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10. November 2024

- Faktencheck: Murpark P+R weiter in Warteschleife - Maltapost: Verwirrung um Strafen - Fastlane: Architekt fordert schnellere Bauverfahren - Junker-Präsentation: Genuss in der Stadthalle

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2 die seite zwei www.grazer.at 10. NOVEMBER 2024 E D I T O R I A L von Tobit Schweighofer ✏ tobit.schweighofer@grazer.at Wahlen sind die Fußball-WM der Politik D ie letzten Wochen haben eindrucksvoll gezeigt, dass auch Wahlen Teil unserer Event-Kultur geworden sind und dabei ähnlich wirken wie politische Fußballweltmeisterschaften. Selbst wenn man sich abseits des Events überhaupt nicht dafür interessiert – bei diesem einen Ereignis sind die allermeisten dann doch mit Feuereifer bei der Sache. Ein Umstand, der einerseits ein sehr erfreuliches Zeichen für eine lebendige Demokratie darstellt, andererseits aber auch ein Mitgrund dafür sein dürfte, wieso kaum nach Inhalten, sondern fast nur mehr nach Image des Kandidaten gewählt wird. Doch Wahltermine können noch mehr: Sie eignen sich hervorragend dazu, Dinge auf die lange Bank zu schieben. So bekam man diese Woche im Rathaus sehr oft den Verweis auf 2026 zu hören. Die Studie für den längst beschlossenen S-Bahn-Tunnel wird erst 2026 fertig, die lang ersehnte Surfwelle in der Mur wird für frühestens 2026 versprochen, der Umbau des Stadions wird vor 2026 sicher nicht begonnen werden und selbst der Pongratz-Moore-Steg wurde eineinhalb Jahre geprüft, um jetzt auf 2026 verschoben zu werden. Wissen Sie, was ebenfalls 2026 stattfindet? Richtig! – die Gemeinderatswahl und damit das Event, bei dem die Karten bzw. die Projekte wieder neu gemischt werden. Tobit Schweighofer, Chefredakteur SONNTAGSFRÜHSTÜCK MIT ... Bei Bernhard Paul kann das Frühstück schon mal ausgiebiger ausfallen. Es ist ihm sehr, sehr wichtig. CIRCUS RONCALLI ... Roncalli-Chef Bernhard Paul Der gebürtige Österreicher und Mastermind des Circus Roncalli über seine Freizeit und die Faszination, die der Zirkus auch 2024 ausübt. Wie sieht Ihr Sonntagsfrühstück aus? Jedes Mal etwas anders, aber ein Frühstück muss sein! Ich liebe Abwechslung, aber so eine Eierspeise mit Trüffeln, Joghurt mit Erdbeeren und Kalbspariser auf Bauernbrot – das hatte ich kürzlich, und das ist meine Vorstellung von einem gelungenen Frühstück. Und ich frühstücke nicht nur am Sonntag, sondern jeden Tag. Wie sieht der Sonntag dann weiter aus? Also, wenn Formel 1 ist, dann ist der Sonntag für mich heilig, das muss ich sehen. Ansonsten ist er ein Arbeitstag für mich. Was verbindet Sie und den Roncalli mit Graz? Neben der Formel 1, wo ja Graz eine Hochburg war, auch das Kernöl und natürlich meine vielen Freunde in Graz. Und man darf nie vergessen, beim steirischen herbst 1975 hat der Roncalli das Licht der Welt erblickt. Mit einem Zelt und ein paar Zirkuswagen vor dem Grazer Orpheum – so hat alles angefangen, und jetzt feiern wir bald 50 Jahre Roncalli. Also, Graz hat für mich eine große Bedeutung und ich habe viele Verbindungen hierher. Und bei der Premiere am 15. November am Grazer Messegelände werde ich natürlich die Grazer persönlich begrüßen. Worauf dürfen sich die Zuseher auf der Tournee von 15. November bis 8. Dezember heuer freuen? Vergessen Sie alles, was Sie bisher über Zirkus wussten. Es gibt keine Afferl, keine Kamele, keine Tiere. Es gibt nicht einmal Plastikflaschen. Wir sind tierfrei und plastikfrei und reisen umweltschonend per Bahn an. Das ist mir wichtig. Stichwort Tiere: Sie haben sich 2018 von Tieren verabschiedet, wie waren die Reaktionen? Der Wechsel war nicht rigoros, sondern schleichend. Zuerst keine Raubtiere und und und. Am Schluss hatten wir nur mehr sieben Ponys, die hab ich dann auch auf die Weide gesendet. Natürlich gab es Reaktionen, aber die waren überwiegend positiv. Wir haben Wäschekörbe voll Briefen bekommen, die uns das bestätigt haben. Zirkus und Tiere ist nicht mehr zeitgemäß. Was macht die Faszination des „analogen“ Zirkus aus – bei einem Überangebot an Videos, Social Media und Co? Heute kommt fast alles übers Handy. Im Zirkus sehe ich alles live und vor Ort und tauche ein paar Stunden in eine andere, faszinierende Welt ein. Und da bin ich weit weg von der digitalen Welt. Nur „Live is Life“, wie es auf Steirisch heißt. LUKAS STEINBERGER-WEISS Bernhard Paul wurde am 20. Mai 1947 in Lilienfeld (NÖ) geboren und wuchs in Niederösterreich auf. Er studierte Hoch- und Tiefbau, merkte aber, dass seine Begabungen woanders lagen, und wechselte auf die Graphische in Wien. Seine Mitschüler waren dort u. a. Manfred Deix und Gottfried Helnwein. 1975 verwirklichte er seinen Traum und gründete mit André Heller den Circus Roncalli. Die beiden Gründer zerstritten sich jedoch und Paul übernahm den Circus alleine.

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