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10. November 2019

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- An jedem dritten Unfall in Graz ist ein Radfahrer beteiligt - 60 Millionen Euro für Kinderbetreuung - Neues Studentenheim in spätbarocker Villa - Jesuiten-Refektorium: Noch geht es beim Geisterhaus ums Geld - Millionstes Buch in der Grazer Stadtbibliothek ausgeliehen - KAGes: 168 Anästhesisten im Einsatz - Neue Thai- & Beer-Bar bei der FH Joanneum - Junkerpräsentation 2019

14 graz www.grazer.at

14 graz www.grazer.at 10. NOVEMBER 2019 Mobbing in der Schule STARK. In Zusammenarbeit mit der Arbeiterkammer geht der „Grazer“ kommende Woche mit einer Sonderausgabe des „SchülerGrazer“ in die Schulen, um das Thema Mobbing aufzuarbeiten. Von Svjetlana Wisiak svjetlana.wisiak@grazer.at Meiner Erfahrung nach werden die Ausdrücke ‚Mobbing‘ beziehungswiese ‚Cybermobbing‘ in Österreich sehr inflationär verwendet. Jeder Mobbingvorwurf muss genau geprüft werden, ob es sich dabei tatsächlich um Mobbing oder andere Formen von Gewalt handelt“, erklärt Hans-Peter Schume von der Kriminalprävention der steirischen Landespolizeidirektion. Nichtsdestotrotz stellt Mobbing unter Kindern und Jugendlichen ein zunehmend problematisches Thema dar. Einer aktuellen Studie der Arbeiterkammer zum Thema Mobbing und Gewalt im Schulbereich zufolge sind bereits 88,4 Prozent der Schüler von Mobbing betroffen, 62,1 Prozent von Cybermobbing. Beide Zahlen sind im Steigen begriffen. In Zu- sammenarbeit mit der Steirer-AK entstand deshalb eine Sonderausgabe des „SchülerGrazer“ zum Thema Mobbing, die nächste Woche in die Schulen kommt. Die AK lädt zudem am 3. Dezember Experten zu einem „eckigen Tisch“. Christian Ehetreiber von der ARGE Jugend gegen Gewalt weiß, wieso Schulen ein wichtiger Ansprechpartner sind: „Die Vision einer ‚gewaltfreien Schule‘ gelingt optimal durch ein akkordiertes Zusammenwirken der Schulpartnerschaft mit schulexternen Hilfs- und Unterstützungssystemen“, unterstreicht er. Beitrag der Schulen Experten, die die AK-Studie ausgewertet haben (darunter Direktoren, Berater, Ärzte, Polizeibeamte) sind sich einig, dass die Verantwortung nicht bei den Schülern haften bleiben darf. So besagt § 51 des Schulunterrichtsgesetzes: „Der Lehrer hat das Recht und die Pflicht, an der Gestaltung des Schullebens mitzuwirken.“ Aber auch die Eltern müssen zur Verantwortung gezogen werden. Hier kommt hinzu, dass den Erziehungsberechtigten oft – vor allen in Sachen Cybermobbing – die Kompetenz für Erziehungs- und Präventionsarbeit fehlt. Abhilfe kann die Volkshochschule mit ihrem Kursangebot schaffen: Von Medienverhalten über Zivilcourage, Betrug im Internet bis hin zu Konfliktmanagement werden regelmäßig Kurse in Graz angeboten. Auf taube Ohren stoßen sie bei den Jugendlichen jedenfalls nicht: So wünschen sich 53,9 Prozent der Schüler ein Fach zum Thema Werte, Verantwortungsübernahme, Zivilcourage. 59,8 Prozent hätten sogar gerne ein Fach zum richtigen Umgang mit Medien. „Die Schüler sind sich ihrer Eigendefizite bewusst“, schließt die AK-Studienautorin Claudia Brandstätter. Alarmierende Zahlen Hard Facts der Studie ■■17,4 Prozent der Schüler geben an, eher oder sehr ungern die Schule zu besuchen. ■■95,7 Prozent nutzen Soziale Medien wie WhatsApp, Facebook & Co (interessant: 2017 waren es noch 98,9 Prozent). ■■2,7 Stunden verbringen Schüler pro Tag im Netz. ■■88,4 Prozent sind von Mobbing betroffen (2017: 85,3). ■■37,1 Prozent der Schüler haben Zerstörung durch gewalttätige Schüler bemerkt. ■■33,3 Prozent denken, dass sich Cybermobbing in den nächsten drei Jahren verstärken wird. ■■79,5 Prozent unternehmen etwas, wenn andere gemobbt werden.

10. NOVEMBER 2019 www.grazer.at graz 15 keine Chance geben Aus der Beratung Cybermobbing kann besonders belastend für Jugendliche wirken. Einige Tipps helfen, die Attacken zu überstehen. GETTY (4) Über die Schule hinaus ■■ Die offizielle Definition lautet: „Mit Cybermobbing ist das absichtliche Beleidigen, Bloßstellen, Bedrohen oder Belästigen im Internet oder über das Handy, über einen längeren Zeitraum hinweg, gemeint.“ In der Realität üben diese Attacken einen immensen Druck auf Schüler aus, da sie auch im Privatleben mit den Inhalten konfrontiert werden. Obwohl sich die Opfer nur schwer wehren können, gibt es dennoch empfohlene Formen, mit Mobbern umzugehen: ☞ Niemals auf verärgernde Nachrichten antworten. ☞ Nachricht speichern. Beweise helfen, wenn Unterstützung geholt wird (Screenshot!). ☞ Problematische Inhalte der Website melden. ☞ Absender sperren. So wird man wenigstens nicht persönlich konfrontiert. ☞ Erlebnisse teilen – ob mit Eltern, Freunden, Lehrern, ... Ein Happy End erfordert viel Feingefühl Die Arbeiterkammer kann betroffene Schüler wie auch deren Eltern in schwierigen Fällen beraten. Eine richtige Herangehensweise kann Situationen schon früh entschärfen. Ein Beispiel aus dem Beratungs-Alltag. Martin* besucht die vierte Klasse und ist der Letzte, dem seine Eltern ein Smartphone erlauben. WhatsApp darf er weiterhin nicht nutzen. Nun erfährt Martin aber von einem Freund, dass in einer klasseninternen Gruppe spöttische, beleidigende Nachrichten über ihn die Runde machen. Daheim will Martin vorerst nicht über die Geschehnisse sprechen, den Eltern fällt jedoch auf, dass er ruhiger, in sich gekehrter auftritt. Schlussendlich vertraut er sich dann doch seiner Mutter an. Gemeinsam wird eine Strategie entwickelt: Martin bittet Freunde um Hilfe. Mit Screenshots tritt die Mutter an die Lehrerin heran, aber mit der Bitte, die Verantwortlichen nicht direkt anzusprechen. Im Zuge eines Elternabends werden allerdings die Erwachsenen in die Problematik eingeweiht, in der Klasse wird ein Workshop zu diesem Thema angesetzt. In der Klassengemeinschaft werden Regeln im Umgang mit den Sozialen Medien aufgestellt, für Martin wendet sich die Sache zum Besseren. *Name geändert

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