Aufrufe
vor 2 Jahren

1. Mai 2021

- Gastro-Öffnung: Verunsicherung in der Szene - 1. Mai: Was braucht die Arbeitswelt? - Straßenmusik hängt in der Luft - Neue Trinkbrunnen für Graz - Aus „Alter Münze“ wird KLYO

30 eco graz

30 eco graz www.grazer.at 2. 1. MAI 2021 Genau so macht man das, wenn man regionale Wirtschaftsstandorte schwächen will.“ 30 Fabian fabian.kleindienst@grazer.at Kleindienst Gernot Pagger, Geschäftsführer der IV Steiermark, stellt sich klar gegen eine Schließung der Flugroute Graz-Wien. IV-STEIERMARK / MARIJA KANIZAJ „Ohne CO 2 -Preis werden die SPANNEND. Der international renommierte Klimaökonom Karl Steininger spricht im Interview über nötige Klima-Maßnahmen im wirtschaftlichen Wiederaufbau, CO2-Preise und Wirkungen der Klimakrise. Von Fabian Kleindienst fabian.kleindienst@grazer.at Herr Steininger, Sie beschäftigen sich am Grazer Wegener-Center mit den Auswirkungen des Klimawandels auf Mensch und Wirtschaft und erarbeiten Handlungsmöglichkeiten. Aktuell wird vor dem Hintergrund des wirtschaftlichen Comebacks nach Corona wieder verstärkt über Klimaschutzmaßnahmen diskutiert. Wie beurteilen Sie bisher bekannt gewordene Maßnahmen der Regierung? Steininger: „Grundsätzlich halte ich den Ansatz der ganzen EU, Mittel im Wiederaufbau in Richtung Klimaschutz zu verlagern, für ausgezeichnet. Wenn wir uns Österreich ansehen, sind wir beispielsweise überdurchschnittlich stark in der Kohlenstoffindustrie – ob chemische Industrie, Stahl oder Zement. Wenn wir da weiter eine überproportional große Rolle spielen wollen, müssen wir das treibhausgasneutral machen. Die Betriebe gehen da schon voran, es braucht aber Unterstützung.“ Wo sollte die Politik ansetzen? Steininger: „Für die Industrie ist die Investitionsprämie eine gute Maßnahme, weil sie den Betrieben die Wahl lässt, auf welche Techno- logien sie setzen – solange es in eine kohlenstoffarme Richtung geht.“ Und im Verkehr? Steininger: „Hier geht es darum, in der Raumplanung und Raumordnung langfristig die Möglichkeit zu erhöhen, alles mit dem öffentlichen Verkehr erreichen zu können. In Österreich haben wir ja eine sehr starke Zersiedelung. Angebote wie das 123-Ticket sind gut. Wir wissen aber auch, dass der öffentliche Verkehr durch den Ausbau zwar nutzbarer, aber nicht zwingend mehr genutzt wird. Da müssen auf der anderen Seite die hohen Kosten dem Auto angelastet werden – aber nicht ohne genug Alternativen.“ Eine CO₂-Bepreisung wird ja häufig diskutiert, noch warten wir auf einen Entwurf für eine ökosoziale Steuerreform der türkis-grünen Bundesregierung. Ist eine solche CO₂-Bepreisung nötig? Steininger: „Wir haben ja nur zwei Möglichkeiten, von den Treibhausgasen wegzukommen: Verbote oder aber Anreize. Ein zentraler Anreiz wäre eben die Bepreisung. Wir können es ohne machen, aber dann wären die Auswirkungen auf unsere Wirtschaft noch viel dramatischer. Meiner Meinung nach ist es ganz zentral, über den Preis ein Signal zu senden, welche Schäden mit der Verwendung von Öl, Gas und Mehr Förderungen benötigt: Preisexplosion Flieger vom Grazer Flughafen sollen künftig nicht mehr nach z. B. Wien abheben dürfen, wenn der Semmeringbasistunnel fertig ist. LUPI SPUMA Streit um Kurzflüge ■ Nachdem Klimaschutzministerin Leonore Gewessler diese Woche in den Raum stellte, dass Kurzstreckenflüge innerhalb des Landes wie jene zwischen Graz und Wien eingestellt werden sollen, gingen in der steirischen Wirtschaft die Wogen hoch. „Diese Verbindung wird fast ausschließlich als Zubringer genutzt. Hier mit Verboten zu drohen, halten wir sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus umweltpolitischer Sicht für alles andere als sinnvoll“, betonen WKO- Steiermark-Präsident Josef Herk und Direktor Karl-Heinz Dernoscheg. Dadurch würde der Flughafen Graz nämlich als internationale Drehscheibe massiv an Attraktivität verlieren und Grazer Businessreisende mit dem Auto nach Wien-Schwechat pendeln. Auch von der Industriellenvereinigung und der FPÖ um Landesparteisekretär Stefan Hermann kam Kritik an der Ankündigung. EXTREM. Die Preissteigerung am Bau fordert Wirtschaft und den sozialen Wohnbau. Laut GWS-Chef Johannes Geiger braucht es höhere Förderungen. Von Fabian Kleindienst fabian.kleindienst@grazer.at Die Preise am Bau explodieren. Erst vergangene Woche warnte die WKO um Johann Reithofer, Innungsmeister des steirischen Bauhilfsgewerbes, Häuslbauer vor der Gefahr wachsender Kosten und wahrscheinlicher Verzögerungen. Gewerbe- und Handwerk-Spartenobmann Hermann Talowski nannte außerdem die Gefahr, dass der geförderte soziale Wohnbau zum Erliegen kommen könne. Auch in der Wohnbau-Branche blickt man sorgenvoll auf die Entwicklung. Johannes Geiger feiert aktuell sein 30-jähriges Jubiläum als Geschäftsführer des gemeinnützigen Wohnbauträgers GWS und beobachtet die Entwicklungen seit einiger Zeit: „Die derzeitige Preisexplosion im Baubereich und speziell natürlich im Wohnbaubereich ist nur das berühmte Pünktchen auf dem i“, erzählt er. Ausgelöst von der derzeitigen weltpolitischen Situation und Konjunkturlage würden Rohstoffe und damit auch Baumaterialien knapp und somit immer teurer. „Dazu kommt, dass bereits in den letzten Jahren durch die Zinspolitik die Wohnung immer mehr zum Anlageobjekt, nicht Johannes Geiger

1. 2. MAI 2021 www.grazer.at graz eco 31 ➜ TEURER GETTY (2) Wohnungsmiete +5,3 % Bitter: Wer zur Miete wohnt, muss heuer etwas tiefer in die Tasche greifen als noch vor einem Jahr. Sekt –17,8 % Die Gelegenheiten fehlen, aber immerhin wurde das Miteinander- Anstoßen im Jahresvergleich billiger. BILLIGER ➜ Auswirkungen dramatischer“ Kohle verbunden sind.“ Und etwaige soziale Effekte? Steininger: „Entscheidend ist, was mit den Einnahmen passiert. Da muss man unbedingt ungewollte Nebeneffekte für geringere Einkommensklassen ausgleichen: beispielsweise durch einen Ökobonus pro Kopf. Wichtig wäre, das schon vorab zu machen. Damit die Leute so die Mehrkosten tragen können.“ Wie spürt die Wirtschaft den Klimawandel eigentlich? Steininger: „Wir gehen davon aus, dass Österreich aktuell pro Jahr knapp 2 Milliarden an Wetter- und Klimafolgekosten hat: Produktivitätsverluste im Sommer, Wintertourismus-Ausfälle und natürlich Schäden. Unsere Modelle sagen uns, dass das bis zur Jahrhundertmitte auf 5 bis 8 Milliarden im jährlichen Durchschnitt ansteigen wird. Da sind Rückwirkungen aus dem Ausland noch nicht mitgerechnet.“ Wie können wir das verhindern? Steininger: „Wie sich das Klima entwickelt, ist bis 2040/2050 aus der Vergangenheit weitgehend schon klar. Was wir durch Minderungsmaßnahmen wirklich ändern können, ist das, was danach passiert. Bei der Anpassung an die Veränderungen wie Trockenheit, Hitze und Überschwemmungen können wir aber natürlich noch etwas tun.“ Mehr aus dem Interview mit Karl Steininger über die dramatischen wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels und aktuelle Themen wie die Flugverbindung Graz-Wien gibt’s am Montag in unserer digitalen Tageszeitung. Karl Steininger forscht und lehrt an der Uni Graz zu Wirtschaft und Klima. SISSY FURGLER plagt sozialen Wohnbau nur für den kleinen Sparer, sondern für internationale, potente Fonds wurde“, führt er die Problemlage aus. Hilfe gebraucht Problematisch laut Geiger: Durch die starke Teuerung seien viele Grundstücke für den geförderten oder sozialen Wohnbau nicht mehr erschwinglich. Positiv hierzulande sei immerhin die langfristig ausgelegte Wohnbauförderung und dass der leistbare Wohnbau fest in der Hand der Gemeinnützigen ist. „Durch Vorgaben des WGG (Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz) und der dazugehörigen Verordnungen, wie z. B. Kostendeckung, wirkt sich die Bautätigkeit dieser Unternehmen deutlich kostendämpfend aus.“ Hier gilt es laut Geiger nun zu reagieren, um die Effekte der Preisexplosion aufzufangen: „Besonders wichtig wäre jetzt, die seit Jahren nicht erhöhten Wohn- bauförderungsmittel seitens des Landes an die Preissituation anzupassen und zukünftig auch zu indexieren. Zusätzlich sollten Bundesmittel zur Verfügung gestellt werden, sodass der Bausektor, der in Zeiten von Corona neben der Industrie einer der wesentlichen Konjunktur- und Arbeitsplatzgaranten war, nicht das gleiche Schicksal wie viele andere Branchen erleidet.“ Wegen stark steigender Preise am Bausektor schlagen Experten Alarm.GETTY, OLIVER WOLF CEO verlängert Vertrag: ams AG ■ Wie der Aufsichtsrat der ams AG aus Premstätten, immerhin ein weltweit führender Anbieter von hochwertigen Sensorlösungen, bekannt gab, wurde der Vertrag von CEO Alexander Everke vom Aufsichtsrat verlängert. In den nächsten drei Jahren soll Everke nun die auf optische Lösungen fokussierte Strategie der Gruppe weiter vorantreiben.

2024

2023

2022

2021