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10. November 2024

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14 graz www.grazer.at 10. NOVEMBER 2024 „Ich werde alles für eine Steiermark tun, die zusammenhält“ Anton Lang will bei der Landtagswahl am 24. November als Erster durchs Ziel gehen und wirbt bei den Steirern um Stimmen: „Wenn man eine ÖVP/FPÖ- Koalition verhindern will, dann muss man die Sozialdemokraten wählen!“ LUEF INTERVIEW. Landeshauptmann-Stellvertreter und SPÖ-Spitzenkandidat Anton Lang im Gespräch über den Unterschied zu Andreas Babler, Dankbarkeit in der Politik und seine Sorgen um Graz. Von Tobit Schweighofer tobit.schweighofer@grazer.at Auch wenn die Voraussetzungen in Bund und Land andere sind: Die SPÖ erlebt nicht die besten Zeiten. Wird sich das auch in der Steiermark widerspiegeln? Anton Lang: Die Nationalratswahl hat uns jetzt nicht unbedingt einen Rückenwind gegeben. Aber das muss nicht viel heißen. Denn die Landtagswahl ist anders, das haben mir sehr viele Leute in der Steiermark bestätigt. Die Stimmung ist sogar richtig positiv. Trotz Teuerungen, hoher Neuverschuldung und Rezession sind die Steirer mit ihrer Regierung zufrieden? Lang: Na ja, es sind ja alles andere als einfache Zeiten, ich denke, das ist den Menschen durchaus bewusst. Zuerst hat Corona alles bestimmt, dann ist der Krieg in der Ukraine mit den bekannten wirtschaftlichen Folgen gekommen und eine leichte Rezession, die insbesonders die Autoindustrie betroffen hat. Trotzdem haben wir viele Projekte auf den Weg und die Steiermark insgesamt gut durch diese Zeit gebracht. Trotzdem darf man natürlich nie zufrieden sein und sich deshalb was erwarten, denn wie Bruno Kreisky schon sagte: Dankbarkeit ist keine politische Kategorie. Man muss in die Zukunft schauen. Was erwartet die Steiermark denn in der Zukunft? Lang: Das hängt natürlich stark vom Ausgang der Wahl ab. Wir stehen ganz klar vor einer Richtungsentscheidung: Wollen wir die Gesellschaft spalten, oder wollen wir eine starke Sozialdemokratie und Zusammenhalt. Im Unterschied zu Andreas Babler fahren wir in der Steiermark schon auch einen Kurs der Mitte.“ Wir möchten die Zukunft gemeinsam gestalten. Was werden Sie anders machen als Andreas Babler? Lang: Zuerst einmal werde ich niemanden ausschließen und keine Partei ausgrenzen. In der Steiermark leben wir in einem Klima der politischen Zusammenarbeit, das soll auch so bleiben. Im Unterschied zu Andreas Babler fahren wir hier aber schon auch einen Kurs der Mitte. Wobei wir uns natürlich klar zu unseren sozialdemokratischen Werten bekennen, da gibt es keinen Unterschied. Was meinen Sie konkret mit „Kurs der Mitte“? Lang: In erster Linie geht es um die Vermittlung der Botschaften. Eine generelle 32-Stunden-Woche wird in Österreich nicht gehen. Das weiß man, und deshalb darf man das auch nicht fordern. Was schon geht, ist: das Thema aufzuwerfen, darüber einmal zu diskutieren und sich ernsthaft anzuschauen, wo solche Lösungen möglich und sinnvoll wären und wo nicht. Die Sozialpartner, also Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter, sollen das übernehmen, und dann schauen wir weiter. Man darf nicht vergessen: Die Leute lesen zuerst einmal nur die Überschriften. Apropos Überschriften: Landeshauptmann Christopher Drexler hat ein Duell von FPÖ und ÖVP ausgerufen und damit aus dem Drei- einen Zweikampf gemacht. Wie stehen Sie dazu? Lang: Eine ÖVP/FPÖ-Regierung schließe ich überhaupt nicht aus. Wenn man die nicht will, dann muss man die SPÖ wählen, damit sich das nicht

10. NOVEMBER 2024 www.grazer.at graz 15 ausgeht. So gut die Regierungszusammenarbeit mit Christopher Drexler und der ÖVP schon fast auf freundschaftlicher Basis funktioniert, gibt es schon auch ganz grundsätzliche Unterschiede zwischen uns. Die da wären? Lang: Ich bin zum Beispiel ein Wirtschaftsmann und Drexler ist ein ausgezeichneter Jurist. Außerdem verzichte ich auf Showpolitik à la „BA“-Kennzeichen für die Bad Ausseer. Ich bin eher der, der in Ruhe arbeitet und dann die Ergebnisse präsentiert. Trotz allem muss im Land ein Sparkurs gefahren werden, wie kann man das den Steirern vermitteln, ohne Stimmen zu verlieren? Lang: Wir arbeiten offensiv gemeinsam mit den Gemeinden daran. Es wird definitiv kein Sparpaket geben, aber natürlich muss man auf das Budget achten. Sobald die globalen Krisenherde verschwinden, wird’s auch wieder bergauf gehen. Da gibt es ja berechtigte Hoffnung. Nach jedem Tief kommt ein Hoch. Speziell in Graz ist der Verkehr ein großes Thema. 130.000 Pendler fahren bereits jeden Tag aus und ein. Sie sind ja auch für den Verkehr politisch zuständig: Wie kann man dem immer größer werdenden Problem Herr werden? Lang: Wir haben große Bim- und Radprojekte auf den Weg Graz ist der Wirtschaftsmotor der Steiermark. Aber in der Landeshauptstadt selbst kümmert man sich viel zu wenig darum.“ gebracht, die wurden schon mit Siegfried Nagl vereinbart. Das Problem, das ich in Graz sehe, ist, dass hier die Verkehrsteilnehmer gerne gegeneinander ausgespielt werden, und die Fußgänger werden überhaupt fast übersehen. Das ist nicht mein Ansatz. Man muss die Leute mitnehmen, das wird in Graz nicht gemacht. Was den Großraum Graz betrifft, prüfen wir gemeinsam mit ÖBB und GKB mögliche weitere Park&Ride-Standorte. Wenn die Möglichkeiten gegeben sind, bevorzuge ich überhaupt Bike&Park&Ride-Plätze! Da fährt man von zuhause mit dem Rad zum Bahnhof und von dort mit dem Zug in die Stadt. Das wird super angenommen! Vielleicht können wir da sogar noch heuer ein großes Paket präsentieren. Im Sommer haben Sie gemeint, Sie machen sich Sorgen um Graz als Wirtschaftsstandort. Ist das noch so? Lang: Definitiv, da hat sich überhaupt nichts geändert. Graz ist der Wirtschafts-Motor der Steiermark. Aber in der Landeshauptstadt selbst kümmert man sich viel zu wenig darum. Das spürt man jetzt vielleicht noch nicht, aber über die Jahre wird das zu einem großen Problem. Ich hoffe, dass Doris Kampus, die nach der Wahl ja nach Graz wechselt, hier ein Umdenken in der Koalition erreichen kann. Es braucht unbedingt Kontakte und Gespräche mit den Firmen. Die Unternehmer wollen das auch unbedingt. Es haben mir aber bedauerlicherweise schon viele berichtet, dass sie keine Möglichkeit erhalten, mit Bürgermeisterin Elke Kahr zu sprechen. Das schadet massiv und ja: Das macht mir wirklich Sorgen. Was ist Ihr Ziel für die Landtagswahl? Lang: Das ist ganz klar: Ich will Erster werden und damit den Regierungsbildungs-Auftrag erhalten. Dann werde ich alles für eine Steiermark tun, die zusammenhält. Das wird nur mit mindestens einem Partner möglich sein. Wer ist da für Sie vorstellbar? Lang: Ganz offen: Die Zusammenarbeit mit der ÖVP funktioniert einfach ausgezeichnet, deshalb wäre mir das am liebsten. Aber: Ich schließe nichts und niemanden aus.

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