leistung ist das Fundament einer funktionierenden Wirtschaft und damit auch einer lebendigen Stadt. Es geht darum, dass Menschen und Unternehmen, die bereit sind, etwas zu schaffen, nicht durch übermäßige Bürokratie und ungünstige Rahmenbedingungen belastet werden. In Graz erleben viele der mehr als 20.000 Unternehmer:innen oft das Gegenteil: Da werden innovative Ideen und unternehmerische Initiativen durch starre Vorschriften und unflexibles Verwalten behindert statt unterstützt. Was sind die Hauptursachen dafür? Josef Herk: Ein wesentlicher Punkt ist die fehlende Anerkennung und Wertschätzung für unternehmerisches Engagement. Die Leistung von Unternehmen wird leider als selbstverständlich vorausgesetzt, ohne zu berücksichtigen, dass dahinter enorm viel Einsatz, Risiko und Kreativität stecken. Statt Unternehmern Freiraum zu lassen, dominieren zunehmend mehr unsinnige Vorschriften. Was sind Beispiele dafür? Bernhard Bauer: Das beginnt bei Kleinigkeiten. Nämlich bei absurden Vorgaben, wie und vor allem warum man seine Auslagen nicht bekleben darf. Oder dass Grünpflanzen als Begrenzung von Gastgärten bei 110 Zentimetern abzuschneiden sind. Wieso muss so etwas erwachsenen Menschen vorgeschrieben werden? Und es geht bis zu richtig kostspieligen Angelegenheiten, etwa wenn ein Unternehmer die Stadt auf 7,5 Millionen Euro Schadenersatz klagt, weil sein Genehmigungsverfahren sieben Jahre lang verschleppt wurde. Wir brauchen eine Politik, die erkennt, dass eine Stadt nicht nur von sozialpolitischen Projekten und Verkehrsberuhigung lebt. Graz muss verstehen, welchen Beitrag Unternehmen zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen. Was muss sich ändern? Josef Herk: Wer sich mit Nachhaltigkeit ernsthaft auseinandersetzt, weiß, dass nur ein kluges Verhältnis von Ökologie, Ökonomie und sozialen Anliegen eine nachhaltige Entwicklung möglich macht. Das gerät in Graz gerade heftig aus der Balance. Die Stadt leistet sich 100 Millionen für Radwege. Hat aber überhaupt keinen Fokus auf die Bevorratung von Gewerbeflächen. Oder: Die vier Matches von Sturm in Klagenfurt kosten die Stadt und die Wirtschaft 2,5 Millionen Euro Umsatz. Das und viele andere Beispiele sind angesichts der momentanen wirtschaftlichen Großwetterlage alles andere als eine Lappalie. Was erwarten Sie von der Politik? Bernhard Bauer: Ich setze mich für ein neues Miteinander ein. Mit dem Diskutieren von ideologischen Glaubenssätzen gewinnen wir nichts. Jeder hat das Recht auf seine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten. Und die liegen auf der Hand. Und noch etwas ist mir wichtig: ein besseres Verständnis dafür, dass Wirtschaft uns alle betrifft. Jeder Einkauf, jeder Job, jede unternehmerische Entscheidung ist Wirtschaft – und trägt zum Wohlstand und zur Lebensqualität in der Stadt bei. Wirtschaft ist nicht der Gegenspieler von Klimaschutz und sozialer Gerechtigkeit, sie ist die Basis, um beides zu ermöglichen.
im Namen der 20.949 Unternehmer:innen der Stadt
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