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1. Mai 2021

- Gastro-Öffnung: Verunsicherung in der Szene - 1. Mai: Was braucht die Arbeitswelt? - Straßenmusik hängt in der Luft - Neue Trinkbrunnen für Graz - Aus „Alter Münze“ wird KLYO

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6 graz www.grazer.at 1. MAI 2021 K O M M E N T A R von Valentina Gartner ✏ valentina.gartner@grazer.at Lokal-Öffnung: Freiheit mit Einschnitt D er Countdown läuft! Am 19. Mai sperren nach einer sechsmonatigen Durststrecke die Grazer Lokale wieder auf. Wenn man daran denkt, klopft das Herz gleich einmal schneller, Glücksgefühle werden ausgelöst – fast so, als wäre man frisch verliebt. Endlich wieder im Gastgarten einen Spritzer trinken, im Lieblingsrestaurant eine Pizza verputzen und ausgelassen mit ein paar wenigen Freunden tratschen. Nicht nur für Gastronomen ist dies ein wichtiger Schritt in Richtung Normalität, sondern auch für das gesellschaftliche Leben. Die damit verbundenen Einschränkungen bereiten aber dennoch vielen Kopfzerbrechen. Während die einen Glücklichen mit Impfung schon fast spontan auf einen Kaffee gehen können – sofern man dann überhaupt ein Platzerl ergattern kann –, müssen sich die anderen regelmäßig in der Nase bohren lassen. Viele Freiheiten werden einem nicht mehr gelassen, was auch der Gastro schaden könnte. Wohl nicht jeder wird sich am Tisch wohlfühlen, wenn es dann heißt: „Bitte zeig mir deinen Test, Nachweis oder Impfpass.“ Ebenso komplizierter wird es für die Laufkundschaft, die normalerweise von Lokal zu Lokal geht. Dennoch darf man sich über die gewonnene „Normalität“ nicht beklagen – und demnächst heißt’s dann: Prost! Qualifizierung, kürzere Arbeitszeit: Was braucht die Arbeitswelt der Zukunft? AMS-Steiermark-Chef Karl-Heinz Snobe, Arbeiterkammer-Steiermark-Präsident Josef Pesserl, Wirtschaftskammer-Steiermark-Präsident Josef Herk und ÖGB-Steiermark-Vorsitzender Horst Schachner (v. l.) AMS/FRANKL, AK STMK/GRAF-PUTZ, FOTO FISCHER JANTZEN ZUKUNFT. Hohe Arbeitslosigkeit, große Veränderungen in der Arbeitswelt: Zum heutigen 1. Mai sprachen wir mit Interessensvertretern und Arbeitsexperten über aktuelle Herausforderungen und notwendige Wandlungen. Von Fabian Kleindienst fabian.kleindienst@grazer.at Trotz leichter Besserungen bleibt die Situation am Arbeitsmarkt angespannt. Immer noch sind laut AMS-Zahlen (Stand 26. April) 17.891 Menschen im Raum Graz ohne Job. „Die Dynamik ist sehr gering, es gibt kaum Neueinstellungen, aber auch keine Freistellungen, dazu ,friert‘ die Kurzarbeit den Arbeitsmarkt ein,“ erklärt AMS-Steiermark-Geschäftsführer Karl-Heinz Snobe. Was tun? Für AK-Steiermark- Präsident Josef Pesserl ist die Lage klar: „Es braucht Investitionen der öffentlichen Hand, zum Beispiel in die Digitalisierung, die Ökologie, aber auch Bildung und Pflege.“ Das würde Folgeinvestitionen auslösen. Und diese brauche es, hält der steirische ÖGB-Vorsitzende Horst Schachner fest: „Oberstes Ziel muss es sein, bestehende Arbeitsplätze zu erhalten und neue zu schaffen.“ Gleichzeitig betont WKO- Steiermark-Präsident Josef Herk, dass viele Unternehmen händeringend nach Fachkräften suchen: Es brauche also „Bildung, Bildung und noch einmal Bildung“. Fest steht, Corona hat die Arbeitswelt gewandelt. Für Snobe ist klar: „Einiges wie das Homeoffice wird bleiben.“ Nach Pandemieende rechnet er mit Nachholeffekten, die sich vorerst positiv auf den Arbeitsmarkt auswirken würden. „Was danach kommt, ist unklar. Zu vieles ist ungewiss: das weitere Tempo bei Digitalisierung und Globalisierung, die Umsetzung von Klimazielen sowie von Infrastrukturprojekten.“ Blick in die Zukunft Aus Veränderungen ergeben sich auch neue Herausforderungen. Bereiche wie Arbeitszeitverkürzung oder ein gesetzlicher Mindestlohn werden häufiger zum Thema. Für Pesserl ist klar, wieso: „Der technologische Fortschritt ermöglicht, dass weniger Menschen in kürzerer Zeit immer mehr davon herstellen, was die Gesellschaft braucht.“ Dementsprechend würden Menschen ihre Jobs verlieren. Daraus folgen persönliches Leid, aber auch wirtschaftliche Nachteile, da die Massenkaufkraft zurückgeht. Laut Schachner geht es daher darum, „die weniger werdende Arbeit auf mehr Menschen zu verteilen“. Anders sieht man es bei der WKO. Herk verweist auf den Fachkräftemangel, es fehle vor allem an Qualifizierung: „Aus meiner Sicht braucht es darum keine Diskussion über ein höheres Arbeitslosengeld oder eine Arbeitszeitverkürzung, sondern eine offene Debatte, wie man soziale Hilfen noch stärker von der Qualifizierungsbereitschaft der Unterstützungsempfänger abhängig macht.“ Die Zukunft der Arbeitswelt scheint jedenfalls unklar. Fragen rund um Mindestlöhne, höhere Arbeitslosenunterstützung und Arbeitszeit werden, wie Snobe betont, „zweifelsohne ganzheitlich zu führen sein“. Pesserl appelliert: „Es braucht eine seriöse Diskussion darüber, wie ein Lösungsansatz in der Frage der Verteilung von Arbeit aussehen kann.“ Denn der optimale Zustand der Zukunft sei Vollbeschäftigung. Diese sei „keine Frage der Machbarkeit, sondern ob man den Gestaltungswillen auf allen Ebenen aufbringt“. Für Herk liegt der Schlüssel in der Bildung. Man müsse „die Jugend fit machen“ für kommende Herausforderungen. derGrazer IMPRESSUM: „der Grazer“ – Unabhängige Wochenzeitung für Graz und Umgebung | Erscheinungsort: Graz | HERAUSGEBER & MEDIENINHABER: Media 21 GmbH, Gadollaplatz 1, 8010 Graz; Tel. 0 316/23 21 10 | GESCHÄFTSFÜHRUNG/REDAKTION: Gerhard Goldbrich | ASSIS TENZ: Jasmin Strobl (0664/80 666 6695) | CHEFREDAKTION/PROKURA: Tobit Schweighofer (DW 2618) | REDAKTION: Verena Leitold (Leitung E-Paper & Online, 0664/80 666 6691), Vojo Radkovic (0664/80 666 6694), Valentina Gartner (0664/80 666 6890), Fabian Kleindienst (0664/80 666 6538), Julian Bernögger (0664/80 666 6690), Nina Wiesmüller (0664/80 666 6918), Birgit Schweiger (Lektorat, 0650/2540976), Redaktion -Fax-DW 2641, redaktion@grazer.at | ANZEIGENAN- NAHME: Fax 0 316/23 21 10 DW 2627, verkauf@grazer.at | VERKAUF: Michael Midzan (Verkaufsleitung, 0664/80 666 6891), Selina Gartner (Verkaufsleitung, 0664/80 666 6848), Robert Heschl (0664/80 666 6897), Mag. 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